dpa
Houston – Yoga kann Brustkrebspatientinnen helfen, die Strapazen einer Strahlentherapie zu ertragen und sich im späteren Leben besser zurecht zu finden. Dies zeigt eine randomisierte kontrollierte Studie im Journal of Clinical Oncology (2014; doi: 10.1200/JCO.2012.48.2752), die erstmals die Wirkungen von Yoga und einfachen Streckübungen verglich.
Viele Brustkrebspatientinnen erhalten nach der Operation eine Strahlentherapie, die sich in der Regel über mehrere Wochen erstreckt. Während dieser Zeit sind die Patientinnen fast täglich in der Strahlenklinik. Das Team um Lorenzo Cohen, Leiter am Integrative Medicine Program des M. D. Anderson Cancer Center in Houston, einer der größten Behandlungszentren für Krebserkrankungen in den USA, hat dies zum Anlass genommen, 191 Brustkrebspatientinnen auf eine begleitende Yoga-Therapie, auf einfache Streckübungen oder auf eine Kontrollgruppe ohne entsprechende Anleitungen zu randomisieren. Die Forscher kooperierten dabei mit der Swami Vivekananda Yoga Anusandhana Samsthana oder S-VYASA, einer Yoga-Akademie in Bangalore, Indien.
Die Yoga-Sitzungen, aber auch die Streckübungen fanden über einen Zeitraum von sechs Wochen (parallel zur Strahlentherapie oder während der Wartezeit) dreimal wöchentlich statt. Endpunkte waren die Veränderungen der Antworten in einem Fragebogen zur Lebensqualität sowie Fragen zu einigen häufigen Begleiterscheinungen der Krebstherapie wie Fatigue, Depression oder Schlafstörungen. Außerdem wurden zu mehreren Zeitpunkten mehrfach täglich Speichelproben entnommen, um die Konzentration des Stresshormons Cortisol zu bestimmen.
Wie Cohen mitteilt, war der Abfall der täglichen Cortisol-Werte im Yoga-Arm am stärksten ausgeprägt. Für den Mediziner Cohen ist dies ein Hinweis, dass die Yoga-Übungen den Frauen geholfen haben, den durch die Erkrankung und die Behandlung bedingten Stress am besten abzubauen. Dies sei auch deshalb wichtig, weil ein gestörter Cortisol-Tagesrhythmus die Prognose beim Mammakarzinom ungünstig beeinflussen könne.
Die Frauen im Yoga-Arm berichten über eine Linderung der Fatigue, unter der viele Brustkrebspatientinnen nach der Strahlentherapie leiden. In diesem Endpunkt erzielten auch die Streckübungen eine signifikante Wirkung im Vergleich zur Kontrollgruppe. In puncto körperliche Lebensqualität war die Yoga-Gruppe Cohen zufolge jedoch gegenüber den Streckübungen im Vorteil.
Die Yoga-Übungen hätten es den Patientinnen erleichtert, nach der Radiotherapie die Rückkehr in ihr normales Alltagsleben zu finden. Ein Einfluss auf Depression und Schlafqualität war jedoch weder für die Yoga-Sitzungen noch für die Streckübungen nachweisbar.
Cohen plant jetzt mit Unterstützung des US-National Cancer Institute eine Phase-III-Studie, die die Wirkung von Yoga bei Brustkrebspatientinnen weiter untersuchen soll. Er hofft darin, die Kostenträger vom ökonomischen Nutzen der Therapie überzeugen zu können, der sich unter anderem aus einer früheren Rückkehr der Patientinnen in ein produktives Arbeitsleben ergeben könnte. © rme/aerzteblatt.de
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