Politik
Kritik der AOK am Einsatz für Qualität in Krankenhäusern
Donnerstag, 6. Dezember 2018
Berlin – Der AOK-Bundesverband wirft der Großen Koalition und den Bundesländern fehlenden Willen zur Durchsetzung besserer Qualität in den deutschen Krankenhäusern vor. In der deutschen Kliniklandschaft gebe es zahlreiche Mängel. Der feste Wille zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität sei in der Krankenhausgesetzgebung der Großen Koalition, aber auch in der Krankenhausplanung der Bundesländer nicht mehr erkennbar, bemängelte der Vorstandsvorsitzende des Kassenverbandes, Martin Litsch, heute in Berlin.
Die Länder könnten „die Behandlung der Patienten schnell durch entsprechende Vorgaben für ihre Kliniken verbessern“, sagte Litsch weiter. Eine aktuelle Qualitätsstudie zeige unter anderem Defizite bei der Versorgung von Frühgeborenen. In diesem Bereich sei den Krankenhäusern eine „viel zu geringe Mindestmenge von 14 Fällen pro Jahr“ gesetzt. Die Analyse von AOK-Abrechnungsdaten zeige, dass Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm eine schlechtere Überlebenschance hätten, wenn sie in Kliniken versorgt würden, die weniger als 34 Fälle pro Jahr vorweisen könnten.
Ein Dauerthema sei auch die „Gelegenheitschirurgie“ bei Krebs. „Zu viele Kliniken mit geringer Erfahrung wagen sich an komplexe Therapien und gefährden damit die Patientensicherheit“, sagte Litsch. Ein Viertel der 781 behandelnden Kliniken hat laut der Untersuchung 2016 maximal acht Brustkrebsoperationen durchgeführt. Ein weiteres Viertel führte demnach im Mittel 26 Operationen durch, was etwa einen Eingriff alle zwei Wochen bedeutet. Auch bei den zunehmenden Herzklappenoperationen ließe sich die Qualität mit stärker zentralisierten Strukturen erheblich verbessern, hieß es.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wies die Vorwürfe zurück. Der AOK-Bundesverband verunsichere die Patienten mit „veralteten Zahlen“. So habe eine neue Richtlinie in den vergangenen Jahren bereits zu einer „erheblichen Zentralisierung“ im Bereich der Herzklappenoperationen geführt, hieß es in einer Mitteilung. Ebenso unverständlich findet die DKG die Kritik in den Bereichen Brustkrebs und Versorgung von Frühgeborenen.
Der AOK-Bundesverband wies die Vorwürfe der DKG wiederum zurück. „Der Vorwurf, wir hätten veraltete Daten verwendet, ist nicht richtig“, sagte ein Sprecher dem Deutschen Ärzteblatt. Bei den verwendeten Daten handele es sich um die aktuellsten Daten, die einrichtungsbezogen (je Klinik) verfügbar seien.
Der Qualitätsmonitor 2019 ist eine gemeinsame Publikation des Vereins Gesundheitsstadt Berlin, des Wissenschaftlichen Instituts der AOK und der Initiative Qualitätsmedizin. Sie liefert für ausgewählte Krankheitsbilder und Behandlungen detaillierte Daten zu Fallzahlen und Qualitätskennzahlen der deutschen Krankenhäuser. © kna/may/aerzteblatt.de

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