Politik
Barrierefreie Bücher: Deutschland ist Schlusslicht
Freitag, 10. August 2018
Berlin – Der Zugang blinder und sehbehinderter Menschen zur Literatur lässt in Deutschland stark zu wünschen übrig. Beim „Stand der Umsetzung der Marrakesch-Richtlinie in Europa“ bildet die Bundesrepublik laut aktuellem Bericht der Internationalen Bibliotheksvereinigung (IFLA) das Schlusslicht. Dennoch lehnt die Bundesregierung Änderungen ihres im Juni eingebrachten Gesetzesentwurfes ab, wie aus einer Antwort des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz auf eine schriftliche Frage der Grünen im Bundestag hervorgeht.
Das stößt bei den Grünen auf Kritik. „Der vorliegende Gesetzentwurf muss unbedingt korrigiert werden, damit seh- und lesebehinderten Menschen endlich mehr barrierefreie Literatur zur Verfügung steht“, forderte Corinna Rüffer, Sprecherin für Behindertenpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion. Sie kritisierte vor allem, dass die Regierung an den umstrittenen Ausgleichszahlungen für Rechteinhaber der Bücher festhalten will.
Angesichts der Büchernot, unter der blinde, seh- und lesehinderte Menschen leiden, könne der vom Verbraucherschutzministerium genannte „gerechte Interessenausgleich“ allenfalls als schlechter Scherz verstanden werden. „Denn nur fünf Prozent der weltweit veröffentlichten Literatur ist barrierefrei zugänglich“, betonte die Politikerin.
Der Vertrag von Marrakesch wurde bereits 2013 geschlossen. Er soll den Zugang zu Literatur für seh- und lesebehinderte Menschen verbessern und den internationalen Austausch barrierefreier Buchformate ermöglichen. Die entsprechende EU-Richtlinie (2017/1564) muss bis zum Herbst in nationales Recht und die jeweiligen Urheberrechtsgesetze umgesetzt werden. © hil/sb/aerzteblatt.de

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