Medizin
Hirntumoren bei Kindern: Überlebende häufig nicht unabhängig im Erwachsenenalter
Montag, 13. August 2018
Memphis – Mehr als die Hälfte der Kinder, die Tumoren des zentralen Nervensystems überleben, führen als Erwachsene kein unabhängiges Leben. Je früher die Kinder die Diagnose erhalten hatten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, später auf Unterstützung angewiesen zu sein. Das berichten Forscher des St. Jude Children's Research Hospital in einer Kohortenstudie mit 300 Überlebenden, die im Journal of Clinical Oncology publiziert wurde (2018; doi: 10.1200/JCO.2018.77.9454). Die Kinder litten vor allem an Medulloblastomen, Astrozytomen und Ependymomen.
Die Forscher fokussierten sich in ihrer Auswertung auf 6 Aspekte der Unabhängigkeit: Beruf, unabhängiges Leben, Familienstand, Unterstützung bei Routineaufgaben oder Körperpflege und die Fähigkeit Auto zu fahren.
Etwa 40 % der Überlebenden wurden entsprechend der gesellschaftlichen Erwartungen als unabhängig eingestuft. Ein Drittel war nicht unabhängig und benötigte vergleichsweise viel Unterstützung. Die übrigen Überlebenden stuften die Forscher als mäßig unabhängig ein, da sie einige Anforderungen auch ohne fremde Hilfe bewältigen konnten.
Keine Unabhängigkeit erreichten vor allem jung diagnostizierte Kinder (Odd Ratio: 1,24; 95 % CI, 1,14–1,35) und jene mit aggressiven Therapien, einschließlich der Kopf- und Wirbelsäulenbestrahlung (OR: 4,20; 95 % CI, 1,69–10,44), sowie Kinder mit einem Hydrozephalus mit Shunt-Platzierung. Kognitive Beeinträchtigung war der stärkste Prädiktor für eine Abhängigkeit.
„Die Überlebensraten von Kindern mit Hirntumoren haben sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert“, sagte die Autorin Tara Brinkman, stellvertretende Mitarbeiterin der St.-Jude-Abteilung für Epidemiologie und Krebskontrolle und der Abteilung für Psychologie. Dennoch würden die Überlebenden häufig weder ihre persönlichen noch beruflichen Ziele erreichen.
Weniger intensive Primärtherapien und Interventionen, die die körperliche Leistungsfähigkeit und andere Defizite adressieren, könnten den Überlebenden helfen, als Erwachsene unabhängiger zu leben, schlussfolgern die Autoren. © gie/aerzteblatt.de

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