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Primärarztsystem: Hausärzte sehen sich durch Forsa-Umfrage bestätigt

Montag, 24. September 2018

Arzt begrüßt Patienten und reicht ihm die Hand /snowing12, stock.adobe.com
/snowing12, stock.adobe.com

Bonn – 82 Prozent der Bürger in Deutschland befürworten ein System, in dem ihr Hausarzt bei allen medizinischen Fragen immer der erste Ansprechpartner ist. Das berichtete der Deutsche Hausärzteverband auf dem zweiten Internationalen Hausärztetag Ende September in Bonn. Basis ist eine repräsentative Forsa-Bevölkerungsumfrage, die der Verband in Auftrag gegeben hatte.

„Die Patienten wünschen sich, was in vielen europäischen Ländern bereits Standard ist: Ein System, in dem die Hausärzte die ersten Ansprechpartner ihrer Patienten sind und gemeinsam mit ihnen die Versorgung koordinieren“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes, Ulrich Weigeldt, in Bonn.

Unser Gesundheitswesen ist in weiten Teilen schlichtweg chaotisch und überkomplex. Ulrich Weigeldt, Deutsche Hausärzteverband

Dreiviertel der Befragten gaben zudem an, dass die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Ärzten häufig besser aufeinander abgestimmt werden müsse. „Unser Gesundheitswesen ist in weiten Teilen schlichtweg chaotisch und überkomplex. Das sagt nicht nur die Wissenschaft, sondern das ist auch das Gefühl der Patienten. Das muss man ernst nehmen“, betonte Weigeldt. Im Rahmen der Umfrage erklärte jeder Zehnte, dass er sich „eigentlich nie“ ganz sicher sei, wer im Krankheitsfall der richtige Ansprechpartner ist. 17 Prozent der Befragten gaben an, sich diesbezüglich „nur manchmal“ ganz sicher zu sein.

Auf dem Kongress kündigte der Bundesvorsitzende an, dass sich nach aktuellen Berechnungen im Frühjahr 2019 fünf Millionen Versicherte in die Vollversorgungs­verträge zur hausarztzentrierten Versorgung eingeschrieben haben werden. „Das ist ein Meilenstein für die Hausarztverträge und die hausärztliche Versorgung in Deutschland insgesamt. Die Hausarztverträge sind und bleiben ein Erfolgsmodell und ein unverzichtbarer Innovationsmotor“, sagte Weigeldt.

Hausarztverträge mit Abstand erfolgreichste Selektivverträge

Neben Baden-Württemberg und Bayern seien die Hausarztverträge inzwischen auch in den meisten anderen Bundesländern fest verankert. In Nordrhein-Westfalen erwartet der Verband im Verlauf des kommenden Jahres rund eine Million eingeschriebene Mitglieder. „Jeden Tag entscheiden sich in Deutschland im Schnitt mehr als 1.000 neue Patienten für die Hausarztverträge. Damit sind die Hausarztverträge die mit Abstand erfolgreichsten Selektivverträge in Deutschland und das einzig funktionierende Wettbewerbselement in der ambulanten Versorgung“, so Weigeldt weiter.

Die Delegiertenversammlung des Deutschen Hausärzteverbandes erneuerte ihre Forderung, dass Patienten, die an den Hausarztverträgen teilnehmen, hierfür einen Bonus von ihrer Krankenversicherung erhalten. © hil/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Dienstag, 25. September 2018, 11:06

Immer wieder erstaunlich!

Trotz eminenter Bedeutung der hausärztlichen Allgemeinmedizin und öffentlich beschworener Versorgungslücken in Stadt und Land gibt es immer noch Widerstände gegen Praktika, Famulaturen und klinisch-ambulante Aus- bzw. Weiterbildung zum Haus- und Familien-Mediziner. Letztere müssen verstärkt gefördert und gefordert werden.

Fingerspitzengefühl, emotionale, soziale und praktische Intelligenz in der hausärztlichen Praxis schafft eine Balance von Solidarität, Selbstverantwortung und Subsidiarität: Ohne sozial Schwache, Kranke, Alte, Junge, Kinder, Erwachsene, Reiche, Arme, Kluge und weniger Kluge auszugrenzen oder in Existenzangst bzw. würdeloses Sterben zu treiben.

Abgestufte Versorgungsebenen sind nötig:
1. Präformiertes medizinisches Laienwissen in Schule und Ausbildung
2. Lotsenfunktion/Koordination durch Hausärzte als "Primärarzt"
3. allgemeinärztlich-internistisch-pädiatrische Grundversorgung
4. fachärztliche, spezialmedizinische, ambulante Fachversorgung
5. ambulante bis stationäre Stufendiagnostik
6. Therapie/Versorgung Beschwerde-, Situations- und Krankheits-adaptiert vom Kreiskrankenhaus bis zur Uniklinik."

Als Beispiel für die kontraproduktive Missachtung der Hausarztmedizin: Die Medizinische Fakultät der Universität Würzburg besteht seit der Ernennung des Neumünster-Kapitulars und Arztes Jonas Adelwerth zum Dekan am 4. Januar 1582. Doch erst seit 2018 gibt es dort neben verschiedenen Fachbereich einen eigenständigen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
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