Politik
Berlin übernimmt Notfallplattform Ivena
Donnerstag, 30. August 2018
Berlin – Auch das Land Berlin nutzt seit diesem Jahr den webbasierten Interdisziplinären Versorgungsnachweis (Ivena), mit dem Rettungsdienst und Krankenhäuser digital miteinander vernetzt werden. Das erklärten Vertreter des Landes Berlin, der Berliner Krankenhäuser und der Berliner Feuerwehr gestern vor Journalisten im Vivantes-Klinikum im Friedrichshain, das Ivena als eine von sechs Pilotrettungsstellen in Berlin getestet hat.
Über das System können Krankenhäuser ihre Kapazitäten in der Notaufnahme angeben, und Notärzte oder Notfallsanitäter können den Krankenhäusern aus dem Rettungswagen frühzeitig mitteilen, welche Patienten sie in Kürze in die Notaufnahme bringen werden. Das System wurde vor acht Jahren vom Gesundheitsamt Frankfurt am Main entwickelt. Mittlerweile wird es in sieben Regionen in Deutschland und Österreich genutzt, unter anderem auch in Brandenburg.
„Bisher wurden die Informationen zwischen der Rettungsleitstelle und den Krankenhäusern über Telefon oder Fax ausgetauscht“, sagte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD). Mit Ivena könne nun die Entscheidung erleichtert werden, in welches Krankenhaus der jeweilige Notfallpatient gebracht wird. Dabei könnten auch die Landesgrenzen zwischen Berlin und Brandenburg überschritten werden, so Kolat.
Seit April dieses Jahres sind alle Berliner Krankenhäuser mit Rettungsstelle an Ivena angeschlossen. Zunächst können die Krankenhäuser dabei ihre Kapazitäten über das System darstellen. In einer zweiten Phase sollen dann Informationen über den Patienten an das Zielkrankenhaus übermittelt werden können. „Dieses Jahr werden 30 Rettungswagen mit Tablets ausgestattet, über die das System genutzt werden kann“, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD). Bis Ende des kommenden Jahres sollen 181 Einsatzfahrzeuge mit Ivena ausgestattet sein.
Zehn Prozent der Notfälle angekündigt
„Bislang werden weniger als zehn Prozent unserer Notfallpatienten zuvor telefonisch angekündigt“, erklärte der Chefarzt der Rettungsstelle am Vivantes-Klinikum am Friedrichshain, Philipp Kellner. Im jetzigen System sei dies durchaus vertretbar, da es sich nicht bei allen Einlieferungen um lebensbedrohliche Notfälle handle.
Dennoch könne es passieren, dass fünf Rettungswagen gleichzeitig Patienten in die Notaufnahme brächten, während andere Krankenhäuser in der Nähe noch Kapazitäten frei haben. „Ivena kann die Lösung dieses Problems sein“, sagte Kellner. Mithilfe des Systems könnten sich die Krankenhäuser zudem besser auf die Notfallpatienten vorbereiten und schon den jeweiligen Spezialisten in die Notaufnahme rufen, noch bevor der Patient eingetroffen ist.
Berlin muss sich noch an Nomenklatur von Ivena gewöhnen
„Heute fragen die Rettungsleitstellen bei den Krankenhäusern dreimal am Tag die Kapazitäten ab“, erklärte der ständige Vertreter des Landesbranddirektors der Berliner Feuerwehr, Karsten Göwecke. „Das geht jetzt mit Ivena sehr viel schneller.“ Das System sei insbesondere bei hohen Auslastungen wichtig, in einem Großschadensfall oder bei Einsatzhäufungen aufgrund der Hitzetage in diesem Sommer oder der Grippewelle im Winter.
Ivena sei ein Handwerkszeug, das in die Zeit passe und das große Verbesserungen mit sich bringe. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns in zwei Jahren eine Arbeit ohne Ivena gar nicht mehr vorstellen können“, so Göwecke.
Kellner erklärte, dass man sich in Berlin jedoch noch an die Nomenklatur von Ivena anpassen müsse. So sei es bislang möglich gewesen, der Rettungsleitstelle mitzuteilen, dass keine Intensivbetten zur Verfügung stünden, eine Behandlung im Schockraum jedoch möglich sei. Eine solche teilweise Abmeldung vom System sei unter Ivena jedoch nicht möglich. Nun müsse man bestimmte Rettungsdienstdiagnosen auswählen, die nicht mehr behandelt werden können. © fos/aerzteblatt.de

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