Politik
Kritik an Umfrage zur Pflegekammer in Hessen
Donnerstag, 22. November 2018
Wiesbaden – Die kurz vor der Landtagswahl in Hessen von der Landesregierung beauftragte Befragung unter Pflegekräften zur Pflegekammer ist beim Deutschen Pflegerat (DPR) auf Kritik gestoßen.
Laut dem Hessischen Sozialministerium haben sich 51,1 Prozent der befragten Pflegefachpersonen, die eine mindestens dreijährige Ausbildung erfolgreich absolviert haben, gegen die Gründung einer Pflegekammer ausgesprochen. Für eine Pflegekammer sind 42,9 Prozent der Befragten, sechs Prozent der Befragten hatten dazu keine Meinung.
Der DPR bemängelte heute, es lägen ihm Berichte vor, dass die Auswahl und die Ansprache der zu Befragenden Pflegekräfte sich „chaotisch“ gestaltet hätten. „Das Ergebnis hat keine Aussagekraft, da die Befragung nicht repräsentativ angelegt war. Die Ergebnisse können auch nicht in diesem Sinne umgedeutet werden“, erklärte DPR-Präsident Franz Wagner.
Er fand auch deutliche Worte zu Äußerungen des Präsidenten des Arbeitgeberverbandes Pflege, Thomas Greiner. Dieser hatte erklärt, das Ergebnis müsse für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seinen Pflegestaatssekretär Andreas Westerfellhaus ein Grund sein, innezuhalten und zu akzeptieren, dass vor allem die allermeisten Altenpfleger eine solche Zwangsbeglückung nicht wollten. Greiner hatte eine Bundespflegekammer für tot erklärt.
Wagner hält das für unsinn. „Es ist bezeichnend, dass gerade diejenigen, die bei tatsächlich repräsentativen Befragungen mit positivem Ergebnis pro Pflegekammer immer deren Aussagekraft bezweifelt haben, jetzt auf der Basis dieser Zahlen einen Beweis gegen die Kammergründung erbracht sehen“, sagte Wagner. Wer jetzt glaube, dass die Bundespflegekammer tot sei, der irre.
Wagner zufolge zeigten die Reaktionen auf das Ergebnis im Gegenteil, dass Pflegekammern und eine Bundespflegekammer dringender denn je für die Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegeprofession in ganz Deutschland benötigt würden. „Wenn bestimmte Leute solche Angst vor Pflegekammern haben, ist das geradezu eine Empfehlung, das Ziel weiter zu verfolgen“, so Wagner. © may/aerzteblatt.de

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