Ärzteschaft
Bundesärztekammer plädiert für Verbot der Tabakaußenwerbung
Donnerstag, 31. Mai 2018
Berlin – Für ein Verbot der Außenwerbung für Tabakprodukte in Deutschland hat sich anlässlich des heutigen Welt-Nichtrauchertags erneut die Bundesärztekammer (BÄK) ausgesprochen. Deutschland sollte nicht als letztes europäisches Land Tabakaußenwerbung erlauben, sondern vielmehr seinen Bürgern den bestmöglichen Gesundheitsschutz bieten, sagte Josef Mischo, Vorsitzender der BÄK-Arbeitsgruppe Sucht und Drogen. Ein Tabakwerbeverbot sei eine gezielte Präventionsmaßnahme, mit der tabakbedingte Erkrankungen eingedämmt werden könnten.
Ähnlich äußerte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie betonte heute, im Kampf gegen das Rauchen seien viele günstige Maßnahmen wirksam, etwa umfassende Rauchverbote in öffentlichen Räumen, Werbeverbote, medizinische Unterstützung bei der Entwöhnung und drastische Warnungen auf Tabakpackungen.
Auf europäischer Ebene wurde bereits 2003 mit der EU-Richtlinie 2003/33/EG die grenzüberschreitende Tabakwerbung verboten. Im selben Jahr hatte sich Deutschland mit Unterzeichnung des „WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs“ international zur Umsetzung eines umfassenden Tabakwerbeverbots verpflichtet.
Josef Mischo und Erik Bodendieck, ebenfalls Vorsitzender der BÄK-Arbeitsgruppe Sucht und Drogen, verwiesen darauf, dass der in der vergangenen Legislaturperiode vom Bundeskabinett verabschiedete Gesetzentwurf für ein Verbot der Tabakaußenwerbung vom Bundestag nicht beraten worden sei. „Man muss sich fragen, ob hier wirtschaftlichen Interessen ein höherer Stellenwert eingeräumt wird als der Gesundheit der Bevölkerung“, kritisierte Bodendieck.
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Wie die WHO heute weiter mitteilte, wird sich das Ziel, die Raucherraten von 2010 bis 2025 um 30 Prozent weltweit zu senken, wohl nicht erreichen lassen. Das mache der Tabakbericht der WHO deutlich. In vielen Ländern wüssten die Menschen immer noch nicht, wie schädlich das Rauchen für die Gesundheit sei. „Die WHO weist darauf hin, dass Tabak nicht nur Krebs verursacht, sondern buchstäblich Herzen bricht“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Tabakkonsum sei nach Bluthochdruck der zweithäufigste Grund für Herzerkrankungen. E-Zigaretten enthielten zwar weniger Giftstoffe, könnten aber auch zu Herzkrankheiten beitragen, so die WHO.
Auch bei E-Zigaretten verengten sich beim Nutzer die Arterien, Herzschlag und Blutdruck stiegen an. Die Langzeitfolgen seien noch unbekannt, aber es werde davon ausgegangen, dass E-Zigaretten das Risiko für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenkrebs und möglicherweise Herzerkrankungen erhöhen, so die WHO.
Jedes Jahr sterben nach Schätzungen drei Millionen Menschen infolge von Tabakkonsum an Herzerkrankungen. 2010 hätten noch rund 60 Prozent der Chinesen nicht gewusst, das Rauchen Herzinfarkte verursachen kann. Wie hoch die Zahl in Deutschland ist, erhob die WHO nicht. Weltweit rauchen rund 1,1 Milliarden Menschen, etwa so viele wie im Jahr 2000. Die Weltbevölkerung ist allerdings angewachsen, so dass der Anteil der Raucher weltweit in der Zeit von 27 auf 20 Prozent (2016) sank. Sieben Millionen Menschen starben durch ihre Tabaksucht.
In Deutschland lagen die Zahlen nach diesen Angaben über dem Durchschnitt: Im Jahr 2000 rauchten noch 30,6 Prozent der Deutschen, 2015 etwa 27 Prozent. 2025 dürften es Hochrechnungen zufolge noch 23,7 Prozent sein. In Europa seien 2025 Island, Norwegen, Dänemark und Schweden die Klassenbesten mit Raucherraten unter 14 Prozent. Wie stark der Anteil der Raucher zurückgehe, hänge auch vom Durchschnittseinkommen der Länder ab, so die WHO. Je höher der Wohlstand, desto stärker der Abwärtstrend. Vorne lägen Nord- und Südamerika sowie Europa. © dpa/may/EB/aerzteblatt.de

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