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Politik

Für ein Depressionsscreening fehlt laut dem IQWiG die wissenschaftliche Grundlage

Mittwoch, 19. September 2018

/Syda Productions, stockadobecom

Köln – Bei rund zwölf Prozent der Erwachsenen in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens eine Depression diagnostiziert. Trotzdem fehlt für die Einführung eines Screenings die wissenschaftliche Grundlage – der mögliche Nutzen und Schaden einer Reihenuntersuchung sind unklar. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seinem Abschlussbericht zum Thema. Das Institut bestätigt damit die Ergebnisse seines Vorberichts.

Das IQWiG hat geprüft, ob es laut Studien für Teilnehmer eines Screenings Vor- oder Nachteile haben könnte, wenn beispielsweise Hausärzte regelhaft einen Test anhand eines Fragebogens anbieten, der Hinweise auf eine Depression geben kann.

„Ein Nutzen des Screenings könnte darin bestehen, dass die Erkrankung früher erkannt und dann auch besser behandelt werden kann. So ließe sich etwa verhindern, dass sich die Betroffenen dauerhaft aus dem sozialen Leben zurückziehen oder arbeitsunfähig werden“, hieß es aus dem IQWiG. 

Einen Schaden könnte das Screening verursachen, wenn der Test ein falsch-positives Ergebnis ergibt, also eine Depression anzeigt, die Betroffenen aber nicht erkrankt sind. Der Befund könnte sie emotional unnötig belasten. Außerdem könnten Betroffene unter den Nebenwirkungen von Medikamenten leiden, die sie nicht benötigen.

Die IQWiG-Forscher konnten für den Abschlussbericht aus insgesamt sieben prospektiv geplanten Interventionsstudien keine belastbaren Aussagen ableiten. „Denn entweder unterschieden sich die Ergebnisse zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern des Screenings gar nicht oder die Unterschiede waren zu gering, um medizinisch relevant zu sein“, berichten sie. Bei den fünf aus Japan stammenden Studien seien die Ergebnisse außerdem kaum auf den deutschen Versorgungskontext übertragbar.

„In kaum einem westlichen Land sucht man aktiv mittels Screening nach Depressionen, weil die Datenlage hierfür nicht ausreicht“, berichtet Stefan Sauerland, Leiter des IQWiG-Ressorts „Nichtmedikamentöse Verfahren“. Auch zu Nutzen und Schaden der zurzeit stark propagierten Screening-Apps fehle bislang die Evidenz, so der Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

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