Ausland
EU-Umfrage bietet Rückenwind für Gegner der Zeitumstellung
Mittwoch, 29. August 2018
Brüssel – Die Gegner der Zeitumstellung in Frühjahr und Herbst bekommen Rückenwind. Bei der jüngst abgeschlossenen EU-Umfrage sprachen sich die meisten der 4,6 Millionen Teilnehmer für eine ganzjährige Sommerzeit aus. Dafür gebe es auch bei CDU und CSU im Europaparlament „große Sympathie“, sagte der Chef der Unionsabgeordneten, Daniel Caspary. Sein Fraktionskollege Peter Liese sieht auch im gesamten Parlament eine Mehrheit für die Abschaffung des Hin und Her zweimal im Jahr.
Über die Ergebnisse der Mitte August abgeschlossenen Onlinebefragung hatte zuerst die Westfalenpost berichtet. Aus gut unterrichteten Kreisen kam zwar eine Bestätigung. Die bereits durchgesickerten Zahlen, wonach 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer der Umfrage für eine Abschaffung des regelmäßigen Wechsels von Sommer- auf Winterzeit sind, wolle er nicht kommentieren, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.
Zunächst werde die Kommission die Ergebnisse intern bei einer Klausurtagung morgen und übermorgen beraten. Einen Zeitpunkt zur Veröffentlichung nannte Schinas nicht. Der Bericht werde aber eher früher als später herauskommen. Laut Westfalenpost entschied sich eine etwas schwächere Mehrheit für die dauerhafte Sommerzeit. Dabei kamen drei Millionen der 4,6 Millionen Antworten aus Deutschland.
Die Brüsseler Behörde prüft derzeit im Auftrag des Europaparlaments, wie es mit der im EU-Recht geregelten Zeitumstellung weitergehen soll. Die Mitte August beendete Onlineumfrage sollte Hinweise geben. Es handelt sich aber aus Sicht der Kommission ausdrücklich nicht um ein Referendum oder eine verbindliche Vorgabe. Die Behörde hatte nach Ende der Konsultation zunächst nur die Teilnehmerzahl mitgeteilt, aber noch nichts zu Ergebnissen oder zur regionalen Verteilung der Teilnehmer gesagt.
Bei der Umfrage konnten Teilnehmer angeben, ob sie die Zeitumstellung weiter wünschen oder für eine Abschaffung plädieren. Das soll EU-weit einheitlich geregelt bleiben. Und sie konnten anklicken, ob im Fall der Fälle lieber dauerhaft die Sommer- oder die Winterzeit gelten sollte. Diese Frage wiederum liegt im Ermessen der Mitgliedsstaaten.
Caspary sagte, gegen eine Änderung der per EU-Richtlinie vorgeschriebenen Zeitumstellung könnte lediglich sprechen, dass eventuell nicht alle EU-Staaten dauerhaft die Sommerzeit einführen wollten. Dies könnte dann zu der ungünstigen Situation führen, dass es zwischen mehr EU-Ländern Zeitunterschiede gebe als derzeit. So hielte er es beispielsweise für nicht gut, wenn Belgien künftig eine andere Zeit hätte als Deutschland, sagte der CDU-Politiker.
Sein Fraktionskollege Liese setzt auf einen raschen Vorschlag der EU-Kommission zur Abschaffung der Zeitumstellung und eine Entscheidung noch vor der Europawahl im Mai. Der Rückhalt im Parlament sei klar, sagte Liese. Im Rat der Mitgliedstaaten sei die Lage nicht ganz so eindeutig, aber: „Ich sehe auch da keine Mehrheit gegen die Abschaffung.“ Viele Bürger treibe das Thema einfach um, berichtete Liese. Dies gelte nicht nur für Deutschland. Immerhin hätten auch 1,6 Millionen Menschen aus anderen EU-Staaten an der Umfrage teilgenommen – dreimal so viel wie bei der bisher größten EU-Konsultation.
In Deutschland hatten sich im Frühjahr bereits in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit 73 Prozent der Befragten gegen die Zeitumstellung ausgesprochen. Rund ein Viertel berichtete, schon einmal Probleme damit gehabt zu haben. Etliche Menschen leiden demnach nach dem Uhrendreh an Schlafstörungen. Zudem wurden Konzentrationsschwierigkeiten und Gereiztheit als Folgen angegeben.
Umstritten ist, ob die Zeitumstellung den Nutzen bringt, der ursprünglich erwartet wurde. So schalten die Deutschen laut Umweltbundesamt zwar wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends seltener das Licht an – im Frühjahr und Herbst wird jedoch morgens mehr geheizt. Energieeinsparungen sind damit nicht unbedingt gegeben.
Genau dies war allerdings die Idee, als die Uhrenumstellung nach der Ölkrise in den 1970er-Jahren eingeführt wurde. In Deutschland gibt es sie in der heutigen Form seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren einheitlich am letzten Sonntag im März eine Stunde vor – und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. © dpa/afp/aerzteblatt.de

Europäische Polit- und Bildungs-Elite, aufgewacht!!!
Ganz davon abgesehen, dass 500 Millionen EU-Einwohner zusätzlich auch an einen Energiespareffekt glauben sollten, wenn im Sommer nachts allein jahreszeitlich bedingt künstliche Beleuchtungen wesentlich kürzer eingeschaltet bleiben, um sie im Winter wieder wesentlich länger anlassen zu müssen.
Und die Züge beim nächtlichen Zurückstellen von 3 Uhr auf 2 Uhr eine ganze Stunde stehen bleiben müssen, damit sie nicht früher als geplant ankommen...
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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