Ärzteschaft
Ärztegewerkschaft kritisiert Industrialisierung der medizinischen Versorgung
Freitag, 13. Juli 2018
Köln – Der Marburger Bund (MB) Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz hat vor der zunehmenden Industrialisierung des deutschen Gesundheitswesens gewarnt. Seit Einführung der Diagnosis Related Groups (DRG) 2003 gebe es einen besorgniserregenden Paradigmenwechsel: Zunehmend dominierten ökonomische Grundsätze die medizinische Versorgung, zunehmend würden Krankenhäuser privatisiert, so die Kritik.
„Seit einigen Jahren beobachten wir aber auch die verstärkte Bildung großer Praxenketten, die teils von Kollegen, aber auch immer häufiger von Investoren gegründet werden“, sagte Albert Gehle, erster MB-Vorsitzender Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz. Kliniken und Praxen dürften nicht zu Rendite- oder Spekulationsobjekten verkommen. Renditebestrebungen seien im deutschen Gesundheitswesen ethisch nicht verantwortbar.
„Mit Praxenketten werden Gewinne aus einem solidarisch finanzierten Krankenversicherungssystem regelrecht abgeschöpft“, verwies Gehle. Was bei Radiologen, Laboren und mit Dialysezentren begonnen habe, sei längst von Kapitalgebern auch schon auf andere medizinische Fachgebiete ausgeweitet worden. „Hier entstehen Praxenketten, die mittlerweile auch die nötigen Zuweiserpraxen – etwa Orthopäden oder Internisten – aufkaufen, um so ihre Rendite und Profitabilität noch weiter zu erhöhen. Wir reden hier über regelrechte Konzernstrukturen mit insgesamt 200 bis 250 Praxen“, sagte Gehle.
Dieser Industrialisierungsprozess im Gesundheitswesen verlaufe schleichend. Das sei bisher von der Politik noch gar nicht wahrgenommen worden. „Wir fordern daher die Gesetzgeber in Land und Bund auf, mithilfe von Ergänzungen des Heilberufsgesetzes und des Sozialgesetzbuches V diese kommerziellen Entwicklungen umgehend zu stoppen“, so der Landesvorsitzende. © hil/sb/aerzteblatt.de

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