Ausland
Patienten mit resistenter Tuberkulose sollen in Südafrika regelhaft Bedaquilin erhalten
Montag, 25. Juni 2018
Köln – Südafrika hat das Tuberkulose (TB)-Medikament Bedaquilin in seine nationale TB-Behandlungsrichtlinien aufgenommen. Wie das südafrikanische Gesundheitsministerium mitteilte, sollen künftig alle Patienten mit resistenten Formen von TB mit Bedaquilin behandelt werden.
„Die bisherige Standardtherapie für resistente TB heilt nur die Hälfte der Patienten“, erläutert Anja Reuter, die für Ärzte ohne Grenzen derzeit im südafrikanischen Khayelitsha TB-Patienten behandelt. Das Therapieregime sei nebenwirkungsreich und beeinhalte auch ein Präparat, das injiziert werden müsse. „Erste Ergebnisse zeigen, dass Bedaquilin sicher und wirksam ist und bei der Mehrheit der Patienten anstelle der bisherigen Injektion angewendet werden kann“, berichtet sie.
Erster Schritt getan
Laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kommen viele Länder bei der Einführung von Bedaquilin nur langsam voran. Südafrika habe nun einen wichtigen Schritt getan, indem es sicherstelle, dass niemandem, der an resistenter TB erkrankt sei, der Zugang zu Bedaquilin verwehrt bleibe.
2016 sind weltweit rund 1,7 Millionen Menschen an TB gestorben. Jedes Jahr infiziere sich rund eine halbe Million Menschen mit einer resistenten Form der Erkrankung. Bedaquilin ist eines der wenigen neu entwickelten Medikamenten gegen TB. Schätzungen zufolge werden aber weltweit nicht einmal fünf Prozent der Menschen, die Bedaquilin bräuchten, mit dem Medikament behandelt.
2014 wurden Bedaquilin und Delamanid als neu entwickelte TB-Medikamente unter Vorbehalt zugelassen. Sie werden von den Firmen Janssen Pharmaceuticals und Otsuka hergestellt. Schon 2016 forderte Ärzte ohne Grenzen, Länder mit vielen TB-Patienten sollten die neuen Medikamente schnell in ihre Behandlungsrichtlinien aufnehmen. Nötig sei außerdem deutlich mehr Forschung zu TB.
In Deutschland haben Gesundheitseinrichtungen 2017 nach vorläufigen Daten 5.486 Tuberkulosefälle an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt – nach 5.949 im Jahr 2016 und 5.834 im Jahr 2015. Auch wenn die Erkrankungszahlen in Deutschland erstmals seit einigen Jahren wieder leicht gesunken seien, „müssen wir die Anstrengungen in der Tuberkulosekontrolle verstärken“, kommentierte der RKI-Präsident Lothar Wieler die Zahlen. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
