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Politik

Baden-Württem­bergischer Gesundheitsminister für Rauchverbot in Autos mit Minderjährigen

Dienstag, 23. Oktober 2018

/thodonal, stockadobecom

Stuttgart – Das bundesweite Rauchverbot in Autos bei Fahrten mit Kindern und Schwangeren soll kommen. Das teilte heute das baden-württembergische Gesund­heitsministerium mit. Minister Manne Lucha (Grüne) hatte die Initiative bei der Gesundheitsministerkonferenz als Hauptantragssteller angestoßen.

Die Landesminister nahmen den Vorschlag nun in einem Umlaufbeschluss mit 14 Stimmen an, zwei Länder enthielten sich. Nun soll die Bundesregierung das entsprechende Verbot einführen.

„Es freut mich sehr, dass die Gesundheitsministerkonferenz so eindeutig unserem Vorstoß aus Baden-Württemberg gefolgt ist“, sagte Lucha heute. „Wir müssen Kinder und Ungeborene vor den gravierenden gesundheitlichen Schäden des Passivrauchens schützen.“ Wer im Auto qualme, gefährde auch die Gesundheit der Mitfahrenden, sagte der Minister. In Österreich gibt es ein entsprechendes Rauchverbot im Auto bei Fahrten mit Minderjährigen bereits seit Anfang Mai.

Ein solches Rauchverbot fordern Kinder- und Jugendärzte seit Langem. Der vergangene Deutsche Ärztetag hatte dies in einem Beschluss ebenfalls angemahnt. Hintergrund des Vorstoßes ist das Rauchverbot im Auto bei Fahrten mit Minderjährigen in Österreich ab dem 1. Mai. Dies hat auch Unterstützung bei der Drogenbeauftragten der Bundesregierung gefunden. © dpa/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #715180
DrSchnitzler
am Montag, 5. November 2018, 10:05

Immer noch: "Des Kaisers neue Kleider"...

Gerade die Daten zu Lungenkrebs und nichtrauchenden Ehefrauen sind übrigens universitäres Lehrstück einer offensichtlich bemerkenswerten statistischen (Fehl-) Interpretation (1).

ZITAT:
Beispiel: Passiv-Rauchen
In der Fontham-Studie [6] wurde das Risiko des Passiv-Rauchens bei Frauen untersucht. Dazu wurden als Fälle verheiratete Frauen mit Lungenkrebs betrachtet. Die Exposition durch Passiv- Rauchen wurde dann angenommen, wenn die Ehemänner Raucher waren. Alle Frauen waren Nichtraucherinnen.
Die Fontham-Studie ist zweifellos eine der gründlichsten Studien zum Thema Passivrauchen. Die Erhebung der Exposition erfolgte durch Befragung und durch Laboruntersuchungen der Probandinnen. Es handelte sich um keine matched-pairs-Studie, da die Gruppen bezüglich Alter nicht balanciert wurden. (...)
Aus Tabelle 5b ergibt sich ein signifikantes odds ratio von or = 1.37. Die Prävalenz der Exposition, die aus der Exposition der Kontrollen errechnet wurde, beträgt q = 63%. Diese Prävalenz muss repräsentativ für die Referenzbevölkerung (verheiratete Nichtraucherinnen) sein, auf die sich die Aussage der Studie bezieht.
Das würde aber bedeuten, dass 63% aller Ehemänner von Nichtraucherinnen (starke) Raucher sind und dies wäre wohl eher unwahrscheinlich. Es erhebt sich daher die Frage, ob in der Fontham- Studie eine repräsentative Kontrollgruppe für passiv-rauchende Frauen in der Bevölkerung gewählt wurde.
Sollte die Kontrollgruppe nicht repräsentativ sein, ergäbe sich in der Fontham-Studie eine Verzerrung der Ergebnisse durch Selektion. Ist die Prävalenz der Exposition in der Bevölkerung kleiner, dann wird das relative Risiko unterschätzt.
Eine alters-adjustierte Auswertung [6] ergab ein odds ratio von or = 1.29 und ein 95%- Konfidenzintervall von [0.99,1.68]. Das besagt, dass der wahre Wert des odds ratios noch 1 sein kann, d.h. dass die Exponierten und die Nicht-Exponierten das gleiche Lungenkrebs-Risiko haben könnten.
In der Presse war allerdings zu lesen, dass die Studie ergab, dass durch Passiv-Rauchen das Lungenkrebs-Risiko um 30% steigt. Diese Information ist sachlich unrichtig, da die Studie nicht ergab, dass die absolute Risikoreduktion von Nicht-Passiv-Rauchern 30% beträgt, denn die absolute Risikoreduktion lässt sich mit den Daten der Fontham-Studie nicht ermitteln.
Diese Information bezog sich auch nicht auf die ätiologische Fraktion ef = 19%, die bedeuten würde, dass durch diese Studie 19% aller auftretenden Lungen-Karzinome auf Passivrauchen zurückgeführt werden. Vielmehr betrug das alters-adjustierte odds ratio or = 1.29, d.h. es war gegenüber 1 um 29% erhöht. Allerdings war diese Erhöhung nicht signifikant, d.h. dass das Ergebnis auf purem Zufall beruhen kann.

(1)
http://www.uniklinikum-saarland.de/fileadmin/UKS/Einrichtungen/Fachrichtungen_Theor_und_Klin_Medizin/IMBEI/instvers/lernprogramm/

Kapitel 2

Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Medizinische Informatik
Lernprogramm "Medizinische Informationsverarbeitung"
Autoren: Uwe Feldmann, Stefan Gräber
Avatar #715180
DrSchnitzler
am Montag, 5. November 2018, 01:45

Des Kaisers neue Kleider ...

@Staphylococcus rex
1.
Die These: "(auch) Tabakkontrolle lügt wie gedruckt" am Beispiel TB ist nicht zu widerlegen.
WISSENTLICHE Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Ich lasse mir daher den Mund nicht verbieten.

2.
Die genannten Zahlen sind bekannt, und ich habe sie grds. nicht bestritten.
Es handet sich aber um FIKTIVE (= berechnete) "Todesfälle".

Bislang wurde nicht bei einem einzigen Menschen die Todesursache "Passivrauch" objektiv festgestellt, und der Beitrag besagt insofern nichts neues.

Nun ließe sich die Gefährlichkeit von "Passivrauch" ALTERNATIV und OHNE JEDEN VERNÜNFTIGEN Zweifel feststellen, indem nämlich die Zahl der Neuerkrankungen bzw. Verstorbenen ZURÜCKGEHT, wenn immer weniger Menschen rauchen (vgl. Cholesterin und CVD, oder auch: Impfungen und Infektionen).

DAS WENIGSTENS muss sich doch ZÄHLEN lassen, wenn wir hier nicht über ein – mit Verlaub – "Hirngespinst" reden.

"Rosinen" wie die Bremer oder DAK-Daten, geschweige denn "Toskana" oder "Schottland" lassen sich bevölkerungsweit eben nicht nachvollziehen. Interessant: Pötschke-Langer (Pötschke-Langer M: Der Nichtraucherschutz wirkt. Radiologe 2016 · 56:442–444) verschiebt den Nachweis auf den "Sankt-Nimmerleins-Tag", OBWOHL angeblich (2005) "Soforteffekte" gerade für CVD verantwortlich gewesen sein sollen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt...

Ach ja: redete sie 2005 noch von "Menschen sterben durch Passivrauch", stellte SIE SELBST 2015 klar: "NACH ANALYSEN ..." (Pötschke-Langer M (2014) Passivrauchen: Sechs Jahre Nichtraucherschutzgesetze in Deutschland und ihre Folgen. Radiologe 54:156–157).
WISSENTLICHE Vorspiegelung falscher Tatsachen.

IHRE Darstellung von "realen" Toten befindet sich also im sachlichen Widerspruch zu der Aussage von Frau Pötschke-Langer. Bitte das zu erklären.

So lange also KEIN TATSACHENBEWEIS vorliegt, ist die These "Passivrauch ist eine FIKTION" (beruht allein auf Berechnungen) nicht widerlegbar.

3.
Wie verhält sich die Forderung nach "verbaler Abrüstung" mit "Raucher sind Mörder"? Sieht so ein gedeihliches Miteinander aus?

MERKEN Sie eigentlich nicht, WIE TIEF Sie Ihre (UNBESCHOLTENEN!) Mitmenschen mit so etwas VERLETZEN? Auf der Basis von HIRNGESPINSTEN (widerlegen Sie das doch endlich!)?

Sorry: "Vor Ihro Kayserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich ..."

"Nein ist Nein": ja sicher, habe ich doch gesagt (gegenseitiger RESPEKT). Aber doch nicht ÜBERALL!!!

Was spricht denn gegen "Raucherabteile"? NIE IM LEBEN würde ich mich mit einem fanatischen Tabakgegner "auf ein Bier" in einem geschlossenen Raum zusammensetzen. Ich erhebe dementgegen ANSPRUCH auf EIGENE Räumlichkeiten. Muslime bekommen ihre Moscheen. Warum also keine Räume für Raucher.

4.
Sie argumentieren doch sonst so rational.
Gehen wir mal gedanklich auf einen Kriegsschauplatz: Tote und Verletzte kann man ZÄHLEN. REAL.

Gehen wir dagegen mal in ein Leichenschauhaus.
Aufgabe: ZEIGEN sie mir EINEN EINZIGEN Toten, der die Hypothese vom Passivrauch bestätigt. Klipp und klar. Ohne jeden "vernünftigen Zweifel".

Und jetzt nochmal: Soldaten sind also POTENTIELLE, Raucher REALE MÖRDER.
Wie irregeleitet ist das denn?

Menschen KÖNNTEN "am Passivrauch" (mit) gestorben sein. Ja, natürlich. Hätte, könnte, wäre, alles ist möglich. SIND: nach derzeitigem Stand der REALEN WELT -- NIE UND NIMMER.

WISSENTLICHE Vorspiegelung falscher Tatsachen.

Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Montag, 5. November 2018, 00:22

Rechenfehler

Basierend auf den Durchschnittswerten beim Cotinin beträgt die Dosis für den Passivraucher etwa 50 Zigaretten/Jahr oder ca. 1/Woche. Dies ändert nichts an den folgenden Rechnungen, hier geht es um die Plausibilität der Lanzeitexposition mit niedrigen Dosen Tabakrauch.
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Montag, 5. November 2018, 00:12

Wirklich nur eine Geruchsbelästigung?

Was ein Raucher mit seiner eigenen Gesundheit anstellt, das ist weitgehend Privatsache. Wenn dagegen hier im Forum behauptet wird, Tabakrauch ist nur eine Geruchsbelästigung und deshalb habe das Selbstbestimmungsrecht des Rauchers Vorrang vor dem Schutz des Nichtrauchers, dann muss ich hier auf das Entschiedenste widersprechen.

Fangen wir an mit der Frage der Vergleichbarkeit von Rauchern und Nichtrauchern in Bezug auf die inhalierte Dosis Tabakrauch. Das Nicotin hat nach der Inhalation eine Halbwertszeit von ca. 30 Minuten, die Halbwertszeit des Metaboliten Cotinin beträgt im Blut ca. 16 Stunden und ermöglicht einen Vergleich der Tagesdosen von aktiven Rauchern und Nichtrauchern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Cotinin
Ideal wäre ein Umrechnungsfaktor (Zigarettenäquivalent) für das Passivrauchen. Im Einzelfall gibt es unendlich viele Faktoren (Rauchverhalten des Partners, räumliche Nähe, Lüftung der Räume etc.), einfacher wird es durch die Messung der Cotininkonzentrationen: „ On average, cotinine concentrations in non-smokers with a smoking partner were 0.6-0.7% of those in cigarette smokers.“
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11740030
Das bedeutet, im Durchschnitt kommt eine von 150 Zigaretten des Rauchers in der Lunge des Passivrauchers an. Wenn ein Raucher eine Schachtel am Tag raucht, dann sind das im Jahr ca. 7300 Zigaretten. Für den Passivraucher sind das durchschnittlich ca. 50 Zigaretten oder 2 ½ Schachteln auf das Jahr hochgerechnet oder knapp 3 Zigaretten pro Woche.

Bei Rauchern ist das Lungenkrebsrisiko deutlich erhöht, das ist bei der hohen Dosis auch nicht verwunderlich. Aber auch eine sehr lange Exposition mit niedrigen Dosen Tabakrauch (siehe Beispielrechnung oben) ist statistisch mit einem höheren Lungenkrebsrisiko behaftet: „ The adjusted odds ratio (OR) for lung cancer associated with residential passive exposure only was 1.21 (95% confidence interval [CI] 0.5-2.8)“
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11519055
Auch wenn in einer Metastudie eine Reihe von Einzelstudien zusammengefasst werden, ändert dies nichts am Ergebnis:
„The pooled relative risk (RR) for never-smoking women exposed to environmental tobacco smoke (ETS) from spouses, compared with unexposed never-smoking women was 1.29 (95% CI 1.17-1.43). Sequential cumulative meta-analysed results for each year from 1981 were calculated: since 1992 the RR has been greater than 1.25. For Western industrialised countries the RR for never-smoking women exposed to ETS compared with unexposed never-smoking women, was 1.21 (95% CI 1.10-1.33).“
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11494987
In einer anderen Studie wird dargelegt, dass Lungen-Ca sich bei Nichtrauchern und Passivrauchern unterscheiden, so sind bei Passivrauchern bestimmte Mutationen (EGFR) mit der Kumulativdosis des Passivrauchens korreliert. Auch wenn derartige Effekte erst nach Jahrzehnten des Passivrauchens auftreten, zeigt dies, dass bei ausreichend langer Exposition selbst geringe Absolutdosen zu einer nachweisbaren Schädigung führen und untermauern die rein statistischen Zahlen zum relativen Risiko.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21059816
Die o.g. Beispiele decken natürlich nicht die gesamte Literatur ab, aber es geht hier um die Größenordnung, nicht um die letzte Nachkommastelle. (Nur für Interessierte, die Schlagworte für die Pubmed-Recherchen waren in diesem Fall: „lung cancer passive smoker spouse“ sowie „ tobacco smoke lung cancer dose relation“)

Für eine persönliche Risikobewertung zählen aber nicht nur ein erhöhtes relatives Risiko, sondern auch die Absolutzahlen der Betroffenen. Gerade bei der noch immer hohen Zahl an Rauchern (und damit Passivrauchern) sollten auch kleine relative Risiken zu zahlreichen Betroffenen führen:
2014 gab es in Deutschland 34560 Neuerkrankungen bei Männern und 19280 Neuerkrankungen an Lungenkrebs bei Frauen. Etwa 90% der erkrankten Männer und über 60% der erkrankten Frauen sind aktive Raucher.
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Lungenkrebs/lungenkrebs_node.html

Das bedeutet, jährlich erkranken etwa 8000 nichtrauchende Frauen in Deutschland an Lungenkrebs. Wenn wir das worst case scenario annehmen und für alle das 1,2-fache Risiko durch Passivrauchen annehmen, dann wäre das Basisrisiko bei etwa 6700 Krebsfällen und die Zahl der zusätzlichen Krebsfälle durch das Passivrauchen wäre bei ca. 1300/Jahr. Die gleiche Rechnung bei den Männern führt zu einer Zahl von maximal 600 zusätzlichen Krebsfällen/Jahr (höhere Absolutzahlen, aber geringerer Anteil der Nichtraucher). Zusammenfassend wären im worst case scenario ca. knapp 2000 Fälle an Lungenkrebs/Jahr durch Passivrauchen bedingt.

Leider fehlt bei der offiziellen Statistik zum Lungenkrebs in Deutschland eine Unterscheidung der Nichtraucher in Passivraucher und echte Nichtraucher. Diese Zahl kann nur geschätzt werden. In der ersten Annäherung sollte die Zahl der Passivraucher in etwa gleich sein der Zahl der Raucher. Diese Zahlen liefert uns der Drogen und Suchtbericht der Bundesregierung:
https://www.tagesschau.de/drogen-und-suchtbericht-103~_origin-9d0b0cfa-e492-47c9-94e0-5a39769770fe.pdf
Insgesamt sind derzeit 24% der Bevölkerung Raucher, 31% ehemalige Raucher und 45 % Nichtraucher. Seit 2003 hat sich der Anteil rauchender Jugendlicher um zwei Drittel und rauchender Erwachsener um ein Drittel verringert. Angesichts dieser Zahlen dürfte die Annahme, dass etwa ein Drittel der Nichtraucher mit Lungenkrebs das erhöhte Risiko durch Passivrauchen hat, nicht zu hoch gegriffen sein. Selbst ein Drittel der Zahlen aus dem worst case scenario ergibt immer noch die Zahl von etwa 600 jährlichen Fällen von Lungenkrebs in Deutschland allein durch das Passivrauchen. Nicht eingerechnet sind hier andere Krebsarten, die mit Tabakrauch assoziiert sind (Nierenkrebs) und andere Erkrankungen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4838695/

Was die Risiken für Kinder bei einer Exposition im Auto betrifft, diese Risikoabschätzung wird schwierig. Der kindliche Stoffwechsel ist anders als bei Erwachsenen (ein großes Problem für alle Medikamentenhersteller), das geringe Luftvolumen in Auto führt zu einer hohen Kurzzeitbelastung. Ein Ehepartner kann sich scheiden lassen, ein Kind kann dagegen nicht einfach eine richterliche Unterlassungserklärung gegen seine rauchenden Eltern erwirken. Deshalb sind genaue Risikozahlen für ein Rauchverbot im Auto im Beisein von Kindern auch irrelevant.

Die etwa 600 Fälle an Lungenkrebs in Deutschland allein durch das Passivrauchen werden bisher klaglos hingenommen. Angesichts der schlechten Prognose dieser Krankheit (5-Jahres Überlebensrate 15-20%) läuft dies auf etwa 500 Todesfälle hinaus. Wenn diese Todesfälle z.B. durch Terrorakte bedingt wären, dann hätten wir in Deutschland schon längst den Ausnahmezustand. Aus meiner Sicht erscheint deshalb eine Abwandlung des bekannten Tucholsky-Zitats gerechtfertigt: „RAUCHER SIND MÖRDER:“ Genau wie in dem Tucholsky-Zitat bezieht sich dies auf die Gesamtheit der Raucher, nicht auf die einzelne Person. Es gibt aber einen bedeutsamen Unterschied zum Tucholsky-Zitat. Soldaten sind lediglich potentielle Mörder, dagegen sterben jährlich in Deutschland Hunderte Menschen an den Folgen des Passivrauchens.
https://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_Mörder

Bei dieser Thematik wäre es schön verbal abzurüsten. Es geht mir hier auch nicht um die Stigmatisierung der Raucher oder ein komplettes Rauchverbot. Es geht mir hier um die Klarstellung, dass Tabakrauch keine Privatsache ist, sondern eine Bedrohung für das Wohlbefinden, die Gesundheit und das Leben der Nichtraucher. Die Mehrheit der Raucher ist sich dieser Problematik durchaus bewusst und übt Rücksicht im gegenseitigen Umgang. Es ist nur eine kleine unverbesserliche Minderheit, welche diese Diskussion erforderlich macht. Und solange Raucher und Nichtraucher miteinander auskommen müssen, sollte der Ausspruch gelten: „Ein Nein ist ein Nein!“ wenn ein Raucher wieder einmal beginnt seine Umgebung zuzunebeln.
Avatar #731292
cis2000
am Freitag, 26. Oktober 2018, 23:41

Das bundesweite Rauchverbot in Autos bei Fahrten mit Kindern und Schwangeren soll kommen!

brauchen wir das wirklich? Wer sein Kind vollqualmt, ist wirklich verantwortungsbewusst?
MfG
Avatar #715180
DrSchnitzler
am Freitag, 26. Oktober 2018, 16:58

Immer noch: "Des Kaisers neue Kleider"...

Ich danke ausdrücklich für die grundsätzlich sehr sachliche, nachfühlbare Schilderung der "Gegenperspektive"!
Auf einer solchen Basis (Respekt und Sachlichkeit!) ließe sich wohl jederzeit eine "Moderation" führen, bei der dann am Ende ein für beide Seiten zufriedenstellender INTERESSENAUSGLEICH gefunden werden könnte.

Aus HÖCHSTPERSÖNLICHER Erfahrung verwahre ich mich allerdings ZUTIEFST gegen die Gleichstellung von (an und für sich "folgenloser") BELÄSTIGUNG durch elterlichen Tabakrauch mit MISSHANDLUNG.
Der Rohrstock hing bei uns zu Hause wahrlich NICHT ZUR ZIERDE an der Wand, sondern war alltäglich – physisch wie psychisch – PRÄSENT (auch meine Mutter mußte nicht nur einmal Hämatome überschminken).
Ach ja: mein Vater war STRENGGLÄUBIGER TABAKGEGNER. Vielleicht deswegen, aber auch um keinesfalls so dick zu werden wie er, bin ich zum Pfeiferauchen gekommen (Zigaretten haben mir nie geschmeckt, und ich empfinde den "Gestank" kalten Rauchs durchaus ebenso abstoßend wie viele andere). Aber zum Glück für meine arme Mutter hat er frühzeitig, mit Beginn des Rentenalters, das Zeitliche gesegnet. An Krebs. Ist also wohl kaum als Alleinstellungsmerkmal – und schon gar nicht mit unterschwelliger "Häme" – anzuführen.
Übrigens, Glückwunsch zum eigenen Kinderzimmer: wir waren bis zum Abitur DREI Jungs auf einem Zimmer (soviel zum Thema "Reizgas und Geruchsbelästigung" u.v.a.m.; das geht auch völlig ohne "Tabak"!).

Ein "rein tobacco-zentrisches Weltbild" bildet also vielleicht doch nicht das GANZE Spektrum menschlichen Daseins ab...
Sind nichtrauchende Eltern also zwangsläufig bessere Eltern? Ich SCHWÖRE – NEIN. Darauf kommt es nun WIRKLICH nicht an, das ist doch vollkommen irregeleitet.

Was habe ich also für MEIN Leben gelernt? STANDHAFTIGKEIT, wenn es um Fragen der Objektivität geht. RESPEKT vor JEDEM MENSCHLICHEN WESEN. Meine Pfeife war somit nie – für NIEMANDEN in meiner Umgebung – ein Thema.
––– (Persönlicher Abschnitt Ende) –––

Mein Einwand gegen "Surrogatmarker" bezog sich (hoffentlich erkennbar) darauf, dass sie eben – per se – keine ENDPUNKTE BEWEISEN. WENN ein Endpunkt feststeht (was ich begründet bezweifelt habe), DANN sind derartige Marker hilfreich: Cholesterin ist hilfreich, WEIL die Zusammenhänge zu kardiovaskulären (CVD) ENDPUNKTEN bewiesen wurden, zB indem eine Senkung auch stets eine Reduktion nach sich zog. PER SE besagt ein Cholesterinwert (vgl. Cotinin) jedoch erst einmal "nichts". Und NOCHMALS der Hinweis auf PARACELSUS, dass man eben NICHT OHNE WEITERES (!!!) von hohen Dosen auf "kumulierte" niedrige Dosen schließen kann (siehe Marathonläufer; oder: "Arsen" wird alltäglich inkorporiert. Würde man die lebenslange kumulative Gesamtdosis AUF EINMAL einnehmen, wäre das ein VÖLLIG ANDERE Sache). Ich will Ihnen Ihren Standpunkt doch gar nicht streitig machen. Es gibt aber – wie geschildert – ernsthafte und nicht wegzudiskutierende Gründe, die Sache zumindest VORLÄUFIG anders zu bewerten. Und nochmal: tatsächliche BEWEISE für die angebliche Schädlichkeit niedriger Dosen FEHLEN MIR IMMER NOCH (muss ich jetzt wirklich NOCHMAL auf die Stellungnahme des UBA zur fehlenden "Beweiskraft" epidemiologischer Daten – "nicht möglich" – hinweisen?).

Das Thema "Sucht" will ich hier gar nicht vertiefen, nach meiner Kenntnis ist das noch nicht abgeschlossen. Nur soviel: zum einen ist darauf hinzuweisen, dass für MEIN – eigentliches – Thema "Pfeife und Zigarre" solches mW NOCH NIE ernsthaft erwogen wurde. DENNOCH werden ALLE Raucher in einen Topf geworfen. Dem muss auch diesbezüglich ENTSCHIEDEN entgegengetreten werden.
Zum anderen stelle ich mir – erklärend, NICHT rechtfertigend – vor, dass man REDLICHE Mitmenschen, denen man "aus dem Nichts heraus" plötzlich unterstellt, eine bis dato allgemein akzeptierte Handlungsweise mache sie zu "Selbstmordattentätern", "Mördern" oder gar "Kindermördern", (sagen wir mal zurückhaltend:) zum Widerstand bringt; was unterscheidet dann aber "Renitenz" von "Sucht"? Und eine (ggf. subtile) GENERELLE Unterstellung von Rücksichtslosigkeit dürfte (psychologisch gesehen) auch wenig helfen, SELBST WENN sie denn zuträfe (was zu hinterfragen wäre).

Wenn man einmal zurückblickt, war es in den frühen 1900'er Jahren mW ÜBLICH, gerade asthmakranken (u.a.) Kindern mit Tabakrauchen zu HELFEN. Auch war "Lungenkrebs" bis dato nahezu unbekannt (was anscheinend nicht allein durch Unterdiagnostik usw. erklärt werden kann). Weit überwiegend wurden BIS damals wohl v.a. Zigarren und Pfeifentabak geraucht (R. Doll, Smoking and carcinoma of the lung. BMJ 1950:739-48). Erst (ca.) Mitte der 1910'er Jahre wurde das ZIGARETTEN-Rauchen zunehmend populär, und ERST AB DA (bzw. 15 Jahre später) stieg die Lungenkrebsinzidenz dramatisch und weit überproportional an (aaO). Möglicherweise kann also das eigentliche medizinische Problem nicht beim Tabak an sich liegen (woran genau, konnte auch damals nicht angegeben werden), zumal Raucher "naturreinen" Tabaks (Pfeife und Zigarre) auch heute noch – wie angeführt– lebenslangen Nichtrauchern gleichgestellt werden, und (zumindest im Bereich bis 6 Zigarren bzw. 30g Pfeifentabak tgl.; Quelle kann nachgereicht werden) gerade NICHT durch erhöhte Morbidität oder gar Mortalität auffallen.

Zeit meines Lebens habe ich überdies immer wieder Lebensversicherungen abschließen müssen, und IMMER – trotz wahrheitsgemäßer Schilderung meines Pfeiferauchens – NICHTRAUCHERTARIFE erhalten. Jetzt mal ganz praktisch: WER sollte es wohl BESSER wissen?

Ich meine: die MENSCHEN werden "ZERRIEBEN" zwischen den großen Akteuren, den Tabakkonzernen einerseits, und den großen Tabakgegnern andererseits, und (mit Verlaub) BEIDE "lügen und betrügen, dass sich die Balken biegen". Die MENSCHEN werden instrumentalisiert bzw. diffamiert. Ich meine, das muss aufhören! Wir sind alle "GLEICH GEBOREN", und müssen VERNÜNFTIGE, DEMOKRATISCHE WEGE des Miteinander finden. Mit allem gebotenen – gegenseitigem! – Respekt.

Es GEHT NICHT, dass Kinder GEFÄHRDET werden, das versteht sich doch von selbst! Man muss aber eine KLARE GRENZE zur (an sich, unterstellt, folgenlosen!) "Belästigung" ziehen, und nicht "alles und jedes" gleich quasi zum "Völkermord" deklarieren (in diesem Zusammenhang wäre – mit Verlaub, meiner Meinung nach – ein Vergleich mit #MeeToo potentiell eine nicht hinnehmbare Herabwürdigung von ECHTEN Vergewaltigungsopfern. Das geht nun wirklich zu weit!).

Überdies dürfte es utopisch sein, das Rauchen – auf demokratischem Wege – "auszumerzen". Wir werden wohl weiter damit leben müssen, sagt selbst die WHO am diesjährigen "Weltnichtrauchertag". Und uns irgendwann wieder in – wohl verstandener! – Toleranz üben. Müssen. Und nicht auf ewig "der gute Zweck heiligt jedes Mittel" spielen können.

Die GEGENWÄRTIGE – staatlich auch noch sanktionierte – Vorgehensweise, die – wie am Beispiel TB völlig zweifelsfrei ersichtlich – zum Teil auf BETRUG beruht, spielt hingegen mMn lediglich denjenigen in die Hände, die lautstark "Lügenpresse" und ähnliches rufen. Wollen wir das WIRKLICH?

Daher würde ich mir mehr rationale – ergebnisoffene! – Diskussionen wünschen, und nicht ständig neue Schikanen und "Weltuntergangsszenarien" von selbst ernannten "Gutmenschen".
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Freitag, 26. Oktober 2018, 08:52

Nachtrag zu Dosis-Wirkungs-Beziehungen

Der Vergleich einer hohen Dosis einer Noxe über einen kurzen Zeitraum mit einer niedrigen Dosis über einen langen Zeitraum ist immer riskant, weil hier viele andere Faktoren eine Rolle spielen (Stoffwechsel etc.), auch wenn es sich um die gleiche Kumulativdosis handelt. Dies ist epidemiologisches Trivialwissen und eine Fokussierung darauf lenkt nur vom eigentlichen Thema ab.

Die entscheidende Frage bei Passivrauchen sind die Langzeitfolgen einer niedrigen Dosis über lange Zeiträume. Die Kumulativdosis kann bei Rauchern annähernd über Päckchenjahre ermittelt werden. Bei Nichtrauchern fehlt diese anamnestische Angabe, hier muss eine Normierung der aufgenommenen Toxindosis über die nachweisbaren Metabolite erfolgen. Wenn man die Dosis-Wirkungsberechnung der Langzeitfolgen für niedrige Dosen (Passivraucher) und hohe Dosen (aktive Raucher) durchführen möchte, braucht man einen gemeinsamen Vergleichswert, und dies ist nun einmal das Cotinin. Diesen Parameter als Surrogatmarker zu diffamieren ist für mich höchst befremdlich.
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Donnerstag, 25. Oktober 2018, 20:53

Ich bin schuldig

der Majestätsbeleidigung, denn als Kind habe ich es gewagt, meinen Vater (einen starken Raucher) zu bitten zum Rauchen auf den Balkon zu gehen. Im Ernst, bei der Diskussion um das Rauchen gibt es verschiedene Perspektiven. Eine Perspektive, die hier in der Diskussion viel zu kurz kommt, ist die Perspektive der Familienangehörigen von starken Rauchern. Ich hatte zwar mein Kinderzimmer zur rauchfreien Zone erklärt, aber das hilft wenig, wenn der Rauch durch die Türen und Ritzen zieht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, Tabakrauch ist ein Kanzerogen (meinen Vater hat schon vor vielen Jahren der Krebs hinweg gerafft), er ist ein Reizgas und er ist eine enorme Geruchsbelästigung. Wer wissen will, wie es in den Bronchien eines Rauchers aussieht, kann natürlich eine Bronchoskopie machen. Es geht aber auch einfacher, man muss nur die Gardinen aus einer Raucherwohnung waschen und man erlebt dabei nicht sein blaues, sondern ein gelbbraunes Wunder.

Hat ein Kind einen Anspruch darauf davor bewahrt zu werden? Ich denke mal, ja. Nur wer soll ein Kind vor dem Tabakrauch bewahren, wenn nicht die eigenen Eltern? Und hier komme ich an einen Punkt, an dem ich meinem Vorredner auf das Entschiedenste widersprechen muss. Die Diskussion um das Rauchen ist unmöglich ohne die Verwendung des Suchtbegriffes. Nur durch die SUCHT ist die Rücksichtslosigkeit vieler Raucher gegenüber ihrer Umgebung erklärbar. Nur durch die SUCHT ist die Realitätsverweigerung der Raucher erklärbar, wenn es um die Konsequenzen ihres Handelns für sich und ihre Umgebung geht. Nikotinabusus verändert im Gegensatz zum Alkoholabusus nicht die kognitiven Fähigkeiten. Daraus den Schluss zu ziehen, sie seinen nicht süchtig, das ist der große Trugschluss und Selbstbetrug vieler Raucher.

Einen wesentlichen Metaboliten, der unabdingbar ist für die Berechnung von Dosis-Wirkungsbeziehungen, diesen Metaboliten ohne vernünftige Begründung als Surrogatmarker abzuwerten, dies ist mit meinem Verständnis vom wissenschaftlichen Denken nicht vereinbar. Ich werde mir auch nicht die Mühe machen, einen Raucher von seiner Sucht zu überzeugen, ich weiß, dies ist sinnlos. Das Einzige, was einen Raucher überzeugen kann, ist die Konfrontation mit der Lebensrealität. In meinem Umfeld haben die meisten Raucher nach der Geburt ihrer Kinder mit dem Rauchen aufgehört. Die nächste Gelegenheit zum Aufhören ist dann leider erst der Herzinfarkt oder der Lungenkrebs.

Ist die Exposition von Kindern mit Tabakrauch gegen ihren Willen eine Misshandlung? Sicherlich ist dies nicht vergleichbar mit Missbrauch oder wenn Kinder geschlagen werden. Aber der jahrelange Zwang diesen widerlichen Qualm einzuatmen, Zuzusehen, wenn ein signifikanter Teil des Familienbudgets in blauen Dunst aufgeht, Zurückgewiesen zu werden, wenn man wagt, dagegen aufzubegehren, bei strenger Auslegung würde ich dies sehr wohl als Misshandlung bewerten. Und ganz offensichtlich ist gerade bei dieser Problematik eine mee too Debatte längst überfällig.
Avatar #715180
DrSchnitzler
am Donnerstag, 25. Oktober 2018, 12:06

"Des Kaisers neue Kleider" – oder Selbstverständlichkeiten?

@Staphylokokkus rex
1. Ich bitte höflichst, den Begriff "Sucht" aus einer wertfreien Diskussion um Folgen des "Passivrauchs" herauszuhalten, da er hier nun wirklich nichts zur Sache beiträgt. Ebenso pauschale Aussagen ("von den Gegnern des Rauchverbots"): genau davon habe ich mich eingangs ganz ausdrücklich (!) distanziert.

2. Unbestritten lassen sich "Surrogatparameter" bei kleinen oder großen "Mitrauchern" erheben, darum geht es hier aber nicht.
a)
Einen Einwand gegen die vorgetragenen Argumente sehe ich nicht. "Wer einmal LÜGT"...
b)
Ihrer Erwähnung von "Fürsorge-PFLICHT" und "Jugendämtern" entnehme ich, dass Sie an so etwas wie "Kindesmisshandlung" denken.
Meine Argumente zielen GANZ GENAU DAHIN: "wissentliche Vorspiegelung falscher Tatsachen".
Darf man ERNSTHAFT "rauchende Eltern" quasi mit "Kinderschändern" gleichstellen? Geht das nicht "ein bisschen zu weit"? OHNE DEN ALLERGERINGSTEN TATSACHENBEWEIS?

Jetzt aber ENDLICH mal "die Karten auf den Tisch"! GIBT es auch nur im Ansatz (!) so etwas wie "Kindesmisshandlung" durch rauchende Eltern?
JA ODER NEIN?
Wenn ja: verdammt noch mal, her mit den Fakten!
In DEM FALL sind wir SOFORT ZUSAMMEN.

Ich KANN – und GERADE in meiner Eigenschaft als ARZT – nicht hinnehmen, WENN TATSÄCHLICH Menschen misshandelt werden. Alles andere wäre VÖLLIG UNDENKBAR, und ich weise jeden Anflug eines Gedankens daran aufs SCHÄRFSTE von mir!

Andererseits kennen wir zur Genüge "Scharlatane". Es muss doch nicht erwähnt werden, dass sich diese oft sehr geschickt "verkleiden", und die Abgrenzung "fact or fiction" schwer fallen kann...

Wer also nur "Gerüchte" verbreitet, überlege sich nochmals GANZ GENAU, was er da sagt (zB 9. Gebot, StGB)!

3.
Seit mehr als einem Jahrzehnt beobachte ich, dass (gerade beim Thema "Tabak") mMn permanent gegen wissenschaftliche Grundsätze verstoßen wird, indem nämlich – wohlgemerkt: "ohne weiteres" – von "großen" Risiken auf "kleine" geschlossen wird.

Beispiel: ein Marathonläufer "springe" pro Schritt ca. 30 cm hoch. Alle 100 Schritte (ca. 150m) beträgt also quasi die "kumulierte Fallhöhe" 30 Meter. Wer nun – und nochmals: OHNE JEDEN TATSACHENBEWEIS – behauptet, er könne die Risiken eines Sturzes aus 30m Höhe "mir nichts dir nichts" rechnerisch auf 100x30cm umlegen, oder vice versa, verstößt unbesteitbar gegen jede Rationalität (ALLGEMEIN wird "Laufen" – ich rede jetzt bitte NICHT vom Rauchen – ja sogar für "gesund" gehalten; da wären wir also wieder bei Paracelsus).

Oder: wir reden derzeit viel über Stickoxid(e), zB NO. Natürlich ist dies in hohen Konzentrationen toxisch. Haben wir dabei aber genügend bedacht, dass den Entdeckern der ausgesprochen gefäßprotektiven Wirkungen des NO 2008 der Medizin-Nobelpreis zugesprochen wurde (vorsorglich: mir ist der Unterschied zwischen "externer Zufuhr" und "interner Produktion" durchaus präsent; "von der Substanz her" geht es aber auch um dasselbe NO)?

Nur am Rande, fällt es mir als "Diabetologe" übrigens sehr schwer, die in dem Zusammenhang angegebene Kausalverknüpfung zwischen Stickoxiden und fast 500.000 Diabetesfällen nachzuvollziehen. Vielleicht auch nur so eine statistische Merkwürdigkeit, aber ich will ggf. keinen Forschungsergebnissen vorgreifen.

Wo also liegen RATIONALE Grenzen?

4.
AM ENDE wollen wir doch – als Ärzte – EIGENTLICH alle zusammen NUR EINS: dass es den uns anvertrauten Menschen BESSER GEHT.

Was uns dabei – wirklich – hilft: HER DAMIT!
Aber bitte zielführend und EVIDENZBASIERT (auf "BEWEISEN" beruhend...!), so wie sonst auch.

Und eben KEINE SCHARLATANERIE. Die HILFT NÄMLICH NICHT, sondern "verbrennt Ressourcen", die anderswo fehlen könnten. Bestenfalls.
Avatar #691359
Staphylococcus rex
am Mittwoch, 24. Oktober 2018, 23:03

Warum streiten wir hier um Selbstverständlichkeiten?

Von den Gegnern eines derartigen Rauchverbots werden hauptsächlich zwei Argumente angeführt. Erstens der Zweifel an der Schädlichkeit des Passivrauchens für Kinder und zweitens die Berufung auf das Wageninnere als Privatsphäre.

Zum ersten Argument kann sich jeder eine eigene Meinung bilden. Es gibt Abbauprodukte des Nikotins, die im Blut und im Urin des (Passiv)-Rauchers nachweisbar sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Cotinin
Es ist zudem kein Problem eine pubmed Recherche mit folgenden Schlagworten durchzuführen: cotinine passive smokers
Es gibt zum Beispiel auch Arbeiten die sich mit derartigen Nachweisen bei Kindern beschäftigen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30103123

Letztendlich ist dies eine Frage, die sich jeder Raucher selbst stellen muss: Was ist mir wichtiger, meine Sucht oder die Gesundheit meiner Kinder? Und damit sind wir auch schon beim zweiten Argument. Für die Gesundheit der Kinder ist es irrelevant, ob die Exposition im Auto oder in der heimischen Wohnung stattfindet. Nur hat der Staat keine Möglichkeit den Schutz der Kinder vor Tabakrauch in der Wohnung zu kontrollieren und durchzusetzen. Das Innere eines PKW spielt hier sicher eine Sonderrolle. Erstens kann sich das Kind nicht einfach in einen rauchfreien Bereich verziehen. Zweitens ist der Raucher meist eine Autoritätsperson, die im Rahmen der Erziehung eine wichtige Vorbildrolle hat. Drittens hat der Staat eine Fürsorgepflicht, wenn Eltern in ihrer Rolle überfordert sind (wozu gibt es schliesslich Jugendämter?).

Autoscheiben sind nun einmal durchsichtig, in dieser Hinsicht ist das Innere eines PKW Teil der Öffentlichkeit, wo der Staat seiner Fürsorgepflicht nachkommen muss. Wenn sich Eltern für die Sucht und gegen ihre Kinder entscheiden, dann muss zumindest ein Unrechtsbewusstsein geschaffen werden, nichts anderes bezweckt dieses Rauchverbot. Das Einzige was mich an diesem Artikel hier wirklich überrascht, ist dass diese Diskussion überhaupt geführt werden muss. Aus meiner Sicht ist der Rauchverzicht im Auto im Beisein von Kindern eine absolute Selbstverständlichkeit.
Avatar #579328
chinamed24
am Mittwoch, 24. Oktober 2018, 09:05

danke!

Wer macht sich heute noch die Mühe den Unfug der WHO ernst zu nehmen? Ich jedenfalls nicht. Also vielen Dank an den Kommentator, dass er sich die Mühe gemacht hat sich mit Unfug auseinander zu setzen. Mir ist meine kostbare Lebenszeit dafür zu schade.
Avatar #715180
DrSchnitzler
am Mittwoch, 24. Oktober 2018, 08:47

"Des Kaisers neue Kleider" ... Oder was?

(Vorsorglich die Feststellung, dass der Kommentator keinen Interessenkonflikten unterliegt. Als Arzt und "passionierter Pfeifenraucher" fallen ihm sehr wohl eine ganze Menge guter Gründe ein, nicht zu rauchen. Dennoch steht er auf dem Standpunkt, dass allem voran "der Wahrheit die Ehre" gebührt.)

Die Frage kann nicht sein, was "mehrheitich erwünscht" ist, denn der Innenraum des eigenen PKW's gilt verfassungsmäßig zunächst einmal als "Privatsphäre".

Die Frage muss lauten: Werden GESUNDE (bzw. ALLE) Minderjährigen GEFÄHRDET, wenn Dritte rauchen?
Wissenschaftliche Feststellungen hierzu existieren bislang LEDIGLICH auf der Basis "epidemiologischer Studien", wie sie zB der "Surgeon General" verbreitet (1). Dort ist aber bspw. – sinngemäß – zu lesen:

"GESUNDE Raucher infizieren NEUN von ZEHN Kindern mit Tuberkulose" (Zitate 1a-b).

Nun muss nicht jeder Nicht-Mediziner zwangsläufig wissen, dass Tuberkulose (TB) einzig und allein durch "Bakterien" verursacht wird ("M. tuberculosis, is, of course, the necessary cause of TB"); es bleibt – in Wahrheit – aber KEINERLEI Spielraum für irgendwelche Spekulationen (wie "smoking as a cause of TB disease"): keine Bakterien - keine TB. Ohne jede Ausnahme. BIOLOGISCH UNMÖGLICH.

Eine solche Aussage muss also, Unwissenheit des Rezipienten vorausgesetzt, durchaus als "VORSÄTZLICHE IRREFÜHRUNG" bezeichnet werden (erschwerend kommt in diesem Fall die vorgebliche "Autorität" der Verfasser hinzu, die gar als Teil der WHO auftreten). Dezidierte "Sachkunde" vorausgesetzt, ist eine solche Verknüpfung jedoch schlichtweg "abenteuerlich".

Es ist überdies – generell – völlig ausgeschlossen ("methodisch nicht möglich"), allein aus "epidemiologischen Studien" (sagen wir, etwas ketzerisch überspitzt: "Data-Mining", alias "reine Empirie") quasi "abschließend" eine "Ursache" zu behaupten (2). Derartige Folgerungen ("risk factors that are neither necessary nor sufficient") sind also in höchstem Maße fragwürdige "Interpretationen" ("interpreted as causal"), und von daher ggf. VORSÄTZLICHE FALSCHAUSSAGEN zum Nachteil der erwiesenermaßen (!) zu Unrecht beschuldigten Raucher.

Es geht hier also um ganz genau denjenigen Sachverhalt, der mit dem 9. Gebot ("falsches Zeugnis wider den Nächsten") gemeint ist.

Es geht um ganz genau den Sachverhalt, der mit dem § 164 StGb ("wissentliche Vorspiegelung falscher Tatsachen": "interpreted as causal") gemeint ist.

Und von derartigen "Leuten" soll man sich das Geringste (VER)BIETEN lassen?

NEIN.

Wo aber sind BEWEISE, dass Rauchverbote irgendeine konkrete Verbesserung der Gesundheit GESUNDER Minderjähriger bewirken?

Wurden in Ländern mit existierenden Rauchverboten WIRKLICH bspw. die oft erwähnten "Mittelohrentzündungen" bei Kindern (nebenbei: otitis media ist wie TB ebenfalls eine BAKTERIELLE Infektion) substanziell reduziert? Oder reden wir etwa nur über "des Kaisers neue Kleider"?

"Mehrheit ist Mehrheit", sagte (wohl) schon Konrad Adenauer. Einzelne Menschen, auch eine MINDERHEIT wie die Raucher, haben aber dennoch bestimmte GRUNDRECHTE. Diese dürfen bekanntlich ALLEIN auf der Basis KONKRET ABSEHBARER GEFAHR eingeschränkt werden. SPEKULATIONEN ("Befürchtungen") können hier nicht genügen, da in diesem Fall "Jeder Jedem Alles" verbieten könnte. Demokratie bedeutet bekanntlich: alle Menschen sind GLEICH geboren. Niemand darf seinem Nachbarn GRUNDLOS irgendetwas verbieten. Und wenn es ihm noch so wenig "passt".

Und SCHON GAR NICHT, indem man dem Gesetzgeber und der Öffentlichkeit "wissentlich falsche Tatsachen vorspiegelt" (alias: "belügt").

Man mag also zum (Zigaretten-) Rauchen stehen wie man will: SO GEHT ES NICHT; ob dies übrigens für Pfeife und Zigarre gleichermaßen gelten kann, sei dahingestellt, da diese im Einzelfall – in gesundheitlicher Hinsicht – "lebenslangen Nichtrauchern" gleichgestellt werden (3), und somit – offensichtlich – nicht einmal für sich selbst eine nennenswerte Gefahr darstellen.

Auf welche Art und Weise GENAU wären also GLOBALE VERBOTE in die PRIVATSPHÄRE hinein VERFASSUNGSKONFORM begründbar?

_______________
Literatur:
(1) U.S. Department of Health and Human Services (2014) The health consequences of smoking – 50 years of progress. A report of the surgeon general. Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic disease Prevention and Health Promotion, Office on Smoking and Health, Atlanta

(1a) S. 382: „In a study in Thailand among children younger than 15 years of age, Tipayamongkholgul and colleagues (2005) found a ninefold increased risk for TB disease with close passive exposure to smoke and no known direct contact with a person with TB“.

(1b) S. 384: „The evidence reviewed in this section implicates smoking as a cause of TB disease. The infectious organism that causes tuberculosis, M. tuberculosis, is, of course, the necessary cause of TB. However, other agents can increase risk for TB by acting to increase the risk for infection or by increasing the risk for disease in those who are infected. Within the framework for causal inference used in the Surgeon General’s reports, such additional risk factors that are neither necessary nor sufficient have been interpreted as causal.“

(2)
https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/rapid-reaction/details/news/diesel-skandal-wissenschaftler-widersprechen-schlussfolgerungen-der-abgeordneten-zu-gesundheitlich/
Zitat: „Epidemiologische Studien können, wie oben beschrieben, keine Aussage zur Kausalität liefern (...) wäre daher aus Sicht des UBAs korrekt, wenn sie ergänzt würde durch ‚…zwar nicht erwiesen, weil dies methodisch nicht möglich ist (...)“

(3) Inoue-Choi M et al. (2016) Association of long-term low-intensity smoking with all-cause and cause-specific mortality in the NIH-AARP Diet and Health Study. JAMA Internal Medicine. December 5, 2016. DOI: 10.1001/jamainternmed.2016.7511
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