Berlin – Die Einführung einer Bürgerversicherung könnte eine Beitragserhöhung für gesetzlich Versicherte von 1,5 Prozentpunkten zur Folge haben. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt die Studie „Budget impact Bürgerversicherung“ des Instituts für Mikrodaten-Analyse (IfMDA, Kiel).
Würden die Pro-Kopf-Ausgaben von gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) so vereinheitlicht, dass die Gesamteinnahmen und -ausgaben unverändert bleiben, würde das die heutigen GKV-Versicherten zusätzlich belasten, heißt es in der Analyse. Die heutigen PKV-Versicherten, die dann in der gesetzlichen Bürgerversicherung wären, würden dagegen massiv entlastet.
Institutsleiter Thomas Drabinski erläuterte, wenn man, wie von der Politik vorgegeben, davon ausgehe, dass das Gesundheitssystem bei einem solchen Wechsel insgesamt nicht schlechter dastehen solle als heute, bedeute dies eine Angleichung der Leistungen für GKV-Versicherte an die der PKV-Versicherten und damit höhere Beiträge. Zur Zeit liegt der Durchschnittsbeitrag in der GKV bei 15,7 Prozent. Nach den Berechnungen wären es 17,2 Prozent.
Bei Einführung einer Bürgerversicherung würden die Privatversicherer laut Drabinski zudem einen unverhofften Gewinn einfahren, da Altersrückstellungen von rund 210 Milliarden Euro (bis Ende 2017) zur eigenen unternehmensinternen Verwendung einbehalten werden könnten. Die Umsetzung einer ausgabenneutralen Bürgerversicherung wäre damit eine umfassende Subventionierung der PKV.
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Eine nicht ausgabenbudgetneutrale Bürgerversicherung würde die PKV dem Institut zufolge darüber hinaus zusätzlich entlasten. Allerdings würden dann dem Gesundheitssystem weniger Finanzmittel zur Verfügung stehen, was über eine Verdreifachung des Bundeszuschusses ausgeglichen werden müsste, so die Analyse. Würde ein solcher Ausgleich nicht stattfinden, müsste ein Teil der medizinischen Infrastruktur wie Krankenhäuser, Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken abgebaut werden und die Preise für Arzneimittel und Medizinprodukte gesenkt werden, heißt es weiter.
„Die aktuellen Analysen zeigen, dass mit der andiskutierten Vereinheitlichung des Gesundheitssystems vor allem finanzielle Risiken für die GKV-Versicherten zu erwarten sind“, sagte Drabinski. Anstelle zu vereinheitlichen, sollte die Gesundheitspolitik die Dualität aus GKV und PKV einer strukturellen Überarbeitung unterziehen, rät er. © dpa/may/aerzteblatt.de
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