Medizin
Diabetes: Mehr Amputationen und Ketoazidosen nach Behandlung mit SGLT2-Inhibitoren
Donnerstag, 15. November 2018
Stockholm – Die Verordnung von SGLT2-Inhibitoren, einer neuen und allgemein als nützlich eingestuften Gruppe von Diabetesmedikamenten, war in einer Kohortenstudie im britischen Ärzteblatt (BMJ 2018; 363: k4365) mit einem 2-fach erhöhten Risiko auf eine Unterschenkelamputation und eine Ketoazidose verbunden. Andere derzeit diskutierte Risiken wurden nicht bestätiget.
Die SGLT2-Inhibitoren Dapagliflozin, Empagliflozin und Canagliflozin senken den Blutzucker, indem sie die Rückresorption von Glukose in den Nierentubuli hemmen. Die Verträglichkeit ist im allgemeinen gut, es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit. In der CANVAS-Studie, einer der Endpunktstudien, in denen die Hersteller die kardiovaskuläre Sicherheit ihrer Medikamente belegen müssen, war es unter der Behandlung mit Canagliflozin überraschenderweise zu einem Anstieg von Amputationen und Knochenbrüchen gekommen.
Der US-Arzneimittelbehörde FDA wurden außerdem Fälle über diabetische Ketoazidosen, akute Nierenschädigungen und schwere Harnwegsinfektionen zugetragen. Die FDA prüft außerdem, ob es unter der Behandlung zu einer Pankreatitis kommen kann.
Peter Ueda vom Karolinska Institut in Stockholm und Mitarbeiter haben anhand der Krankenregister von Schweden und Dänemark untersucht, ob bei Patienten, die mit den neuen Antidiabetika behandelt wurden, die Zahl der Komplikationen gestiegen ist.
Sie verglichen dazu die Daten von 17.213 Patienten, die zwischen Juli 2003 und Dezember 2016 mit der Einnahme eines SGLT2-Inhibitors begonnen hatten, mit 17.213 Patienten, die einen GLP1-Rezeptoragonisten erhielten. Beide Gruppen hatten vergleichbare Patienteneigenschaften. Für eine genauere Analyse wurden in einem zweiten Schritt jeweils 17.213 Patienten mit identischen Eigenschaften gegenübergestellt.
Diese Propensity-Analyse bestätigte, dass die Zahl der Unterschenkelamputationen und der Ketoazidosen erhöht ist. Für die Amputationen ermittelten die Epidemiologen eine Hazard Ratio von 2,32, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,37 bis 3,91 signifikant war. Gleiches gilt für die Ketoazidosen mit einer Hazard Ratio von 2,14 (1,01-4,52). Das absolute Risiko war jedoch gering. Die Zahl der Amputationen stieg von 1,1 auf 2,7 pro 1.000 Behandlungsjahre, bei den Ketoazidosen gab es eine Zunahme von 0,6 auf 1,3 pro 1.000 Personenjahre.
Die anderen diskutierten Komplikationen traten bei den Neuanwendern von SGLT2-Inhibitoren nicht häufiger auf als bei den Neuanwendern von GLP1-Rezeptoragonisten. © rme/aerzteblatt.de
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