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Ausland

Impfskandal in China weitet sich aus

Montag, 23. Juli 2018

/dpa

Peking – Ein massiver Impfstoffskandal erschüttert China. Möglicherweise sind Hunderttausende Kinder betroffen. Nach Enthüllungen über die regelwidrige Produktion von Tollwut-Impfstoffen bei einem Hersteller wurden heute Details weiterer Fälle bekannt. Wie ernst Chinas Führung die Affäre nimmt, demonstrierte Präsident Xi Jinping, der heute von einer Afrika-Reise aus sofortige Untersuchungen und eine strenge Bestrafung der Verantwortlichen forderte. Er nannte die Vorfälle „schrecklich und schockierend“, wie das Staatsfernsehen von der Visite in Ruanda berichtete.

Chinas Ministerpräsident Li Keqiang rief gestern Abend zu einer Untersuchung der Industrie und Bestrafung aller Verantwortlichen auf. Staatsmedien forderten, dass Lücken in der behördlichen Aufsicht geschlossen werden müssten. Das verantwortliche Unternehmen habe „die Linie der menschlichen Ethik überschritten“, erklärte Keqiang. Gegen die beteiligten Unternehmen und Personen würden drastische Strafen verhängt, erklärte Li. „Wir werden Null Toleranz zeigen.“

Viele Fragen offen

Die chinesische Medikamenten- und Lebensmittelaufsicht (CFDA) hatte zuvor mitgeteilt, dass sie die Produktion eines Impfstoffes gegen Tollwut durch den Pharmakonzern Changchun Changsheng Biotechnology im Nordosten Chinas habe stoppen lassen. Bei einer Inspektion seien gefälschte Daten und andere Probleme aufgefallen.

In den staatlich streng kontrollierten Medien tauchten keine Berichte auf, dass Menschen zu Schaden gekommen seien oder Tollwut bekommen hätten, weil die Medikamente fehlerhaft oder unwirksam waren. Es wird noch untersucht, ob die mangelhaft hergestellten Impfstoffe überhaupt gegen Tollwut schützen. Die Firma gab an, das Medikament sei „nicht schädlich“. Wie viele betroffene Tollwut-Impfdosen ausgeliefert oder verabreicht wurden, war unklar. 2017 produzierte die Firma davon drei Millionen.

In Online-Netzwerken löste die Nachricht eine Flut von Artikeln und Kommentaren aus, in denen zumeist die chinesische Pharmaindustrie scharf kritisiert wird. Nach zahl­reichen Skandalen ist das Vertrauen der chinesischen Bevölkerung in die Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten geschrumpft, Wut und Sorge sind groß.

Die Aufsichtsbehörde CFDA erklärte, die beanstandeten Impfdosen hätten die Fabrik nicht verlassen. In den staatlichen Medien wurde das Gegenteil berichtet. Viele Eltern sind besorgt, dass ihren Kindern ein unzulässiger Impfstoff gespritzt worden ist. Regierungschef Li kündigte nun die Bildung einer Untersuchungskommission an, um die Praktiken in der gesamten Pharmabranche offenzulegen.

Auch wurden Details weiterer Zwischenfälle mit dieser und mindestens einer anderen Firmen bekannt. So seien im Oktober 650.000 unwirksame Impfstoffe gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DPT) auch bei dem Hersteller Changsheng entdeckt worden, berichtete Xinhua.

© dpa/afp/aerzteblatt.de

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