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MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Rheumatoide Arthritis und andere immunvermittelte Erkrankungen: Eine geringe Entzündungsaktivität ist die beste Prävention gegen COVID-19

Siegmund-Schultze, Nicola

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Foto: Science Photo Library/ Chris Bjornberg
Foto: Science Photo Library/ Chris Bjornberg

Schätzungen zufolge haben 5–8 % der Bevölkerung eine immunvermittelte entzündliche Erkrankung (IMID). In der Coronapandemie stellt sich die Frage, ob es Wechselwirkungen zwischen IMIDs oder Medikamenten gegen die chronisch entzündlichen Krankheiten mit SARS-CoV-2 oder mit dem Verlauf von COVID-19 gibt. Dies wurde in einer internationalen, sektorenübergreifenden Studie für folgende klinische Diagnosen untersucht:

  • rheumatoide Arthritis,
  • axiale Spondyloarthritis,
  • Lupus erythematodes,
  • Sjögren Syndrom oder
  • Riesenzellarteriitis.

Es wurden demografische Merkmale, Komorbiditäten, Behandlung, IMID-Krankheitsschübe und Symptome von COVID-19 erfasst und die Teilnehmer regelmäßig auf SARS-CoV-2-Antikörper untersucht (Seroprävalenz). Über multivariable logistische Regressionsanalysen wurden IMIDs und andere potenzielle Faktoren, die den Verlauf von COVID-19 beeinflussen könnten, untersucht.

Von 3 028 erwachsenen Patienten mit IMIDs lagen komplette Datensätze vor. Sie waren durchschnittlich 58 Jahre alt und zu 73,9 % Frauen. Rheumatoide Arthritis war die häufigste Diagnose.

SARS-CoV-2-Antikörper fanden sich bei 5,5 % der Teilnehmer ([95-%-Konfidenzintervall] [4,7; 6,4]) und 4 % hatten ein symptomatisches COVID-19 ([3,4; 4,8]). 19,7 % der symptomatisch an COVID-19-Erkrankten mussten stationär behandelt werden und 3,3 % der COVID-19-Kranken starben.

IMID-Schübe waren mit einem erhöhten Risiko für COVID-19 assoziiert (Odds Ratio [OR]: 1,27 [1,02; 1,58]; p = 0,030) und dasselbe galt für erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins (OR: 1,18 [1,05; 1,33]; p = 0,0063). Bei mit Biologika Behandelten war das Risiko für eine COVID-Erkrankung geringer als in der Gesamtgruppe (OR: 0,51 [0,32; 0,82]; p = 0,0057). 21,6 % der 3 028 Teilnehmer hatten im Beobachtungszeitraum mindestens einen Krankheitsschub.

Fazit: Die Prävalenzen von SARS-CoV-2-Antikörpern und stationären Therapien wegen COVID-19, aber auch die COVID-19-Sterblichkeit von Patienten mit rheumatoider Arthritis und anderen IMIDs entsprachen etwa denen der Allgemeinbevölkerung (2). „Zu Beginn der Pandemie stellte sich die Frage, ob immunmodulierende Therapien wie Antimalariamittel, Janus-Kinase-Inhibitoren oder Interleukin-6-Hemmer ein besonderes Risiko für Patienten mit immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen sind oder ob sie von besonderem Nutzen bei der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus sein könnten“, kommentiert Prof. Dr. med. Matthias Schneider, Direktor der Klinik „Poliklinik und Funktionsbereich Rheumatologie“ am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Hier hat die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie von Anfang an dazu geraten, bestehende notwendige Therapien nicht zu verändern. Diese Strategie wird durch die Daten dieser aktuellen Untersuchung, aber auch durch die Ergebnisse anderer Studien unterstützt: Neben den allgemein empfohlenen Hygienemaßnahmen ist die Kontrolle der Krankheitsaktivität die beste Prävention für Menschen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen.“

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

  1. Saadoun D, Vieira M, Vautier M, et al.: SARS-CoV-2 outbreak in immune-mediated inflammatory diseases: the Euro-COVIMID multicentre cross-sectional study. Lancet Rheumatol 2021; https://doi.org/10.1016/S2665-9913(21)00112-0.
  2. Wallace DJ: COVID-19 in patients with rheumatic disease: finally, a denominator. Lancet Rheumatol 2021; https://doi.org/10.1016/S2665-9913(21)00121-1.
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