Vermischtes
Werbung für Ungesundes steigert Kalorienaufnahme bei Kindern
Freitag, 13. Juli 2018
Berlin – Eine kurze Werbeunterbrechung für ungesunde Produkte reicht aus, damit Kinder messbar mehr Kalorien pro Tag zu sich nehmen. Vor allem bereits übergewichtige Kinder greifen anschließend zu Süßigkeiten. Das zeigt eine australische Studie, die im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity erschienen ist (2018; doi: 10.1186/s12966-018-0672-6).
In dem Experiment der Universitäten Sydney, Liverpool und Wollongong wurden 160 Kinder eines Feriencamps zufällig in vier Gruppen eingeteilt. Gruppe eins sah täglich einen zehnminütigen Film mit Werbeunterbrechungen für ungesunde Produkte wie Frühstücksflocken, ein Burgermenü oder Schokoladencreme. Gruppe zwei spielte zusätzlich noch ein kurzes Computerspiel mit ähnlicher Werbung. Gruppen drei und vier erhielten dieselbe Intervention, sahen aber Werbung für andere Produkte (Non-Food). Gemessen wurde dann, wie viel die Kinder bei Frühstück und Mittag sowie in einer Snackpause direkt nach dem Film/Spiel aßen.
Werbung für Ungesundes verführt auch unabhängig von den Produkten
Kinder, die in TV und Computerspiel Werbung für ungesunde Produkte sahen, aßen am Tag durchschnittlich 46 kcal mehr als die Kinder der beiden Kontrollgruppen. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei bereits übergewichtigen Kindern – sie aßen 95 kcal mehr. Dabei wurden nicht einmal die beworbenen Produkte angeboten: Die Werbung verführte die Kinder offenbar generell dazu, mehr zu essen. Bietet man den Kindern genau den beworbenen Snack an, fällt der Effekt noch deutlicher aus – das zeigt eine Studie in Pediatrics aus den USA mit 60 Vorschulkindern. Sie konsumierten mit Snack-Werbung 30 Prozent mehr Kalorien als ohne.
Jedes siebte Kind in Deutschland ist laut KiGGS-Studie zu dick: Mehr als 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren sind übergewichtig, rund 5,9 Prozent sogar adipös.
Die Studien bestätigen die Befunde vieler anderer Untersuchungen mit Kindern, die ebenfalls einen erhöhten Nahrungsmittelkonsum nach Werbung feststellen. „Wissenschaftlich ist hinreichend erwiesen, wie schädlich Snackwerbung für Kinder ist“, sagt Hans Hauner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung, „es ist deshalb nicht zu erklären, dass wir das als Gesellschaft immer noch zulassen.“
aerzteblatt.de
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„Die Politik muss endlich Kinder vor dieser gesundheitsschädlichen Beeinflussung schützen“, sagt auch DANK-Sprecherin Barbara Bitzer. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und foodwatch begrüßen daher die Forderung der Verbraucherschutzministerkonferenz vom 15. Juni 2018, gegen an Kinder gerichtete Werbung für energiereiche Lebensmittel vorzugehen. Die Bundesregierung solle prüfen, welche „rechtlichen Maßnahmen“ ergriffen werden könnten – zum Beispiel ein Verbot von Lockwerbung für ungesunde Lebensmittel. Die DANK fordert die Bundesregierung auf, Werbung für ungesunde Produkte für Kinder generell zu verbieten. © gie/EB/aerzteblatt.de

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