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Ausland

Weltweiter Kampf gegen Hepatitis geht nur langsam voran

Freitag, 27. Juli 2018

Hepatitis-C-Virus /dpa

Ulaanbaatar/Berlin – Bis 2030 soll das Hepatitisvirus weitgehend ausgerottet sein. Darauf haben sich im Jahr 2016 knapp 200 Länder geeinigt. Noch scheint dieses Ziel jedoch in weiter Ferne: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit mehr als 325 Millionen Menschen an einer chronischen Hepatitisinfektion, fast 900.000 Menschen starben im vergangenen Jahr daran. Vor diesem Hintergrund fordern neben der WHO zahlreiche Experten und Organisation mehr Forschung, flächendeckende Behandlungsangebote sowie eine bessere Aufklärung.

„Wir haben eine Mission und auch die erforderlichen Werkzeuge, um sie zu erfüllen“, unterstrich WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus im Vorfeld des morgigen Welt-Hepatitis-Tags. Um das angepeilte Ziel zu erreichen, müsse man langsam Gas geben. So hatten laut WHO 2016 weltweit weniger als 20 Prozent Zugang zu Hepatitistests und Behandlungen. Auch deshalb verursachen virale Hepatitiden weltweit jährlich mehr Todesfälle als Malaria, HIV oder Tuberkulose. Um den Kampf gegen die Erkrankung zu beschleunigen, hat die WHO neue Richtlinien für die weltweite Hepatitis-C-Behandlung veröffentlicht.

Mongolei auf gutem Weg

Während der Großteil der Länder im Kampf gegen den Virus nur langsam in Fahrt kommt, ist die Mongolei laut WHO erfolgreich Richtung Zielgerade unterwegs. Aus gutem Grund: Mehr als zehn Prozent der mongolischen Bevölkerungen sind mit Hepatitis infiziert. 2017 startete die Mongolei ihr nationales Lebergesundheits­programm – mit großem Erfolg. „Innerhalb des ersten Jahres haben wir in der anvisierten Zielgruppe der 46- bis 6-Jährigen bei 350.000 Menschen einen Hepatitistest durchgeführt“, betonte die mongolische Gesundheitsministerin Davaajantsan Sarangerel. Im nächsten Schritt sollen bis 2020 die rund 1,8 Millionen Über-15-Jährigen getestet werden.

Auch Deutschland hat der Viruserkrankung den Kampf angesagt: Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) rief beispielsweise dazu auf, sich per Impfung vor Hepatitis A und B zu schützen, die Bundesregierung treibt das Thema mit ihrer „BIS 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“ gezielt voran.

Nach Einschätzung der Aidshilfe NRW aber nur halbherzig: „Trotz politischer Lippenbekenntnisse sind die Fortschritte in Prävention, Diagnostik und Behandlung viel zu langsam, um die international vereinbarten Zielsetzungen einhalten zu können“, beklagte Landesvorsitzender Arne Kayser. Obwohl neue Therapien bei Hepatitis-C-Infektionen Heilungschancen von nahezu 100 Prozent versprächen, „sind die Behandlungszahlen seit 2015 kontinuierlich zurückgegangen“, kritisierte Kayser.

Das hängt womöglich auch damit zusammen, dass erkrankte Menschen oft nichts von ihrer Infektion wissen. Denn diese bleibt häufig über einen langen Zeitraum symptomlos. Ein echtes Problem, denn „nur wer weiß, dass er krank ist, kann behandelt werden“, erklärte Michael Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Umso wichtiger seien eine umfassende Aufklärung, Präventionsangebote und konsequente Screenings von Risikogruppen wie etwa Gefängnisinsassen.

Das sieht man bei der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) ähnlich, zumal infizierte Menschen den Virus unwissentlich weitergeben könnten: „Daher ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung im Kampf gegen die Infektionskrankheit so wichtig“, betonte ÄKN-Präsidentin Martina Wenker.

Derweil hat die Internationale Koalition zur Eliminierung der Hepatitis B (ICE-HBV) dazu aufgerufen, auch die Forschung zur Hepatitis-B-(HBV-)Therapie und -Vorsorge angemessen zu fördern. Denn während Impfungen gesunde Menschen wirksam vor Hepatitis B schützen würden, helfe sie den Millionen bereits infizierter nicht.

Forschung ausbauen

Neuste Forschungsfortschritte hätten jedoch die Hoffnung geweckt, eine Heilung für HBV zu finden. Deshalb appellierte die ICE-HBV für eine verstärkte Investition in entsprechende Therapieforschung. „Es ist ethisch notwendig, dass wir die die allgemeinen Gesundheitssysteme so ausbauen, dass ein gleichberechtigter Zugang zu Heilbehandlungen gewährleistet wird, sobald diese verfügbar sind”, erklärte ICE-HBV-Mitglied Jeffrey Lazarus vom Barcelona Institute for Health (ISGlobal) in Spanien.

Im Jahr 2010 erkannte die WHO-Hauptversammlung Virushepatitis mit einer Resolution als globale Gesundheitsbedrohung an. Seit 2011 wird der Welt-Hepatitis-Tag als offizieller Gesundheitstag der WHO am 28. Juli durchgeführt. Dieses Jahr lautet das Motto des Welt-Hepatitis-Tages „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“. Es verdeutlicht die Herausforderung, die noch unentdeckten Patienten zu finden, um diese frühzeitig zu behandeln, vor Spätfolgen zu bewahren und Neuinfektionen einzudämmen. © hil/sb/aerzteblatt.de

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