Politik
Mehr Kontrolle bei Intensivpflege gefordert
Montag, 10. September 2018
Berlin – Politiker, Patientenschützer und Krankenkassen fordern, das Geschäft mit Intensivpatienten, die dauerhaft außerhalb von Krankenhäusern gepflegt werden, stärker zu kontrollieren. „Das ist ein hochsensibler Bereich, in dem es problematische Anreize gibt“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der Welt. Er forderte, dass es künftig unangemeldete Kontrollbesuche bei Pflegediensten geben müsse.
Auch der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, mahnte kürzlich zu mehr gesetzlichen Kontrollen. „Es darf nicht sein, dass außerklinische Intensivpflege zum Spekulationsobjekt für Finanzinvestoren wird und darunter die schwerkranken Patienten leiden“, sagte er der Zeitung.
Dem Ruf nach mehr Kontrollen schloss sich der Chef des AOK-Bundesverbands an. Künftig sollten die von den Kassen beauftragten Prüfer vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) bei regelmäßigen Kontrollbesuchen auch „relevante Kriterien zum Thema Patientenschutz“ prüfen dürfen, also den gesundheitlichen Zustand der Patienten, verlangte Martin Litsch. Er rief zudem dazu auf, eine ethische Diskussion über den Lebenserhalt dauerhaft schwerstgeschädigter Patienten zu führen, an denen Pflegedienste hohe Einnahmen erzielten.
Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, bezweifelt, dass bestehende Kontrollmöglichkeiten in der außerklinischen Intensivpflege ausreichen. Die Branche sei „ein undurchsichtiger Dschungel“, sagte Brysch. „Sie findet hinter verschlossenen Türen statt und ist zudem sehr lukrativ. Das ruft auch unseriöse Anbieter und Kriminelle auf den Plan.“
Anlass für die Forderungen ist den Angaben zufolge ein Welt-Bericht über eine stark wachsende Branche der außerklinischen Intensivpflege. Laut GKV-Spitzenverband gaben die Krankenkassen 2017 fast 1,5 Milliarden Euro für die Versorgung aus, wie GKV-Sprecher Florian Lanz twitterte.
Den Recherchen der Welt zufolge sind Falschabrechnungen und Qualitätsmängel in der Branche verbreitet. So ermitteln nach Angaben der AOK Bayern dort Staatsanwälte gegen jeden vierten von 110 Intensivpflegediensten. Zu den häufigsten Vorwürfen gehört demnach, dass anstelle von Fachpflegern, die für die Beatmungspflege ausgebildet wurden, fachfremde Kräfte an den Betten eingesetzt werden sollen. © kna/aerzteblatt.de

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