Politik
Bundesregierung erhöht Importmenge für Medizinalhanf
Montag, 27. August 2018
Hamburg/Berlin – Für die Behandlung Schwerkranker mit Hanf hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Importmengen aus den Niederlanden deutlich erhöht. Sein niederländischer Kollege Hugo de Jonge sagte Spahn in einem Telefonat zu, künftig bis zu 1,5 Tonnen Cannabis jährlich nach Deutschland zu liefern, bestätigte das Gesundheitsministerium in Berlin einen Bericht des Spiegel.
Bislang lag die zugesagte Liefermenge aus dem Nachbarland bei 700 Kilogramm im Jahr. Die Bitte um höhere Exportmengen war demnach nötig geworden, weil die Blüten zu therapeutischen Zwecken in Deutschland stärker nachgefragt werden als erwartet. Die Krankenkassen übernehmen seit dem vergangenen Jahr bei schwerkranken Menschen die Kosten für Cannabisarzneimittel, wenn ihnen nicht mehr anders geholfen werden kann.
2017 stellten laut Spiegel 20.000 Patienten einen Antrag darauf, nach Kassenangaben wurde dies in 60 Prozent der Fälle genehmigt. Dafür wurden insgesamt 1,2 Tonnen vor allem aus den Niederlanden und Kanada importiert.
Der ursprünglich für 2019 geplante Start des Anbaus von Cannabis in Deutschland verzögert sich, weil die Ausschreibung wegen eines Verfahrensfehlers wiederholt werden musste. Daher werde hierzulande angebautes Cannabis frühestens 2020 geerntet werden können, hieß es weiter.
Die Kosten für Medizinalcannabis waren zuletzt deutlich angestiegen. Während die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Juni 2017 noch 2,31 Millionen Euro für cannabishaltige Fertigarzneimittel, -Zubereitungen und -Blüten ausgegeben hat, lag der Bruttoumsatz für Cannabisausgaben allein im Monat April 2018 bereits bei etwa 5,36 Millionen Euro. Das teilte der GKV-Spitzenverband kürzlich dem Deutschen Ärzteblattes mit.
Den mit Abstand größten Kostensprung haben demnach unverarbeitete Cannabisblüten gemacht. Der Bruttoumsatz hat sich zwischen Juni 2017 und April 2018 bereits mehr als verfünffacht – von fast 412.000 Euro pro Monat auf 2,33 Millionen Euro. Für cannabishaltige Zubereitungen geben die Krankenkassen inzwischen doppelt so viel aus, wie noch im vergangenen Jahr (Juni 2017: 839.495 Euro versus April 2018: 1.707.387 Euro). Im Vergleich dazu war der Bruttoumsatz für Canemes-Kapseln und Sativex niedriger (45.958 Euro bzw. 1.258.403 Euro im April 2018). © afp/gie/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
