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Berlin – Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat sich für eine Masern-Impfpflicht ausgesprochen. „Der Staat muss dann handeln, wenn das Risiko, in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen Mitmenschen zu gefährden, anders nicht in den Griff zu bekommen ist", erklärte Giffey am Wochenende. Einer Umfrage des Instituts Emnid für die Bild am Sonntag zufolge ist eine deutliche Mehrheit der Deutschen für eine solche Verpflichtung.
Es gehe nicht nur um die Verantwortung jedes Einzelnen für sich und seine Kinder, sondern auch um die Verantwortung für andere Menschen, fuhr Giffey fort. Eine Impfflicht einzuführen sei indes „keine leichtfertige Entscheidung", sondern müsse das Ergebnis einer „sorgfältigen Abwägung" sein.
Unterstützung für die Einführung einer Masern-Impfpflicht kam zuletzt auch vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery. Im Bundesgesundheitsministerium laufen derzeit Gespräche über verpflichtende Impfungen von Kindern gegen Masern. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält sie in Kitas und Schulen für sinnvoll.
In der Emnid-Umfrage sprachen sich 77 Prozent für eine Masern-Impfpflicht aus, 20 Prozent dagegen. In Ostdeutschland war die Zustimmung mit 90 sogar noch deutlich höher, in Westdeutschland waren es 74 Prozent. Befragt wurden am vergangenen Donnerstag 506 Menschen.
Über eine Impfpflicht wurde in Deutschland bereits wiederholt diskutiert, vor allem nach regionalen schweren Masernausbrüchen. Anlass der aktuellen Debatte ist eine verstärkte Häufung von Masernfällen unter anderem im Raum Hildesheim.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ablehnung von Impfungen kürzlich zu einer der zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt, weil vor allem die medizinisch mögliche Ausrottung der Masern durch die in den Industrieländern verbreitete Verweigerung von Impfungen verhindert werde. © afp/aerzteblatt.de
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