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am Freitag, 10. April 2020 um 17:13

Schwangere sind nicht generell immunsupprimiert

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COVID-19-Pandemie tangiert auch Schwangerschaft und Geburt
vom Freitag, 20. März 2020
In diesem Artikel heißt es u.a.: “Denn Schwangere sind gleichsam immunsupprimiert….“
Diese Aussage bedarf der dringenden Korrektur. Denn Schwangere sind nicht generell immunsupprimiert, andernfalls wären sie während der Schwangerschaft für alle möglichen infektiösen und autoimmunen Erkrankungen anfälliger als außerhalb der Schwangerschaft, und dem ist definitiv nicht so.
Richtig ist, daß die TH-2-Antwort des Immunsystems, also die antikörpervermittelte, akzentuiert ist, und zwar gegenüber der proinflammatorischen, zellulären TH-1-Antwort, die abnimmt. So werden z.B. TH-1-vermittelte Autoimmunerkrankungen (wie z.B. die Rheumatoide Arthritis) seltener bzw. nehmen tendenziell ab, eher TH-2-vermittelte wie z.B. der Lupus erythematodes (LE) zeigen eine Akzentuierung. Gleichzeitig wird die Schwangere von wachstumsaktiven Zytokinen bzw. Wachstumsfaktoren geradezu „überschwemmt“. Diese stammen vornehmlich vom Trophoblasten bzw. der Plazenta, sind für das Wachstum und Gedeihen des Embryos/Feten essentiell und fördern die Immunkompetenz der Schwangeren: mit am bekanntesten ist die physiologische Leukozytose während der Schwangerschaft.
Die Schwangere ist also in ihrer Immunkompetenz selektiv gestärkt. Das ist gerade bei Virusinfektionen zu berücksichtigen. Insofern sind die Mitteilungen aus China und der Umstand, daß Schwangere seltener bzw. nicht an einer Corona-Infektion erkranken, nicht sehr überraschend.
Infektionserkrankungen während der Schwangerschaft sind v.a. in Hinblick auf die Induktion einer Frühgeburtlichkeit und fruchtschädigende Wirkungen gefürchtet. Letzteres ist aber bei COVID-19 offensichtlich nicht der Fall (so wie im Artikel richtig dargestellt).
Bleiben noch zwei Dinge festzustellen: Männer habe im Schnitt eine akzentuiertere TH-1-Balance als Frauen. Das mag. ev. ihre diesbezüglich höhere Erkrankungshäufigkeit erklären. Und die Nichtabstoßung eines Embryos in utero beruht im wesentlichen auf der trophoblastären bzw. plazentaren Expression der nichtklassischen HLA-Gruppen Ib, also HLA-E bis –G (ev. noch weiterer) inklusive Checkpoints wie PD-1/PDl-1, also eine lokalen Interaktion und eben nicht einer allgemeinen Immunsuppression.

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