Prag – In Tschechien tritt heute – am Weltnichtrauchertag – ein neues Rauchverbot in Kneipen und Gaststätten in Kraft. Wer sich in den Innenräumen der Lokale dennoch eine Zigarette anzündet, muss mit einem Bußgeld von umgerechnet bis zu 200 Euro rechnen. Tschechien galt als eines der letzten Raucherparadiese in Europa. Das Parlament in Prag hatte sich im Januar nach Dutzenden erfolglosen Anläufen zu dem Verbot durchgerungen. Präsident Milos Zeman, obgleich selbst Kettenraucher, unterzeichnete das Gesetz einen Monat später.
Manche Beobachter rechnen damit, dass in vielen Kneipen munter weitergeraucht wird – und das, obwohl die Betreiber bei Übertretungen nach einer Schonzeit von 90 Tagen mit bis zu 1.900 Euro zur Kasse gebeten werden. Einige Gemeinden befürchten, dass sich vor den Gastronomiebetrieben lautstarke Ansammlungen von Rauchern bilden und die Anwohner stören. Der von vielen Touristen besuchte erste Prager Stadtbezirk schickt spezielle Anti-Konflikt-Teams in die Straßen.
Die meisten Raucher haben wenig Verständnis für das Verbot, das auch in Kinos und Theatern gelten wird. Für sie gehört zum böhmischen Bier die Zigarette. Gesundheitsminister Miloslav Ludvik verteidigte das Gesetz. „Das ist eine sehr lautstarke Minderheit, aber ich vertraue auf den gesunden Menschenverstand der schweigenden Mehrheit“, sagte der Sozialdemokrat im Sender CT. Als Nichtraucher sei er froh, Restaurants „nicht länger danach aussuchen zu müssen, ob man überhaupt hineingehen kann“.
An den Folgen des Rauchens sterben in Tschechien nach Behördenangaben jährlich rund 18.000 Menschen. Mehr als jeder Fünfte gibt an, täglich zum Glimmstängel zu greifen. Selbst unter den 16-Jährigen liegt der Anteil der Raucher bereits bei mehr als 15 Prozent. © dpa/aerzteblatt.de
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