Medizin
HbA1c-Bestimmung erkennt Gestationsdiabetes früher
Montag, 20. August 2018
Bethesda/Maryland – Eine Bestimmung des Blutzuckerlangzeitwerts HbA1c in der 10. Schwangerschaftswoche identifizierte in einer prospektiven Kohortenstudie in Scientific Reports (2018; 8: 12249) Frauen mit einem erhöhten Risiko auf einen Gestationsdiabetes.
Das Screening auf einen Gestationsdiabetes wird derzeit zwischen der 24. und 28. Woche durchgeführt mit einem 50-g-Suchtest, eventuell gefolgt von einem konventionellen oralen Glukosetoleranztest. Zu diesem Zeitpunkt hat jedoch häufig bereits ein vermehrtes Wachstum des Feten eingesetzt, das bei der Geburt zur Makrosomie führt und später das Risiko des Kindes auf eine Adipositas erhöht. Angesichts der Zunahme sowohl des Gestationsdiabetes als auch der Gewichtsprobleme von Kindern und Jugendlichen stellt sich die Frage, ob ein früheres Screening möglich wäre.
Als Test bietet sich der HbA1c-Wert an. Er misst die langfristige Glykosylierung des Hämoglobins, die ein zuverlässiger Marker für die langfristigen Blutzuckerwerte ist. Der HbA1c-Wert wird heute als Diagnosekriterium für den Typ-2-Diabetes (HbA1c über 6,5 %) und seine Vorstufe Prädiabetes (HbA1c über 5,7 %) allgemein akzeptiert.
Stefanie Hinkle vom National Institute of Child Health and Human Development in Bethesda und Mitarbeiter haben jetzt untersucht, ob sich der HbA1c-Wert auch zur Früherkennung des Gestationsdiabetes eignet. Sie werteten dazu Daten der NICHD Fetal Growth Study aus, an der zwischen 2009 und 2013 insgesamt 2.802 Frauen mit niedrigem Schwangerschaftsrisiko teilgenommen hatten (darunter waren allerdings 468 adipöse Frauen).
Die Forscher verglichen die HbA1c-Testergebnisse von 107 Frauen, die später einen Schwangerschaftsdiabetes entwickelten, mit 214 Frauen, die nicht erkrankten. Bei den Frauen war 4-mal Blut abgenommen worden: Das erste Mal in der Frühschwangerschaft (Wochen 8 bis 13), dann ein weiteres Mal im mittleren Drittel (Wochen 16 bis 22 und 24 bis 29) und schließlich in der Spätschwangerschaft (Wochen 34 bis 37).
Ein erhöhter HbA1c-Wert zeigte bereits in der Frühschwangerschaft einen möglicherweise bevorstehenden Gestationsdiabetes an. Pro Anstieg des HBA1c-Werts um 0,1 Prozentpunkte stieg das Risiko auf einen Gestationsdiabetes um 23 % (Odds Ratio 1,23; 95-%-Konfidenzintervall 1,10 bis 1,38).
Schwangere mit einem HbA1c-Wert von 5,7 % (also an der Grenze zum Prädiabetes) hatten bereits ein um den Faktor 2,73 (1,59–4,66) erhöhtes Risiko. Die Sensitivität war bei diesem Cut-Off jedoch mit 21 % relativ gering. Bei einem Screening würde nur etwa ein Fünftel der Erkrankungen erkannt. Dafür war die Spezifität mit 98 % sehr hoch. Es würden also nur wenige Frauen fälschlicherweise einem beginnenden Gestationsdiabetes zugeordnet.
Ein besserer Cut-Off-Point könnte nach Einschätzung von Hinkle bei 5,1 % liegen. Die Sensitivität betrug 47 % und die Spezifität 79 %.
Ob sich die Früherkennung mittels HbA1c-Wert für die klinische Praxis eignet, sollte laut Hinkle jetzt in weiteren Kohorten überprüft werden. Danach müsste in Interventionsstudien gezeigt werden, ob eine Therapie, beispielsweise mit Metformin, die Makrosomie der Kinder und andere Komplikationen des Gestationsdiabetes verhindern könnte. © rme/aerzteblatt.de
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