London − Eine mechanische Beatmung kann das Leben von Patienten mit COVID-19 nicht immer retten. Von den Patienten, die in Großbritannien auf Intensivstationen beatmet werden, konnte nach den vom britischen „Intensive Care National Audit and Research Center“ (ICNARC) über Ostern veröffentlichten Ergebnissen nur jeder 3. später lebend entlassen werden. Die Behandlungsergebnisse scheinen damit ungünstiger zu sein als bei anderen Viruspneumonien.
Laut ICNARC sind in England, Wales und Nordirland bisher 2.883 Patienten mit bestätigter COVID-19 auf einer Intensivstation behandelt worden. Von diesen sind bisher 871 Patienten gestorben, während 818 Patienten lebend entlassen werden konnten. Die übrigen 2.194 Patienten wurden bei der Datenanalyse noch auf Intensivstation behandelt.
Die 30-Tages-Sterblichkeit in der Gesamtgruppe liegt bei 51,6 %. Sie ist damit deutlich ungünstiger als in einer Vergleichsgruppe von Patienten, deren Pneumonie durch andere Viren verursacht wurde. Dort betrug die 30-Tages-Sterblichkeit 22,0 %.
Die Überlebenschancen der COVID-19-Patienten sind deutlich besser, wenn sie keine Beatmung benötigen. In dieser Gruppe betrug die Sterberate 19,4 %. Bei den beatmeten Patienten lag sie dagegen bei 66,3 %.
Der wichtigste Risikofaktor für einen tödlichen Ausgang ist das Lebensalter. Von den über 80 Jahre alten Patienten verließen nur 27,1 % lebend die Intensivstation. In der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen überlebten 31,3 %, bei den 60- bis 69-Jährigen waren es 43,6 %, bei den 50 bis 59-Jährigen 58,9 %. Diese Zahlen betreffen die Gesamtgruppe der beatmeten und nicht-beatmeten Patienten.
Die Ergebnisse sind damit nicht wesentlich besser als in Wuhan. In einer Fallserie einer einzelnen Klinik hatten 32 von 52 Patienten (62,5 %) die Intensivstation nicht lebend verlassen. Von den verstorbenen Patienten waren 30 (94 %) beatmet worden. Von den 20 Patienten, die überlebten, hatten nur 7 (35 %) eine mechanische Beatmung benötigt, wie You Shang bereits am 20. Februar in Lancet Respiratory Medicine (2020; DOI: 10.1016/S2213-2600(20)30079-5) berichtet hatte.
Auch eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO), die nur an wenigen Zentren möglich ist, bietet keine Garantie für das Überleben der Patienten. Nur 4 von 8 COVID-19-Patienten, die an der Fudan Universität in Shanghai mit ECMO behandelt wurden, überbelebten (ASAIO Journal 2020; doi: 10.1097/MAT.0000000000001172). © rme/aerzteblatt.de
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