Medizin
40 Jahre künstliche Befruchtung: Acht Millionen Babys kamen zur Welt
Mittwoch, 4. Juli 2018
Barcelona – 40 Jahren sind mehr als acht Millionen Babys nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung zur Welt gekommen. Das hat eine Auswertung der Datensammlung ICMART ergeben, die am Dienstag beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) in Barcelona vorgestellt wurde. Inzwischen werden demnach jährlich geschätzt mehr als eine halbe Million Babys weltweit nach einer künstlichen Befruchtung geboren.
An der Spitze in Europa mit den meisten Fruchtbarkeitsbehandlungen liegt nach wie vor Spanien. Fast 120.000 Therapiezyklen wurden hier allein im Jahr 2015 durchgeführt. Auf Platz 2, 3 und 4 folgen Russland (110.723), Deutschland (96.512) und Frankreich (93.918), hieß es von der ESHRE weiter. Berücksichtigt sind dabei In-vitro-Fertilisationen (IVF), Intrazytoplasmatische Spermien-Injektionen (ICSI) und die – in Deutschland verbotenen – Eizellspenden.
Künstliche Befruchtung: Spanien gibt in Europa das Tempo an
Genf – Künstliche Befruchtungsverfahren sind in Spanien am häufigsten. Das Land im Süden Europas hat die früheren Erstplatzierten Russland und Frankreich schon im Jahr 2014 überholt. Das geht aus einer vorläufigen Auswertung nationaler ART-Registerdaten (Assisted Reproductive Technology) hervor, die heute bei der 33. Jahrestagung der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE)
Insgesamt gab es den ESHRE-Daten zufolge 2015 europaweit rund 800.000 Behandlungszyklen, aus denen 157.449 Babys hervorgingen. Allerdings seien noch nicht alle Länder bei dieser Auswertung berücksichtigt, es fehle zum Beispiel Großbritannien mit üblicherweise etwa 60.000 Zyklen.
Gut ein Drittel der künstlichen Befruchtungen erfolgreich
Der vorgestellten Statistik zufolge kommt es bei 36 % der Embryotransfers zu einer Schwangerschaft. Die Chancen stehen besser, wenn der Embryo im Alter von 5 statt von 3 Tagen in die Gebärmutter übertragenen wird. Die Aussichten auf eine Schwangerschaft sind grundsätzlich in höherem Alter geringer und nicht jede Schwangerschaft endet mit der Geburt eines Babys. Weil inzwischen häufiger nur ein Embryo eingesetzt wird, kommt es seltener zu Zwillingsschwangerschaften – für 2015 lag die Rate bei etwa 14 %.
Am 25. Juli 1978 wurde im britischen Oldham Louise Brown nach einer IVF geboren. Sie war das erste durch künstliche Befruchtung entstandene Kind weltweit. Entwickelt wurde die Methode vom Robert Edwards, der dafür 2010 den Nobelpreis erhielt. Das erste deutsche Retortenbaby namens Oliver kam am 16. April 1982 in der Erlanger Frauenklinik zur Welt.
Rund jedes 10. Paar hat Schwierigkeiten, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen. Die In-vitro-Fertilisation nutzen Mediziner unter anderem bei Fruchtbarkeitsproblemen der Frau wie etwa einem Eileiterverschluss. Zunächst wird mit Hormonpräparaten die Eizellreifung stimuliert. Die gereiften Eizellen werden abgesaugt und im Labor mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Der entstehende Embryo wird in die Gebärmutter der Frau gepflanzt. Am häufigsten wird inzwischen die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion angewendet. Die ICSI kommt bei Fruchtbarkeitsproblemen des Mannes zum Einsatz, etwa zu wenigen oder schlecht beweglichen Spermien. Der Ablauf ist zunächst derselbe wie bei der IVF, zur Befruchtung wird jedoch eine Samenzelle unter einem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt. © dpa/aerzteblatt.de
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