Politik
Grüne reichen Beschwerde beim Werberat wegen Nutella-Werbung zur WM ein
Dienstag, 17. Juli 2018
Berlin – Die Grünen haben Beschwerde gegen die Nutella-Werbung zur Fußball-Weltmeisterschaft (WM) eingelegt. „Rote Karte für Nutella von Ferrero“, forderte die Bundestagsabgeordnete Renate Künast. „Wieder einmal wurde die Fußball-WM von der Lebensmittelindustrie genutzt, um Süßigkeiten an Kinder zu vermarkten.“ Deshalb reichte sie gemeinsam mit Fraktionskollege Harald Ebner Beschwerde beim Deutschen Werberat ein, der Selbstkontrolleinrichtung der Werbeindustrie.
In dem Brief begründen die Abgeordneten, warum die Werbung des Süßigkeitenherstellers Ferrero ihrer Meinung nach gegen den Kodex für Werbung von Lebensmitteln und vor Kindern verstößt. Bei einer Sammelpunkte-Aktion sei beispielsweise für einen Fußball der Kauf von 35 Gläsern Nutella nötig gewesen. Das entspreche „15,75 Kilogramm Nuss-Nougat-Creme, neun Kilogramm Zucker, fünf Kilogramm Fett, 85.000 Kilokalorien und 97,65 Euro“.
Vertrauen ausgenutzt
„Die Produkte von Ferrero sind übermäßig zuckerhaltig, erhöhen somit erwiesenermaßen das Risiko für Übergewicht und Diabeteserkrankungen“, kritisieren die Abgeordneten in dem Brief. „Dagegen wird insbesondere Nutella in diversen TV-Spots als geeigneter Frühstücksaufstrich beworben.“ Dabei stünden Produkte wie Nutella einer gesunden und ausgewogenen Ernährung entgegen.
Außerdem tauchten in der Werbung für die Sammelpunkte-Aktion Kinder auf, womit sich viele Gleichaltrige identifizieren könnten. Zudem seien die Nationalspieler auf Sammelkarten abgebildet. Dadurch werde das „besondere Vertrauen ausgenutzt, das Kindern ihren Idolen entgegenbringen“.
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Die beiden Abgeordneten fordern, dass der Werberat die Werbung stoppt und Ferrero Deutschland abmahnt. „Das ist ein grobes Werbefoul“, fasste Ebner zusammen. „Nichts gegen das Produkt – wer es mag, soll es essen – aber man darf Kindern nicht suggerieren, dass das irgendetwas mit sportlich-aktiv-gesund zu tun hat.“
Kinderärzte verlangen erneut Werbeverbot für Dickmacher
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat sich heute unterdessen erneut für ein Werbeverbot für „Dickmacher-Lebensmittel“ ausgesprochen. Mit Verweis auf eine neue Studie (Int J Behav Nutr Phys Act. 2018; 15: 37) hieß es vom Verband, die Politik müsse endlich erkennen, dass „frühes Übergewicht zur chronischen Krankheit Adipositas und lebensverkürzenden Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, orthopädischen Problemen sowie zu Karies“ führten.
„Fehlernährung und mangelnde Bewegung sind Kinder-Dickmacher, gegen die Eltern etwas tun können. Gegen Werbung sind sie jedoch machtlos“, sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach. Kinder, die im Fernsehen oder bei Computerspielen ständig Essen sähen, wollten auch ständig essen. Meist enthielten die angepriesenen Produkte jede Menge Fett und Zucker. Fischbach nannte es „unfassbar“, dass der Staat die Eltern mit diesem Problem alleine lasse. © afp/aerzteblatt.de

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