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Ärzteschaft

Kannibalismus bei Niederlassungs­förderung vorbeugen

Donnerstag, 6. September 2018

/dpa

Mainz – Fast alle Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in Deutschland haben Programme zur Niederlassungsförderung angestoßen. Ein unerwünschter Nebeneffekt: Die Konkurrenz der KVen untereinander wächst. Die KV Rheinland Pfalz (KV RLP) erklärte gestern, sie könne nicht ausschließen, dass ihre Fördermaßnahmen zur Neuniederlassung von Ärzten auch Auswirkungen auf den Ärztebestand im benachbarten Saarland haben.

Der stellvertretende KV-Vorstandsvorsitzende Andreas Bartels sagte vor Journalisten in Mainz, die KV fördere gezielt die Neuniederlassung in unterversorgten Gebieten sowie die Anstellung von Ärzten in Praxen oder auch Zweitpraxen. „Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass die einzelnen Länder sich gegenseitig überbieten, besonders auch bei einem hohen Bedarf. Die KVen müssen schauen“, so Bartels, „dass sie hier zu einer einheitlichen Regelung kommen, sonst kommt es zu Kannibalismus.“

„Wir haben nicht mit Problemen gerechnet, wonach beispielsweise auf der einen Seite jemand seine Praxis schließt, um sie auf der anderen Seite zu öffnen, weil er dort eine Niederlassungsförderung erhält“, sagte KV-Vorstandschef Peter Heinz. Verwiesen wurde auch auf die Bedarfsplanung, die an den jeweiligen Ländergrenzen ende und die Situation im Nachbarbereich unberücksichtigt lasse. Der KV-Vorstand will nach Angaben seines Sprechers die Problematik auf der KBV-Ebene ansprechen.

Für die Förderung von Neuniederlassungen im Bereich der KV RLP stehen in diesem Jahr rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert wird die Summe aus einem Strukturfonds, der hälftig von der KV und den Krankenkassen gespeist wird.

Die KV zeigte sich gestern besorgt, dass der Ärztemangel in Rheinland-Pfalz in den kommenden Jahren auch in den Städten deutlich zu spüren sein wird. „Der Nachholbedarf ist enorm und er ist nicht nur auf das Land beschränkt“, sagte Heinz. Bis 2022 fehlen den Angaben zufolge fast 4.400 Fach- und Hausärzte sowie Psychotherapeuten. Heinz forderte gestern ein Ende der Deckelung des Etats und ein Ende der Regulierung bei der Zulassung, um dem Ärztemangel zu begegnen.

Derzeit zählt der Verband rund 7.600 Ärzte und Psychotherapeuten zwischen Westerwald und Pfalz. Der KV lässt nicht gelten, dass zum Beispiel in Mainz derzeit für viele Fachärzte offiziell eine Überversorgung angegeben wird. Denn viele Ärzte machten Überstunden und Patienten müssten auf Termine warten.

Die KV kündigte gestern auch an, den Bereitschaftsdienst im Land zu aufzustellen. Geplant ist eine landesweite Dispozentrale – der Standort ist offen. Die Patienten sollen sich unter der Telefonnummer 116117 Tag und Nacht dorthin wenden können – auch wegen Terminen. Ein Hausbesuchsdienst ist in Planung. Der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgesehene Start für die „Servicestellen für ambulante Versorgung und Notfälle“ 2019 könne aber nicht eingehalten werden, hieß es gestern. Derzeit gibt es 47 Bereitschaftspraxen, davon 44 direkt an einer Klinik.

Morgen will die KV mit der Univeritätsklinik Mainz voraussichtlich einen Vertrag über eine Praxis für Allgemeinmedizin auf dem Campus unterzeichnen, um die Notfallambulanz zu entlasten. Sie soll Anfang 2019 öffnen, das Projekt ist zunächst vier Jahre angedacht. Der Unterschied zu anderen Bereitschaftspraxen: Diese soll montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr öffnen, nicht in Randzeiten. Denn Bereitschaftspraxen würden meist tagsüber in Anspruch genommen, hieß es. Patienten sollen dann zunächst an einen Empfang kommen, an dem speziell geschulte Helfer prüfen, ob die Praxis oder die Notfallambulanz die richtige Anlaufstelle ist.

Leichter Rückgang bei Notfällen

Unterdessen ist die Zahl der Notfälle in den Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr etwas zurückgegangen. Die Krankenhäuser rechneten 2017 rund 518.000 Notfallpauschalen mit der KV RLP ab, während es im Jahr vorher 533.000 Pauschalen waren. Das listet das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage aus der CDU im Landtag auf.

Die KV verwies darauf, dass die Grippewelle 2016 zu mehr Besuchen in der Notfallambulanz in Krankenhäusern geführt haben könnte. Der Höhepunkt der schweren Grippewelle 2017/2018 lag dagegen erst in diesem Jahr. Ein Blick auf die Notfallpauschalen der vergangenen Jahre zeigt, dass die Kurve insgesamt aber nach oben geht: Im Jahr 2010 waren es noch knapp 432.000 abgerechnete Pauschalen, fünf Jahre später schon fast 517.000.

© litt/dpa/aerzteblatt.de

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