/okrasyuk adobe.stock.com
Jena – Zahlreiche Prognosemodelle zur Vorhersage des Krankheitsverlaufs bei verschiedenen neurologischen und neurochirurgischen Krankheitsbildern weisen offenbar erhebliche Lücken auf. Das berichten die Deutsche Gesellschaft für Neurointensivmedizin (DGNI) und die Neurocritical Care Society (NCS).
Ausgangspunkt der Diskussion war ein Treffen von Experten im Rahmen der ANIM2018, der Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin im Februar 2018 in Würzburg. Den Stand der Diskussion und einen Ausblick haben die Fachgesellschaften jetzt in der Zeitschrift Neurocritical Care (doi 10.1007/s12028-019-00769-6) dargestellt.
Bei der Veranstaltung wurden acht häufig vorkommende neurointensivmedizinische Erkrankungen vorgestellt und in einer ausführlichen Publikumsdiskussion kritisch hinterfragt.
Ergebnis: Die bestehenden Prognosemodelle für die aneurysmatische Subarachnoidalblutung, die intrazerebrale Blutung, den akuten ischämischen Schlaganfall, die traumatische Hirnverletzung, die traumatische Rückenmarksverletzung, den Status epilepticus, das Guillain-Barré-Syndrom und den Hirnschaden durch Sauerstoffmangel nach Herzkreislaufstillstand weisen signifikante Lücken auf.
Die häufigsten waren neben bekannten Bedenken zur „self-fulfilling prophecy“, der sich selbst erfüllenden Voraussage über den Zustand eines Patienten, vor allem fehlende Informationen und mangelnde Berücksichtigung von Begleiterkrankungen sowie die fehlende Einbeziehung von Parametern der stationären Versorgung und des Krankheitsverlaufs.
Keins der Prognosemodelle enthält laut den Fachgesellschaften aussagekräftige Informationen über klinische Ereignisse wie das Ansprechen auf die Behandlung, den zeitlichen Ablauf von Krankheitsprozessen und krankheitsspezifische pathophysiologische Prozesse.
„Gerade aber eine fortlaufende klinische Neubewertung, die zum Beispiel auch die Feststellung einer frühen Besserung oder Verschlechterung impliziert, wurde in der Expertendiskussion als wichtige Überlegung angesehen“, hieß es aus DGNI und NCS. Die jetzt vorliegende „Lückenanalyse“ bildet den Fachgesellschaften zufolge einen Rahmen für weitere klinische Studien. © hil/aerzteblatt.de
Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.