Ärzteschaft
Neurologen und Kardiologen empfehlen interventionellen Verschluss eines offenen Foramen ovale zur Schlaganfall-Sekundärprophylaxe
Montag, 13. August 2018
Berlin – Einen Eingriff zum Verschluss eines offenen Foramen ovale zur Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zusammen mit der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) in einer neuen Leitlinie.
„Wir wussten zwar, dass viele Patienten im Alter von unter 60 Jahren mit diesem Kurzschluss zwischen rechtem und linkem Herzvorhof besonders gefährdet sind, wenn sie einen Schlaganfall erlitten hatten“, sagte Hans-Christoph Diener, Seniorprofessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, der als Erstautor für die DGN an der neuen Leitlinie mitgewirkt hat. Der Nachweis, dass der interventionelle Verschluss sekundäre Ereignisse bei gefährdeten Personen verhindern könne, sei jedoch erst in den vergangenen beiden Jahren gelungen, so Diener.
Das Foramen ovale ist eine physiologische Verbindung zwischen dem rechten und linken Herzvorhof in der vorgeburtlichen Entwicklung. Üblicherweise verschließt es sich in den ersten Lebenstagen oder -wochen. Bei rund 25 Prozent aller Menschen schließt sich diese Verbindung zwischen den Herzvorhöfen nachgeburtlich aber nicht vollständig.
Das weiterbestehende Foramen ovale zählt bei jüngeren Menschen ohne sonstige Ursachen zu den Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Diese Insulte, denen per Definition keine eindeutige sonstige Ursache zugewiesen werden kann, machen laut DGN etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle aus.
In Studien wurde mehrfach versucht, im Rahmen einer Intervention mit einem von der Leiste vorgeschobenen Katheter den Durchgang zwischen den beiden Herzvorhöfen mittels eines schirmchenförmigen Verschlusses („Okkluder“) zu versiegeln. Drei ältere Studien (CLOSURE I, PC-Studie, RESPECT) hatten laut den Fachgesellschaften jedoch keinen klaren Vorteil dieser Methode zur Schlaganfallvorbeugung gezeigt.
Vier weitere Studien leiteten aber die Wende ein: REDUCE, CLOSE, RESPECT extended follow up und zuletzt die sogenannte DEFENSE-PFO-Studie hätten gezeigt, dass der Verschluss des fortbestehenden Foramen ovale die Rate von erneuten Schlaganfällen signifikant senken könne.
„Diese Leitlinie formuliert nach Jahren der Unsicherheit für Neurologen und Kardiologen klare Behandlungsempfehlungen bei Patienten mit kryptogenem Schlaganfall“, stellt DGK-Erstautor Stephan Baldus, Direktor der Klinik für Kardiologie am Herzzentrum der Uniklinik zu Köln, fest. © hil/aerzteblatt.de

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