Politik
Lob und Kritik an Förderprogramm zum Quereinstieg in die Allgemeinmedizin
Mittwoch, 5. September 2018
Berlin/Düsseldorf – „Empört“ hat der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) nach eigenen Angaben auf das Förderprogramm zum Quereinstieg in die Allgemeinmedizin in Nordrhein-Westfalen (NRW) reagiert. Der Präsident des Verbandes, Josef Düllings, kritisierte „enorme Abwerbeprämien für Krankenhausärzte“.
Das gestern in Düsseldorf vorgestellte Programm richtet sich vor allem an Allgemeininternisten, aber auch an Fachärzte für Anästhesiologie und Chirurgie. Es sieht für Quereinsteiger in die Hausarztmedizin künftig ein bis zwei Jahre lang eine finanzielle Förderung von bis zu 9.000 Euro pro Monat vor.
Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) und Krankenkassen finanzieren dies je zur Hälfte. Profitieren von dem Programm sollen zunächst kleinere Kommunen mit bis zu 40.000 Einwohnern. Wird die Weiterbildung oder Qualifikation zum Hausarzt in einer Region absolviert, die schon heute unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht ist, schießt das Land weitere 500 Euro monatlich hinzu.
Mit der Förderung sollen insbesondere die finanziellen Einbußen ausgeglichen werden, die ein solcher Quereinstieg in der Regel während der Weiterbildungs- oder Erfahrungszeit gegenüber der Tätigkeit im Krankenhaus zur Folge hat.
„Die Prämien, die jetzt im Raum stehen – 108.000 Euro im Jahr – werden vermutlich für eine ganze Reihe von Krankenhäusern erhebliche personelle Einschnitte im ärztlichen Bereich bedeuten. Wenn das bundesweit Schule macht, können sich die Kliniken in ländlichen Regionen von der Versorgung abmelden“ hieß es aus dem VKD.
Jahrelange Versäumnisse der Politik sollten offenbar auf Kosten der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser gelöst werden. „Damit würde nicht nur die Patientenversorgung gefährdet – man denke dabei zum Beispiel an die hohen Belastungen in Grippezeiten – sondern auch die Weiterbildung in den Kliniken untergraben“, so der VKD-Präsident.
Lob für die Vereinbarung kam hingegen vom Hausärzteverband Nordrhein. Die gemeinsame Vereinbarung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, der KVen, den Ärztekammern sowie den Krankenkassen in NRW sichere den qualifizierten Quereinstieg von Fachärzten in die Allgemeinmedizin, stellte der Verband gestern fest und wies auf seine Rolle bei der Qualifizierung der künftigen Hausärzte hin.
Denn neben den fachlichen Qualifikationen seien unternehmerische und persönliche Kompetenzen für den Allgemeinarzt zwingend notwendig. „Wir coachen Fachärzte, die den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin und in die eigene Hausarztpraxis anstreben“, erklärte der zweite Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken. © hil/aerzteblatt.de

Wer finanziert den Quereinstieg? Oder: Ärztemangel ist auch ein Thema für Andere
Für die Zukunft müsste aber auch ein Förderprogramm für die Niederlassung von Fachärzten (vielleicht sogar füre den verbleib als qualifizierter Arzt in Kliniken) aufgelegt werden. Denn wo sollen denn die Hausärzte dann Patienten hin schicken? In die nicht mehr besetzten Kliniken oder die nicht mehr vorhandenen Facharztpraxen?
Ein bischen mehr Ausgewogenheit, Zusammenarbeit und langfristige Planung hätten in der Vergangenheit gut getan - und für die Zukunft wären sie auch dringend notwendig. Für alle Beteiligten: Hausärzte, Fachärzte und Kliniken ebenso wie für Politik und Krankenkassen.
Geld alleine beseitigt hier den anstehenden, grundsätzlichen Mangel nicht, sondern verteilt gegebenenfalls nur den Mangel um.

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.