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Stiftung Kindergesundheit kritisiert unzureichende Arzneimittel­versorgung für junge Patienten

Montag, 24. September 2018

/dpa

München – Noch immer müssen Kinder- und Jugendärzte viele Patienten mit Arzneimitteln behandeln, die nur an Erwachsenen getestet wurden und für junge Menschen nicht zugelassen oder nicht geeignet sind. „Kinder sind auch heute noch bei der Behandlung mit Medikamenten benachteiligt“, kritisiert jetzt der Vorsitzende der Stiftung Kindergesundheit, Berthold Koletzko.

Vor rund elf Jahren ist die europäische Kinderarzneimittelverordnung in Kraft getreten. Sie hat sich laut der Stiftung durchaus positiv ausgewirkt: Der Anteil an klinischen Arzneiprüfungen, an denen auch Kinder beteiligt waren, ist von 2007 bis 2016 von 8,25 Prozent auf 12,4 Prozent gestiegen. In diesem Zeitraum wurden mehr als 260 neue Arzneimittel auch zur Anwendung bei Kindern zugelassen. Darunter befanden sich neuartige Medikamente besonders für die Behandlung von Infektionskrankheiten und für rheumatologisch erkrankte Kinder.

Nachholbedarf bei krebskranken Kindern

Großen Nachholbedarf gebe es hingegen in der Behandlung krebskranker Kinder. Viele der im Kindesalter auftretenden Erkrankungen oder Tumorformen kämen bei Erwachsenen kaum oder nicht vor. Damit spielten sie für pharmazeutische Unter­nehmen nur eine sehr untergeordnete Rolle: „Die Forschung und Entwicklung von Medikamenten orientiert sich weiterhin an Erwachsenen. In den vergangenen zehn Jahren sind lediglich ganze zwei Medikamente für die Behandlung krebskranker Kinder zugelassen worden“, hieß es aus der Stiftung.

„Speziell zur Behandlung sehr junger Kinder und von Kindern mit einer seltenen Erkrankung fehlen geprüfte Arzneimittel. Deshalb sind Kinder- und Jugendmediziner häufig darauf angewiesen, Arzneimittel, die eigentlich nur an Erwachsenen aus­reichend geprüft wurden, auch bei Kindern anzuwenden“, so Koletzko. Der sogenannte Off-Label-Use von Medikamenten, die nur bei Erwachsenen getestet worden sind, sei in der Vergangenheit häufig nach der Regel „Bei Kindern nehme man die Hälfte …“ erfolgt.

Kinder tragen durch für sie ungeprüfte Arzneimittel ein höheres Risiko

„Das hat sich mittlerweile als falsch und mitunter auch als gefährlich erwiesen: Stoffwechsel und Wasserhaushalt funktionieren beim Kind oft nach anderen Regeln“, warnt die Stiftung. „Unsere Kinder tragen durch ungeprüfte Arzneimittel höhere Risiken. Mehr Forschung bleibt daher dringend nötig“, unterstreicht Koletzko. „Politik, Wissenschaft und Industrie müssen in Zukunft mehr Anstrengungen unternehmen, um den Kleinsten unserer Gesellschaft eine wirksame und sichere Arzneimitteltherapie zu gewährleisten“, so sein Appell.

Die Kinderarzneimittelverordnung der Europäischen Union (EU) soll die Entwicklung von Kinderarzneimitteln europaweit fördern. Im vergangenen Herbst hat die EU-Kommission ein verhalten positives Fazit gezogen. Danach gibt es in den USA und der EU – beides Regionen in denen pädiatrische Zulassungsstudien gesetzliche Pflicht sind – deutlich mehr pädiatrische Zulassungen, als in Regionen ohne diese Pflicht. © hil/aerzteblatt.de

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