Medizin
Halluzinogen erzeugt Nahtoderfahrungen
Donnerstag, 16. August 2018
London – Sogenannte Nahtoderfahrungen, über die gelegentlich Patienten nach erfolgreicher Reanimation eines Herzstillstands berichten, wurden in einer randomisierten Studie in Frontiers in Psychology (2018; doi: 10.3389/fpsyg.2018.01424) durch das Halluzinogen DMT ausgelöst, das Bestandteil einer im Amazonas verbreiteten Droge ist.
N,N-Dimethyltryptamin (DMT) gehört zu den Alkaloiden, mit denen sich in den Tropen Pflanzen und Tiere gegen Fraßfeinde wehren. Die orale Aufnahme führt meist zu Erbrechen, teilweise auch zu Durchfall. Dies schreckt im Regenwald die meisten Tiere ab, nicht aber die Menschen, die die psychedelischen Wirkungen entdeckt haben, zu denen es in richtiger Dosierung oder nach Übelkeit und Erbrechen kommt.
Als „Entheogen“ steht Ayahuasca derzeit auch bei Erlebnistouristen hoch im Kurs, und in der Amazonasregion sind Schamamen bereit, wie die Medien berichten, die Nachfrage zu bedienen. Die Berichte der Touristen haben das Interesse des Psychiaters Chris Timmerman erregt, der am Imperial College London die Wirkung psychedelischer Drogen erforscht. Die Berichte entsprachen nämlich den Nahtoderfahrungen, über die 2 bis 18 % der Patienten berichten, die nach einem Herzstillstand erfolgreich reanimiert wurden.
Menschen, die dem Tod sehr nahe gekommen sind, berichten über Gefühle von innerem Frieden, außerkörperlichen Erfahrungen, Reisen durch eine dunkle Region oder eine „Leere“ (gewöhnlich mit einem Tunnel verbunden) und Visionen eines hellen Lichts. Einige wollen auch in ein „überirdisches Reich“ eingetreten sein und dort mit besonders empfindungsfähigen „Wesen“ kommuniziert haben.
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Für diese Nahtoderfahrungen gibt es inzwischen 2 Fragebögen, den „Ego Dissolution Inventory“ und den Mystical Experiences Questionnaire. Timmerman legte sie 13 gesunden Probanden (Durchschnittsalter 34,4 Jahre) vor, die er zuvor zu einer Behandlung mit DMT eingeladen hatte. Was die Probanden nicht wussten, war, dass die Infusionen, die ihnen in einer entspannten Liegeposition in einem schwach beleuchteten Raum mit leiser beruhigender Hintergrundmusik verabreicht wurden, nicht immer DMT Fumarat enthielten, sondern manchmal nur eine Kochsalzlösung. Bei einem der 13 Probanden schlug das Placebo denn auch so gut an, dass er später Nahtoderfahrungen im Fragebogen angab.
Bei den anderen war dies allerdings nur der Fall, wenn sie die Droge erhalten hatten, die Timmerman nicht im Amazonas erwerben musste, da DMT seit 1931 synthetisiert werden kann.
Timmerman hat nicht untersucht, wie die Wirkung von DMT zustande kommt. Aus früheren Untersuchungen ist jedoch bekannt, dass der Serotoninagonist (am 5-HT2A-Rezeptor) – wie auch die meisten anderen psychedelischen Drogen – kurzzeitig im Temporallappen eine vermehrte Aktivität auslöst. Wieso dies zu Nahtoderfahrungen führt, können die Hirnforscher jedoch bisher nicht befriedigend erklären. © rme/aerzteblatt.de

Wissenschaft?
Habe mal in einer Dokumentation gesehen, dass Menschen, die in ihrem Leben schonmal eine NTE gehabt haben, auch das Gefühl von Drogeneinflüssen und Halluzinationen kennen. Diese sagen aber, dass nichts an eine "reele" NTE rankommen würde vom Gefühl her.
Die Überschrift "Halluzinogen erzeugt Nahtoderfahrungen" verwirrt hier doch sehr stark den Leser.

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