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Belegarztmangel: Stuttgarter Charlottenhaus bietet ab 2019 keine Geburtshilfe mehr an
Mittwoch, 26. September 2018
Stuttgart – Die Stuttgarter Klinik Charlottenhaus wird ab dem Jahreswechsel 2018/2019 keine Geburtshilfe mehr anbieten. Das zum Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) gehörende Charlottenhaus hat bislang rund 1.000 Geburten jährlich betreut.
„Der langjährige Sprecher der Belegärzte der Geburtshilfe wird Ende des Jahres seine klinische Tätigkeit aus Altersgründen beenden. Die intensiven Bemühungen des RBK, einen Nachfolger zu finden, waren nicht erfolgreich“, teilte die Klinik mit. Da somit nicht mehr genügend Belegärzte für die Aufrechterhaltung der permanenten Dienstbereitschaft zur Verfügung stünden, könne die Klinik das Angebot der Geburtshilfe nicht weiter aufrecht erhalten.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg reagierte betroffen auf die Nachricht. „Das ist ein harter Einschnitt für die Versorgung insbesondere der Schwangeren in Zeiten erfreulich deutlich zunehmender Geburten in der Stadt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KV, Norbert Metke. Allerdings überrasche ihn die Entscheidung nicht. „Seit Jahren weisen wir insbesondere den hierfür primär zuständigen Spitzenverband der Krankenkassen auf Bundesebene in Berlin darauf hin, dass wir ein Problem bekommen“, sagte er.
Bereits im Juli hatte die KV darauf hingewiesen, dass es wegen der hohen Haftpflichtprämien auf Dauer in kleineren Krankenhäusern oder auf dem Land keine Geburtshilfe von niedergelassenen Ärzten als Belegärzte mehr geben werde. „Wenn Ärzte Beiträge von bis zu 70.000 Euro pro Jahr für die Haftpflichtversicherung leisten müssen, müssten sie mehr als 300 Müttern pro Jahr helfen, dass ihre Kinder das Licht der Welt erblicken, nur um daraus die Prämie für die Haftpflichtversicherung zu bezahlen. Das ist grotesk“, sagte Metke im Juli. So werde es auf Dauer keine ambulante oder belegärztliche Geburtshilfe mehr geben. Die Folgen seien heute bereits deutlich spürbar. „In den letzten Jahren ist die Zahl der Geburtshilfe durch Belegärzte in Baden-Württemberg um etwa ein Drittel zurückgegangen“, so Metke.
Der KV-Chef fordert von der Politik, mehr regionale Kompetenzen zur Regelung der Versorgung. „In Baden-Württemberg regeln wir die Dinge gemeinsam mit den Krankenkassen des Landes immer individueller und damit besser. Und dann haben die Stuttgarter solche Ergebnisse nicht mehr nötig“, sagte er. © hil/aerzteblatt.de

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