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MHH-Wissenschaftler untersuchen Fibrosierung der Lunge
Montag, 18. Juni 2018
Hannover – Therapiewege für bislang unheilbare Lungenerkrankungen entwickeln will eine Arbeitsgruppe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) um Danny Jonigk aus dem Institut für Pathologie. Dafür wird das Team in den kommenden fünf Jahren rund 700 kranke Lungen untersuchen, die im Rahmen von Transplantationen den Patienten entnommen werden. An der MHH wurden im Jahr 2017 rund 120 Lungen transplantiert.
Jonigk untersucht anhand dieser Lungen insbesondere den Mechanismus der sogenannten Fibrosierung, der im Zentrum des Krankheitsgeschehens steht. Dies ist die krankhafte starke Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge, aufgrund derer die Lunge nicht mehr richtig funktioniert. Bei diesem Prozess spielen Makrophagen eine Schlüsselrolle. Diese Zellen sollen mithilfe einer sogenannten Genschere so verändert werden, dass sie den Krankheitsverlauf aufhalten beziehungsweise rückgängig machen können.
Langfristig sollen diese Makrophagen den betroffenen Patienten per Infusion oder Inhalation in therapeutischer Absicht verabreicht werden können. Die Wissenschaftler arbeiten dafür sehr eng mit Arbeitsgruppen der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, der MHH-Klinik für Pneumologie und des MHH-Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie zusammen.
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Jonigk und seine Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren eine besondere Infrastruktur für diese Untersuchungen aufgebaut. Sie ermöglicht, dass die entnommenen Lungen sehr frisch untersucht werden können: Nachdem eine kranke Lunge im Rahmen einer Transplantation einem Patienten entnommen worden ist, wird sie zu jeder Tages- und Nachtzeit direkt ins MHH-Institut für Pathologie zur Arbeitsgruppe Lungenforschung gebracht. Es vergehen höchstens 30 Minuten zwischen Entnahme des Organs und dem Beginn der ersten Untersuchungen.
Die von Peter Braubach koordinierte Gewebebank bereitet das Organ für die Forscher so vor, dass sie ihre wissenschaftlichen Untersuchungen durchführen können. Dafür stehen sie an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr zur Verfügung. 25 lokale, nationale und internationale Partner, vor allem aus dem Forschungsverbund BREATH – dem hannoverschen Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung – nutzen bisher diese Möglichkeit. In den vergangenen vier Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft Lungenforschung nach eigenen Angaben bereits mehr als 500 Lungenexplantate frisch aufgearbeitet.
Die Europäische Union unterstützt das Vorhaben „Hanover experimental lung research project (XHaLe)“ jetzt mit einem „Consolidator Grant“ des European Research Council (ERC)“. Der Grant umfasst rund zwei Millionen Euro. © hil/aerzteblatt.de

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