Politik
Hessen fördert Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelung
Montag, 3. September 2018
Wiesbaden – Das Land Hessen fördert ein Präventions- und Schutzkonzept gegen weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM). Neben Fortbildung und Wissensvermittlung für die Fachkräfte sollen dazu Netzwerke etabliert und betroffenen Mädchen und Frauen Handlungsoptionen aufgezeigt werden.
„Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Körperverletzung, die durch nichts zu rechtfertigen ist und in Deutschland ein Strafbestand. Mädchen und Frauen leiden massiv unter den seelischen und körperlichen Folgen“, sagte der Hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU). Das Land stelle deshalb für dieses und nächstes Jahr 100.000 Euro bereit, um die betroffenen Mädchen und Frauen besser zu schützen.
Laut der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes leben in Deutschland derzeit rund 65.000 Frauen mit einer FGM, rund 15.500 Mädchen seien gefährdet. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche dies einem Anstieg der Betroffenen um rund zwölf Prozent und der Gefährdeten um etwa 17 Prozent. Um FGM zu beenden, seien neben Gesetzen und Strafverfolgung insbesondere auch Präventionsarbeit und der Schutz von Gefährdeten wichtig, sagte die Bundesgeschäftsführerin der Organisation, Christa Stolle, im Juli dieses Jahres.
Das hessische Präventionsprojekt wird vom Landesverband der pro familia durchgeführt und wissenschaftlich von Ärzten der Universitätsklinik Frankfurt begleitet. „Mit dem hessischen Schutzprojekt gehen wir in Hessen einen neuen Weg. Die Ergebnisse des Projekts werden über Hessen hinaus von Bedeutung für die Präventionsarbeit und den Schutz von Mädchen und Frauen, die von FGM bedroht oder betroffen sind, sein“, so Grüttner.
„Mit Organisationen, die bundes-, hessenweit oder lokal bereits an dem Thema arbeiten, wird es eine enge Abstimmung geben, damit Synergieeffekte erzielt werden. Fachkräfte aus sozialen, pädagogischen und medizinischen Berufen werden zusätzlich qualifiziert, um von FGM betroffene Frauen und Mädchen achtsam, vorbereitet und kompetent schützen zu können“, erläuterte der Bevollmächtigte des Landes Hessen für Integration und Antidiskriminierung, Staatssekretär Kai Klose.
Da im Zuge der Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre auch mehr Mädchen und Frauen aus FGM-Ländern nach Hessen gekommen seien und in Zukunft kommen würden, gewinne der achtsame Umgang mit dem Thema FGM und Hilfsangebote für Betroffene zunehmend an Bedeutung, betonte er. © hil/aerzteblatt.de

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