Die KBV-Vorstände Thomas Kriedel, Andreas Gassen und Stephan Hofmeister (v.l.) /Georg J. Lopata
Berlin – Die Zufriedenheit der Bevölkerung mit den niedergelassenen Ärzten bleibt hoch. Laut der heute veröffentlichten Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) betrachteten 91 Prozent aller Befragten ihr Vertrauensverhältnis zum letztbesuchten Arzt als „gut“ (38 Prozent) oder „sehr gut“ (53 Prozent).
„Die Befragung verdeutlicht die hohe Wertschätzung für die Arbeit der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte“, resümierte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Die Zufriedenheitswerte und die Kompetenzzuschreibungen der Befragung befänden sich auf konstant hohem Niveau.
Zudem sei feststellbar, dass sich die Wartezeiten von gesetzlich und privat Versicherten – entgegen manchen Behauptungen – immer mehr angleichen, betonte der KBV-Chef.
Der Anteil der gesetzlich Versicherten, die ohne Wartezeit einen Termin bekamen, ist laut KBV-Befragung mit 31 Prozent (plus 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) nahezu identisch mit dem entsprechenden Anteil der privat Versicherten mit 30 Prozent (± 0 Prozent). Acht von zehn Befragten (80 Prozent) gaben an, dass es nicht zu lange gedauert habe, bis sie einen Termin bekamen (Vorjahr: 79 Prozent).
Ein weiteres positives Ergebnis der Umfrage: Die Bekanntheit der Telefonnummer 116117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst hat erneut deutlich zugenommen. Nach 37 Prozent im Vorjahr meinen jetzt 45 Prozent aller Befragten, dass sie die Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst kennen.
Unter denjenigen Befragten, die angeben, diese Nummer zu kennen, antworteten auf Nachfrage nach der genauen Telefonnummer 71 Prozent korrekt – dies entspricht einem faktischen Bekanntheitsgrad von 32 Prozent (2019: 19 Prozent). Für KBV-Chef Gassen ein gutes, aber noch ausbaufähiges Zwischenergebnis. Den „Härtetest als Corona-Hotline“ habe die Rufnummer aber bestanden und ihre Stabilität unter Beweis gestellt.
Mehr als die Hälfte der Versicherten (51 Prozent) versprechen sich grundsätzlich künftig Vorteile von der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Allerdings befürchten 39 Prozent auch, dass sich das Verhältnis von Ärzten und Patienten eher verschlechtert.
„Der persönliche Kontakt sowie das persönliche Gespräch mit dem Arzt bleibt deshalb der Goldstandard und wird von Patienten auch so gewünscht“, sagte Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Keine App, selbst wenn sie demnächst von den Krankenkassen bezahlt wird, könne den persönlichen Kontakt zum Arzt ersetzen.
Empfehlungen zu Gesundheits-Apps möchten 58 Prozent der Smartphone-Nutzer unter den Patienten am liebsten von ihrem Arzt. KBV-Vize Hofmeister sieht hierin einen weiteren hohen Vertrauensbeweis für die Ärzte.
Gassen betonte in diesem Zusammenhang, eine vollumfängliche Beratung durch die Ärzte sei angesichts des großen und schnelllebigen Marktes „nicht leistbar“. Man werde sich im Versorgungsalltag auf die durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) getesteten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) konzentrieren – diese können von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden.
Generell nutzen die Versicherten zunehmend Gesundheits-Apps. Innerhalb von drei Jahren stieg die Nutzerrate bei den Befragten von 13 auf jetzt 18 Prozent – in der Altersgruppe bis 29 Jahre nutzen fast ein Drittel Gesundheits-Apps auf dem Smartphone.
Als eine der größten Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem in den nächsten Jahren wurde von den Befragten die knapper werdende „Ressource Arzt“ genannt. Die entsprechenden Sorgen seien bei den Versicherten längst angekommen, so Gassen. Diese sollten auch von der Politik endlich ernst genommen und angegangen werden.
Die Arbeitsbedingungen in den Praxen müssten so gestaltet werden, dass sich junge Ärzte wieder verstärkt niederlassen – die „immer restriktiveren Eingriffe der Politik in die Praxen“, etwa bei der Digitalisierung, seien kontraproduktiv.
Für die Versichertenbefragung der KBV hat die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH vom 16. bis 25. März 2020 in Deutschland insgesamt 2.036 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger telefonisch befragt. © aha/aerzteblatt.de
Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.