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Ärzteschaft

Kein weiterer Anstieg von ADHS

Montag, 18. Juni 2018

/dpa

Berlin – Im Jahr 2016 haben Ärzte bei knapp 260.000 Kindern und Jugend­lichen eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert. Das entsprach einer Diagnosehäufigkeit von 4,3 Prozent. 196.000 der Betroffenen waren Jungen und etwa 64.000 Mädchen. Das berichten Wissenschaftler des Versorgungsatlas – eines Arbeitsbereichs des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). In den Jahren 2009 bis 2016 war demnach kein Anstieg der ADHS-Häufigkeit zu verzeichnen.

Datengrundlage für die Auswertung bildeten die bundesweiten, vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2016. Die untersuchten Daten umfassen alle gesetzlich krankenversicherten Patienten, die im Untersuchungszeitraum mindestens einen Arztkontakt hatten und repräsentieren etwa 85 Prozent der Bundesbevölkerung.

In der Diagnosehäufigkeit ermittelten die Wissenschaftler ausgeprägte regionale Unterschiede. Sie lag im Kreisvergleich zwischen 1,6 und 9,7 Prozent. Besonders deutlich zeigten sich die regionalen Unterschiede in Bayern, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Die Diagnosehäufigkeit war außerdem überdurchschnittlich höher in mehreren Kreisen im Osten Niedersachsens, im Süden von Rheinland-Pfalz sowie in Ostthüringen und Westsachsen. Kreise mit niedriger Diagnosehäufigkeit waren in mehreren Kreisen in Südhessen und im südlichen Baden- Württemberg zu verzeichnen. 

„In unserer früheren Studie hatten wir überaschenderweise festgestellt, dass bei Kindern in städtischen Regionen signifikant seltener ADHS diagnostiziert wurde als bei Kindern auf dem Land. Wir konnten jetzt zeigen, dass die Berücksichtigung  des Ausländeranteils an der Bevölkerung diesen Unterschied erklärt“, erläuterte der Leiter des Versorgungsatlas, Jörg Bätzing, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.

Die ADHS-Diagnose scheine bei ausländischen Kindern und Jugendlichen insgesamt seltener gestellt zu werden als bei einheimischen Kindern und Jugendlichen. „Aus anderen Studien in Deutschland weiß man, dass Menschen mit Migrationshintergrund Gesundheitsversorgungmaßnahmen weniger in Anspruch nehmen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Vorstellbar sind auch kulturelle Unterschiede in der Auffassung von Verhaltensauffälligkeiten“, heißt es dazu in der Studie. 

Ein weiterer Grund für die regionalen Unterschiede ist laut der Studie die Verfügbarkeit von Kinder- und Jugendpsychiatern und Kinderärzten. In Kreisen mit hoher Versorgungsdichte wird ADHS laut der Auswertung häufiger diagnostiziert. © hil/aerzteblatt.de

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