Vom Arztdasein in Amerika

Vom Arztdasein in Amerika

Das Staatsexamen wurde 2007 abgelegt, und nicht nur die Frage der Fachrichtung, sondern auch die des Arbeitsortes musste beantwortet werden. Nachdem das Assistenzarztdasein in Frankreich und Deutschland ausprobiert wurde, ging es nach Minneapolis im Jahr 2009. Es schreibt Dr. Peter Niemann über seine Ausbildung zum Internisten (sowie der Zeit danach) und über die Alltäglichkeiten, aber auch Skurrilität eines Arztlebens in USA.

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Vom Arztdasein in Amerika

Maskenpflicht wird allmählich – aber nicht vollständig – aufgehoben

Montag, 7. März 2022

Es ist Ende Februar 2022 und wer unterwegs in den Städten von Nord- oder Süddakota ist, sieht kaum noch Gesichtsmasken. Draußen auf dem Lande nahm man sie sowieso nie ernst, und betrachtete die Mundbedeckungen als ein Spleen der Städter, wobei diese natürlich den Kopf wiederum über die sie mit Lebensmittel versorgende ländliche Bewohner schütteln, aber das taten sie schon vorher, über deren komischer Dialekt und altbackene Bekleidung wie Rock und Haarhaube.

Doch nun sind auch in den Städten Fargo, Sioux Falls, Grand Forks und wie sie alle noch so heißen die Restaurants, Bars, Kinos, Frisörsalons, Einkaufszentren im Prinzip maskenfrei. Klar, man beobachtet noch den gelegentlichen Amerikaner, der sie noch beim Einkauf trägt, wie auch Plastikhandschuhe zum Schutz vor Mikroben, doch die Gesichtsbedeckungen werden immer seltener.

Unser oberster Chef hatte uns Ärzten bis Mitte Februar regelmäßig Mahnbriefe geschickt und uns dazu animiert, OP-Masken nicht nur bei der Visite, sondern auch in unserem Büro zu tragen, als Pflicht, aber auch angeraten sie in der Öffentlichkeit zu tragen, weil wir Vorbildfunktion hätten. Doch spätestens am 17. Februar, 2022 kam dann das Rundschreiben, in dem wir Ärzte nun weder in unserem Büro noch in der Öffentlichkeit diese Gesichtsmasken zu tragen haben.

Natürlich schreibe ich hier vom Mittleren Westen und schon im Nachbarstaat Minnesota ist es anders, wo deutlich mehr Menschen diese Masken tragen, ganz zu schweigen von solchen Bundesstaaten wie New York oder Kalifornien, in denen es noch an vielen Stellen eine gesetzlich vorgeschriebene Maskenpflicht gibt. Aber auch hier sind diese vermeintlichen (deshalb vermeintlich, weil die Datenlage sehr kontrovers ist) Schutzmasken auf dem Rückzug und es gibt immer weniger Menschen, die vor den Gefahren dieser Lockerungen warnen.

Doch die Gesichtsmasken werden uns wohl nicht ganz verlassen, denn es kristallisiert sich heraus, dass sie fürderhin in öffentlichen Transportmitteln und Flugzeugen zu tragen sein werden, wie auch in Krankenhäusern, Arztpraxen und vielen staatlichen Stellen. Vor 2020 lächelte man über die Asiaten, die in der Öffentlichkeit OP-Masken trugen, sah solches als inkompatibel mit dem amerikanischen Freiheitsgeist an, nun sind sie zur Pflicht geworden. Das schreibe ich aus aktuellem Anlass, denn in wenigen Stunden geht mein Flugzeug nach Brasilien, wo man sie übrigens auch trägt und manche sogar einen Teintunterschied im Gesicht haben wegen ihnen. Der Mensch ist ein interessantes Wesen, und wir leben in interessanten Zeiten.

LNS
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