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Ärzteschaft

Wochenbett­depressionen betreffen bis zu 15 Prozent der werdenden Mütter

Donnerstag, 6. September 2018

/kjekol, stockadobecom

Berlin – Wochenbettdepression nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Zehn bis 15 Prozent der Frauen litten während der Schwangerschaft oder nach der Geburt unter einer ernstzunehmenden Depression, mit negativen Auswirkungen für Mutter und Kind.

„Anders als das harmlose Stimmungstief, das mit der Hormonumstellung nach der Geburt kommt und nach ein paar Tagen von selbst wieder verschwindet, reicht eine Wochenbettdepression tiefer und hält länger an“, erklärte Kerstin Weidner, Klinikdirektorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden.

Während der „Babyblues“ nicht als behandlungsbedürftig gelte, sollten Wochenbettdepressionen oder andere psychische Störungen, die während der Schwangerschaft oder nach der Geburt auftreten, unbedingt therapiert werden. „Denn psychische Erkrankungen der Mutter haben weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder“, betonte Weidner, die auch stellvertretende Vorsitzende der DGPM ist.

Sie weist auf die große Bedeutung der mütterlichen Bindung zum Kind hin und auf die Art und Weise, wie Mutter und Kind miteinander interagierten – diese seien durch die mütterliche Erkrankung oft beeinträchtigt. Bereits im Mutterleib präge das Wohlbefinden der Mutter die Art und Weise, in der die Kinder auf Stress reagierten. Später zeigten die betreffenden Kinder daher häufiger Regulationsstörungen wie Schlafprobleme oder übermäßiges Schreien.

Weidner empfiehlt, die Mutter nicht nur allein, sondern auch gemeinsam mit ihrem Kind zu therapieren mit dem Ziel, die Mutter-Kind-Beziehung zu stärken. Gegebenen­falls seien auch der Partner oder die Familie in die Therapie einzubeziehen. Weidner plädiert dafür, den Zugang zu solchen Angeboten flächendeckend und niederschwellig zu gestalten. Denn allzu oft suchten betroffene Frauen aus Angst vor Stigmatisierung keine professionelle Hilfe auf.

Auf eine weitere Ursache für depressive Verstimmungen oder Reizbarkeit nach der Geburt hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hingewiesen. Mitunter könne auch eine Störung der Schilddrüsenfunktion die Ursache dafür sein, die nachgeburtliche Hashimoto-Thyreoiditis. Etwa sieben Prozent aller Frauen erkranken nach der Entbindung laut der Fachgesellschaft an einer autoimmun bedingten Funktionsstörung ihrer Schilddrüse.

„Oft dauert es lange, bis die Diagnose gestellt wird. Die Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit werden häufig mit der neuen Belastungssituation in Verbindung gebracht und als ,Babyblues‘ fehlinterpretiert“, sagte Joachim Feldkamp, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie und Infektiologie am Klinikum Bielefeld.

„Junge Mütter mit Symptomen einer Wochenbettdepression sollten grundsätzlich hinsichtlich einer Störung ihrer Schilddrüsenfunktion untersucht werden“, mahnte auch Sven Diederich, Ärztlicher Leiter Medicover Deutschland und Vizepräsident der DGE. © hil/aerzteblatt.de

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