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Berlin – Rückenschmerz ist nicht nur ein Problem Erwachsener, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Das hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) anlässlich des heutigen Tages der Rückengesundheit betont. Die Fachgesellschaft weist auf die Kinderstudie KiGGS des Robert-Koch-Instituts hin: Danach gaben mehr als drei Viertel der Elf- bis 17-Jährigen an, in den vergangenen drei Monaten Schmerzen gehabt zu haben. Fast die Hälfte davon klagte dabei über Rückenschmerzen.
Als häufigste Ursache für die enorme Zunahme vermuten Ärzte zu wenig Bewegung. „Ohne ausreichend Bewegung werden die für die Haltung so wichtigen kindlichen Muskeln zu schwach ausgebildet. Das begünstigt Fehlstellungen der Wirbelsäule. Es kann zur Verkümmerung der Muskulatur kommen, sodass die stützende und koordinierende Funktion der Muskeln auf die Körperhaltung unzureichend ist“, erklärte Robert Rödl, erster Vorsitzender der DGOU-Sektion „Vereinigung für Kinderorthopädie“ und Chefarzt der Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie am Universitätsklinikum Münster.
Laut der Fachgesellschaft spielt körperliche Aktivität im täglichen Leben von Kindern und Jugendlichen eine immer geringere Rolle. Nur noch eine Minderheit der Heranwachsenden sei fast jeden Tag mindestens eine Stunde körperlich aktiv und erfülle damit die aktuelle Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation.
Die DGOU empfiehlt, Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen und sich zusammen mit ihrem Kind in der Freizeit bewegen. Kurze tägliche Wege zur Schule oder zur Kita sollten Kinder nach Möglichkeit mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Um Freiräume für Sport und Bewegung zu schaffen, sollten Familien außerdem die Nutzungszeiten von Fernseher, Computer oder Smartphone begrenzen. Sinnvoll sei in diesem Zusammenhang, einen fernsehfreien Tag in der Woche oder in regelmäßigen Abständen ein fernsehfreies Wochenende einzulegen.
Rückenleiden sind im vergangenen Jahr der Grund für 8,3 Prozent aller Fehlzeiten der Arbeitnehmer in Deutschland gewesen, wie aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervorgeht. Im Schnitt ging demnach jeder Versicherte 1,3 Tage lang wegen Rückenleiden nicht zur Arbeit.
Im Vergleich zum Jahr 2017 (8,8 Prozent) war der Anteil rückenbedingter Fehltage damit leicht rückläufig. Trotzdem sind Muskel-Skelett-Erkrankungen laut TK weiterhin nach psychischen Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen in Deutschland. Der Gesundheitsreport basiert auf den Daten der gut fünf Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen.
Zum Tag der Rückengesundheit will die Krankenkasse nicht nur Arbeitnehmer zu mehr Bewegung und Stressabbau motivieren. Gefordert seien „auch die Arbeitgeber, mit Gesundheitsförderung im Betrieb dafür zu sorgen, Arbeit gesünder zu gestalten“. © hil/afp/aerzteblatt.de
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