Politik
Bundesregierung sieht bei Pharmaskandal vorerst Landesbehörden am Zug
Freitag, 17. August 2018
Berlin – Im Skandal um den Handel mit gestohlenen Krebsmedikamenten sieht die Bundesregierung vorerst die für die Aufsicht zuständigen Bundesländer am Zug. Das bundeseigene Paul-Ehrlich-Institut (PEI) unterstütze die Landesbehörden, teilte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) heute auf Anfrage mit. Man beobachte die Aufklärung sehr genau.
Vor möglichen weiteren Schritten sei die Aufklärung vor Ort abzuwarten. Das Bundesinstitut prüft unter anderem Krebsarzneimittel im Rahmen der Zulassung. Nähere Angaben zur Amtshilfe für die Länder wurden dort auf Anfrage nicht gemacht.
In dem Skandal geht es um das brandenburgische Pharmaunternehmen Lunapharm, das in Griechenland gestohlene Krebsmedikamente an Apotheken in mehrere Bundesländer geliefert haben soll. In der Region Berlin/Brandenburg sind nach Erkenntnissen der Berliner Behörden mindestens 220 Patienten betroffen.
Gestern wurde bekannt, dass neben Berlin und Brandenburg mindestens noch fünf weitere Bundesländer betroffen sind. Dabei soll es sich um Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Bayern handeln. Aus Schleswig-Holstein hieß es, mindestens zwei Patienten seien betroffen, bei diesen gebe es aber keine auffälligen Befunde.
In Bayern wurden laut Angaben mehr als 330 betroffene Arzneimittelpackungen an Apotheken ausgeliefert. Von einem „sehr geringen Umfang“ an Lieferungen mit den Medikamenten war in Rheinland-Pfalz die Rede. In Mecklenburg-Vorpommern erhielt eine Apotheke über einen bayerischen Großhändler die betroffenen Medikamente. Und in Hessen erhielten drei Apotheken Lieferungen – es geht um 15 Packungen.
Heute wurde bekannt, dass auch Baden-Württemberg betroffen ist. Eine Sprecherin des Sozialministeriums in Stuttgart teilte mit, nach dem derzeitigen Kenntnisstand hätten im Südwesten zwei Apotheken und zwei pharmazeutische Großhandlungen betroffene Arzneimittel von Lunapharm bezogen. „Die beiden Apotheken haben die Arzneimittel jeweils zeitnah nach dem Bezug im Februar beziehungsweise März 2017 auf Rezept abgegeben“, sagte die Sprecherin.
Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) hat umfassende Aufklärung zugesagt. Landesbehörden sollen jahrelang trotz vorliegender Hinweise auf einen illegalen Handel des Unternehmens nicht durchgegriffen haben. © dpa/aerzteblatt.de

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