Vermischtes
Online-Patientenverfügung: Teurer ist nicht immer besser
Mittwoch, 20. Juni 2018
Mainz – Kostenpflichtige Online-Patientenverfügungen versprechen eine schnelle, professionelle Erstellung individuell passender Unterlagen. Dabei reichen die Preise von zehn bis 140 Euro und die Bandbreite der Angebote vom reinen Download der Formulare bis hin zum persönlichen Kontakt mit Experten. Die Verbraucherzentralen haben das Geschäftsmodell unter die Lupe genommen und festgestellt: Teurer ist nicht immer besser.
Eine Patientenverfügung legt den Willen des Patienten bezüglich medizinischer Behandlungen in der Zukunft fest. Damit das möglich ist, macht der Patient vorsorglich Angaben zu häufig auftretenden Behandlungssituationen. Kostenpflichtige Onlineangebote können dazu durchaus eine rechtswirksame Festlegung der eigenen Wünsche leisten. Allerdings gibt es keinen Grund für die Annahme, die Formulierungen in einer Online-Patientenverfügung seien besser als kostenlose Vordrucke von Ministerien oder im Buchhandel erhältliche Vordrucke, so das Ergebnis der Untersuchung.
In einem Test von elf kostenpflichtigen Onlineangeboten stellte eine bundesweite Untersuchung der Verbraucherzentralen fest, dass die meisten online angebotenen Patientenverfügungen mit den kostenlos erhältlichen Textbausteinen des Bundesjustizministeriums übereinstimmen.
zum Thema
- Pressemitteilung der Verbraucherzentralen 2018
- Broschüren, Formulare und Textbausteine; Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
Deutsches Ärzteblatt print
- Empfehlungen der Bundesärztekammer zu Patientenverfügungen und anderen vorsorglichen Willensbekundungen bei Patienten mit einer Demenzerkrankung
- Betreuungsrecht: Worauf Ärzte im Alltag achten sollten
aerzteblatt.de
Kritisch sind Angebote zu betrachten, die eine Optimierung erprobter Patientenverfügungsmuster versprechen. Die Verbraucherzentralen konnten sich von einem Mehrwert solcher Angebote nicht überzeugen. Im ungünstigsten Fall können wortreiche Erweiterungen gängiger Formulierungen sogar Zweifel aufwerfen, wenn die Breite der Formulierungen als Unsicherheit des Verfassers interpretiert wird. Dann wäre der höhere Preis für eine solche Optimalversion schlecht investiert.
Als bedenklich bewerten die Verbraucherzentralen zudem Stil und Inhalt zahlreicher Werbetexte. Häufig schüren diese die Angst der Verbraucher, der Medizin ohne die beworbene Patientenverfügung hilflos ausgesetzt zu sein. © gie/EB/aerzteblatt.de

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