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Politik

Organspende: Widerstand gegen Widerspruchslösung

Donnerstag, 25. Oktober 2018

/dpa

Berlin – Im Bundestag formiert sich Widerstand gegen die Pläne von Bundesgesund­heitsminister Jens Spahn (CDU) bei der Organspende wegen geringer Spenderzahlen eine Widerspruchslösung einzuführen. Mehrere Abgeordnete von Union, SPD, Grünen, Linkspartei und FDP arbeiten nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland bereits an einem gemeinsamen Gruppenantrag.

Unzulässiger Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht

„Uns eint das Ziel, die Einführung einer Widerspruchslösung unbedingt zu verhindern“, sagte einer der Initiatoren, der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger, dem Netzwerk. Sie wäre „ein unzulässiger Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht“. Pilsinger sprach von einer hohen Resonanz bei den Abgeordneten. Nach seiner Einschätzung ist gegenwärtig etwa ein Drittel der Parlamentarier gegen eine Widerspruchslösung, ein weiteres Drittel dafür. Die übrigen Abgeordneten seien unentschieden.

Zu der Gruppe, die an dem Antrag arbeitet, gehören neben Pilsinger auch Hilde Mattheis (SPD), Karin Maag (CDU), Kathrin Vogler (Linkspartei), Otte Fricke (FDP) und Kirsten Kappert-Gonther (Grüne). Nach Aussage von Pilsinger besteht bisher noch kein Konsens darüber, ob in dem Antrag nur die Beibehaltung der bisherigen Entscheidungslösung gefordert oder ein alternatives System vorgeschlagen wird. Derzeit ist nur der Organspender, der zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat.

Vorschlag für eine verbindliche Entscheidungslösung

Infrage käme die verbindliche Entscheidungslösung, für die Pilsinger plädiert. Nach diesem System sollen alle Bürger bei der Ausstellung eines neuen Personalausweises oder der Gesundheitskarte befragt werden, ob sie Organspender sein möchten. Pilsinger sagte, bei der Widerspruchslösung könne nicht mehr von einer Organspende gesprochen werden. „Vielmehr müsste man von einer Organabgabepflicht sprechen. Einen solchen fundamentalen Paradigmenwechsel dürfen wir nicht zulassen“, mahnte er.

„Die Einführung einer Widerspruchslösung wird neue Ängste in der Bevölkerung auslösen und damit das Gegenteil dessen bewirken, was die Befürworter eigentlich wollen“, so der Bundestagsabgeordnete weiter. Es gebe außerdem keinen wissenschaftlich fundierten Beleg dafür, dass die Widerspruchslösung das Problem der niedrigen Spenderzahlen tatsächliche löse, sagte er.

Spahn will zusammen mit dem SPD-Politiker Karl Lauterbach einen Gruppenantrag für eine Widerspruchslösung erarbeiten. Danach ist jeder Bürger grundsätzlich potenzieller Organspender, außer er oder seine Angehörigen hätten ausdrücklich widersprochen. Spahn selbst räumt ein, dass die Regelung „heikelste Punkte“ berührt: Eine Widerspruchslösung würde „einen nicht geringen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen bedeuten“. Angesichts von 10.000 Menschen die in Deutschland auf ein Spenderorgan warteten, sei dies aber gerechtfertigt. © kna/aerzteblatt.de

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Kommentare

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Avatar #79783
Practicus
am Samstag, 27. Oktober 2018, 20:44

Schlecht so...

Wie soll bei der ungenügenden Spendenbereitschaft sonst sichgestellt werden, dass die wenigen Ogane nict an Personen geraten, die doch für sich selbst eine Ognspende ausgeschlossen haben
Meine Organe kriegt keiner, aber die von anderen nehme ich gerne an
entweder lahne ich Organspende für mich ab und verzichte damit selbst auf Spenderorgane, oder eben nicht!
Avatar #103205
Patroklos
am Freitag, 26. Oktober 2018, 11:12

Gut so.

Endlich eine klare Initiative gegen die Widerspruchslösung. Für mich das entscheidende Argument gegen eine Widerspruchslösung ist der dahinterstehende Automatismus, der quasi jeden Bundesbürger zu einem Organspender macht, wenn er sich nicht aktiv gegen die Widerspruchslösung entscheidet. Das ist Fremdbestimmung pur und höchst unethisch.

Die aktuell existierende Entscheidungslösung ist aus meiner Sicht ausreichend. Eine Portemonnaie- Befragung der Bundesbürger hat im Jahr 2014 ergeben, dass ca. 25% der zufällig Befragten einen Organspendeausweis im Portemonnaie haben. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/383252/umfrage/umfrage-in-deutschland-zum-inhalt-von-geldboersen-nach-geschlecht/) Seitdem ist die Anzahl mit hoher Wahrscheinlichkeit angestiegen.

Bei dieser großen Bereitschaft, sich dem Thema mit einer freiwilligen, schriftlich fixierten Entscheidung zu stelllen, sehe ich absolut keine Notwendigkeit für den vom Bundesgesundheitsmnister Spahn losgetretenen Aktionismus und verweise auf die vielen anderen organisatorischen Mängel, die zu einer Verringerung der möglich Spenderorgane führen. Dort anzusetzen ist der einzig richtige Weg.
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