Ärzteschaft
Vogtland will fehlende Ärzte mit Sommerakademie locken
Dienstag, 7. August 2018
Adorf – Mit einer Medizinischen Sommerakademie wollen fünf vogtländische Kommunen auf Initiative der Stadt Adorf junge, angehende Ärzte in die Region locken. Dazu soll es ab dem 4. September ein umfangreiches Programm für bis zu zehn Medizinstudierende geben – mit Praxisstunden in Arztpraxen und Krankenhäusern, intensivem Kontakt zu Ärzten und Kommunen sowie einem Kulturangebot, wie Claudia Schmidt als Projektverantwortliche von der Stadtverwaltung Adorf sagte.
Chefärzte der Kliniken vor Ort und der Bürgermeister wollen sich Zeit für den Nachwuchs nehmen. Die Umworbenen logieren in einem Hotel im Kurort Bad Elster. Junge Medizinstudierende sollen sich rundherum wohlfühlen – und sich dann am besten hier einmal niederlassen, begründete Schmidt.
26 offene Hausarztstellen
In den vergangenen Monaten sind rund 200 Einladungsmails an Universitäten in Deutschland, der Schweiz und Österreich, an Fachschaften und Studentenvertreter gegangen, um die sechs Tage zu bewerben, die ab dem 4. September im Vogtland starten sollen. Noch können sich Interessierte bewerben. Etwa zehn Plätze stehen zur Verfügung.
Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen gibt es allein im Vogtlandkreis 26 offene Hausarztstellen. Die Statistik vom Juli 2018 verzeichnet für den Freistaat 255 freie Stellen für Hausärzte. 28 Prozent der Hausärzte sind älter als 60 Jahre, zwölf Prozent sogar älter als 65 Jahre. Die Situation betrifft aber nicht nur fehlende Hausärzte, sondern auch Fachärzte, weiß Projektleiterin Schmidt.
„Einige Mediziner in der Umgebung von Adorf mussten altersbedingt ihre Praxis schließen, weil sie keinen Nachfolger fanden. Deshalb entstand die Idee, mit einer Akademie auf uns aufmerksam zu machen“, erklärt sie. Rund 40 Einrichtungen im oberen Vogtland waren sofort bereit, das Projekt zu unterstützen – neben medizinischen Partnern auch Kultureinrichtungen und die Kommunen.
Laut der Sächsischen Landesärztekammer ist ein „Blumenstrauß an Maßnahmen“ notwendig, um junge Ärzte in eine Region zu locken. „Das Gehalt spielt eine untergeordnete Rolle. Eine Kombination aus passendem Stellenangebot, Angeboten für Familien und Partner, Integrationsmaßnahmen für ausländische Ärzte sowie eine vorhandene Infrastruktur sind sehr zielführend für ländliche Krankenhäuser“, hieß es aus der Pressestelle.
Wenige Rückmeldungen
Auffallend ist, dass nicht nur ländliche Regionen in Sachsen mit dem Ärztemangel kämpfen, wie Katharina Bachmann-Bux von der Kassenärztlichen Vereinigung berichtet. So gebe es in Chemnitz 24 offenen Hausarztstellen und in Zwickau 20. Im Vorteil sind die Universitätsstädte. In Leipzig und Dresden gebe es keine Probleme.
In Adorf hofft man in den nächsten Wochen auf Interessenten. Bisher sei die Rückmeldung für die Sommerakademie noch gering. Alle Teilnehmer müssen laut Schmidt lediglich eine Pauschale von 90 Euro zahlen. Ein Großteil der Kosten wird über das Bundesprogramm „Demografiewerkstatt Kommunen“ abgedeckt, an dem Adorf teilnimmt. © dpa/aerzteblatt.de

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