Politik
IGeL-Monitor sieht keine Nutzenbelege für Früherkennung von Darmkrebs mittels M2-PK-Stuhltest
Mittwoch, 22. August 2018
Essen – Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Wissenschaftler des IGeL-Monitors wollten jetzt wissen, ob der M2-PK-Stuhltest Todesfälle durch Darmkrebs verhindern kann, wenn er statt des Blutstuhltests oder zusätzlich zum Blutstuhltest verwendet wird.
Pro Jahr erkranken in Deutschland knapp 30.000 Frauen und knapp 35.000 Männer an Darmkrebs. Zur Früherkennung von Darmkrebs können Versicherte ab dem Alter von 50 Jahren einen Stuhltest oder alternativ ab dem Alter von 55 Jahren zweimal im Abstand von zehn Jahren eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. Seit 2017 wird statt des guajakbasierten fäkalen okkulten Bluttests (gFOBT) ein immunologischer Blutstuhltest (iFOBT) verwendet. Beide suchen nach verborgenem Blut im Stuhl. Ab April kommenden Jahres wird die Altersgrenze bei der Darmspiegelung für Männer auf 50 Jahre gesenkt.
Neben diesen Maßnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung bieten Ärzte verschiedene Selbstzahlerleistungen zur Früherkennung von Darmkrebs an, unter anderem den M2-PK-Test. Er ist ebenfalls ein Stuhltest, weist aber nicht Blut, sondern das Enzym M2-Pyruvatkinase nach, das von Tumorzellen vermehrt gebildet und abgegeben wird. Der M2-PK-Test kostet laut dem IGeL-Monitor in der Regel zwischen 30 und 45 Euro.
Um Nutzen und Schaden des M2-PK-Tests einschätzen zu können, haben die Wissenschaftler des IGeL-Monitors nach Studien für verschiedene Szenarien gesucht, in denen nur der M2-PK-Test oder beide Tests zum Einsatz kommen und in denen ein Krebsverdacht besteht, wenn einer oder beide Tests auffällig sind.
Für keines der Szenarien wurden Studien gefunden, die direkt untersucht haben, ob durch den M2-PK-Test weniger Menschen an Darmkrebs sterben. Auch eine Studie zur Testgüte konnte nicht belegen, dass der M2-PK-Test mehr Tumore und fortgeschrittene Vorstufen erkennt und mehr Menschen korrekt als gesund einstuft als der Blutstuhltest. Insgesamt sieht der IGeL-Monitor deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen des M2-PK-Tests, wenn er ergänzend oder alternativ zum Blutstuhltest eingesetzt wird – der IGeL-Monitor bewertet den M2-PK-Test mit „unklar“.
Einen direkten Schaden sehen die Wissenschaftler allerdings auch nicht.
Die noch geltende S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom sieht den Test kritischer: „Der M2-PK Stuhltest sollte nicht für die Darmkrebs-Vorsorge/-Früherkennung in der asymptomatischen Bevölkerung eingesetzt werden“, heißt es in der Leitlinie auf Seite 46. © hil/aerzteblatt.de

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