Politik
Bayern: Pilotprojekt mit Selbsttest auf HIV und Geschlechtskrankheiten gestartet
Donnerstag, 19. Juli 2018
Berlin – Die Münchner Aidshilfe startet zusammen mit der Deutschen Aidshilfe in Bayern ein einjähriges Pilotprojekt, um ein Heimtest-System für Checks auf HIV und Geschlechtskrankheiten zu testen. Blut- und Urinproben sowie Abstriche können die Teilnehmer zu Hause entnehmen und per Post ins Labor schicken. Ziel des Projektes ist es, mehr Infektionen früher zu entdecken.
„Frühe Diagnosen zu fördern, ist heute so wichtig wie nie“, betonte Armin Schafberger, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der Deutschen Aidshilfe. Denn der Hilfsorganisation zufolge leben in Deutschland rund 13.000 Menschen mit HIV, ohne es zu wissen. Zudem erfolge rund ein Drittel aller Diagnosen erst, wenn bereits Aids oder ein schwerer Immundefekt vorliegen.
„Bei rechtzeitiger Behandlung haben Menschen mit HIV mittlerweile eine fast normale Lebenserwartung und können leben wie andere Menschen auch“, so Schafberger. Bleibe HIV unbehandelt, drohten hingegen schwere gesundheitliche Schäden. „Auch Geschlechtskrankheiten können unerkannt viel Schaden anrichten, sind aber gut behandelbar“, sagte der Referent.
Wer an dem Pilotprojekt in Bayern teilnehmen will, kann sich online anmelden und dann in vier bayerischen „Checkpoints“ in München, Nürnberg und Regensburg ein Erstgespräch mit persönlicher Beratung führen. Die Teilnehmer entscheiden danach selbst, ob sie das Testkit alle drei, sechs oder zwölf Monate automatisch per Post zugesandt bekommen möchten.
Das Angebot kostet 32 Euro pro Testvorgang. Stellt das Labor nach Eingang der Proben keine Infektion fest, erhalten die Nutzer das Ergebnis per SMS. Liegt eine Infektion vor, erhalten sie eine SMS mit der Bitte um Rückruf. Eine medizinische Fachkraft steht dann für ein Beratungsgespräch bereit und verweist gegebenenfalls an medizinische Einrichtungen und Aidshilfen weiter.
„In einer Vorab-Erprobung hat sich bereits gezeigt, dass das Verfahren hervorragend angenommen und sicher angewendet wird", betonte Christopher Knoll von der Münchner Aidshilfe. „Indem wir die Hemmschwelle senken, ermöglichen wir Menschen einen Test, die sonst keinen machen würden“, so Knoll. Das komme vor allem Menschen in ländlichen Regionen mit wenigen Angeboten zugute.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich für HIV-Selbsttests ausgesprochen. Nach Auswertung von 25 Studien ist die WHO zu dem Schluss gekommen, dass Blut- und Speicheltests zum Nachweis einer HIV-Infektion von medizinischen Laien zuverlässig durchgeführt werden können. In den meisten Fällen werden laut der Übersicht der WHO die gleichen Ergebnisse erzielt, wie wenn ausgebildetes medizinisches Personal denselben Test durchführt. © hil/sb/aerzteblatt.de

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