Der „Vater der westlichen Akupunktur“ ein Scharlatan? Der Franzose George Soulié de Morant hat vermutlich nie in China eine Nadel gestochen oder eine eine Nadelung gesehen. Von rationalen Lehrinhalten kann so keine Rede sein. Die Einführung der „Zusatzbezeichnung Akupunktur“ war voreilig. Sie zementierte spekulative Lehrinhalte, die vielfach dem Aberglauben näher sind als der Wissenschaft.
Diskussionsbeitrag zum Artikel "Am Anfang war ein Scharlatan", Heft 30/10
Leserbrief zu Ihrem Beitrag „ Am Anfang war ein Scharlatan“ von Hanjo Lehmann, Heft 30/10
Der Autor des Artikels ist selbst Mediziner und leitet offensichtlich einen „China Club“ in Berlin. Umso erstaunlicher ist seine hochkritische Haltung gegenüber der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Die Kritik an Herrn Soulié mag in Teilen gerechtfertigt sein. Dennoch dürfte sich dieser auf entsprechende chinesischeFachliteratur gestützt, diese aber als Nichtmediziner zum Teil falsch übersetzt bzw. interpretiert haben. Therapiert hat er selbst wahrscheinlich nie. Unabhängig von Herrn Soulié stammt die im Westen vorliegende und ausbildungsrelevante Literatur von renommierten chinesischen Ärzten oder namhaften westlichen Therapeuten, die lange in China gelernt haben. Insoweit kann von einem wesentlichen Einfluss des Herrn Soulié auf die heute bei uns gelehrte und praktizierte TCM keine Rede mehr sein. Mit der Kenntnis der theoretischen Hintergründe und Verfahrensschritte der syndromdiagnostischen Strukturierung von Erkrankungen mit der Sichtweise, sie als Defekte in einer Regelkreisstruktur Organismus zu werten, sind Erkrankungen erfolgreich therapierbar, die sich dem Zugriff der westlichen Medizin entziehen. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb der Autor die heute gelehrte TCM dem Aberglauben näher sieht als der Wissenschaft. Insbesondere die kontinuierliche Kontrolle der Diagnose durch das Greifen der therapeutischen Maßnahmen, wie etwa das schnelle Sistieren einer Migräne, der Wegfall von Sehstörungen etc, spricht gegen eine solch pauschal abwertende Behauptung. Wenn man weiß, dass es z.B. kernspintomographische Verfahren gibt, die die von der TCM beschriebene Wirkrichtung von Akupunkturpunkten bestätigen, erscheint eine derartige Darstellung noch weniger plausibel. Nur dann, wenn man nie erlebt hat, wie zum Beispiel unter Akupunktur nach westlicher Auffassung austherapierte Fälle genesen, kann man ein derart kritische Haltung zur TCM einnehmen. Es ist sicherlich eine Übertragung des chinesischen Systemverständnisses in eine uns verständlichere oben angeführte Regelkreisbetrachtung des Organismus erforderlich, um jenseits der chinesischen „Phänomen- Bebilderung“ eine zeitgemäße Sprache zu finden. Dies ändert aber nichts an dem außergewöhnlichen Wert des dahinterstehenden integrativen Denkens. Gerade die in den letzten Jahren zunehmende Anerkennung der TCM und deren Teilaspekt Akupunktur führt auf Dauer zu immer besseren Therapeuten, die in der Lage sind Erkrankungen so zu behandeln, dass in vielen Fällen die Kosten der westlichen Medizin deutlich reduziert werden oder fortfallen. Dass dies manchem Interessenvertreter pharmazeutischer Unternehmen nicht gefallen kann, liegt auf der Hand. Der Gesundheitspolitik sollte aber klar sein, welche prophylaktische Bedeutung einer Medizin zukommt, die Erkrankungen erkennt, bevor sich die Morphologie nachweisbar verändert hat, die also die Fehlversorgung einer Struktur erkennt, die in der Folge zu ihrer Degeneration führt. Insoweit hat der Kollege Lehmann eine Diskussion entfacht, die vielleicht fruchtbar sein könnte.
Dr. med. Martin Hürth Huppenbergstr. 9 53343 Wachtberg drhuerth@arcor.de
empfehle die lektüre folgenden links. es geht zwar nicht um akupunktur sondern um homöopathie, die dem ganzen zugrunde liegende thematik jedoch betrifft alle medizinischen verfahren, egal ob klassisch schulmedizinisch, alternativ, komplementär, ganzheitlich, spirituell oder was auch immer.
wer seine logik, seine ratio einsetzt, ist klar im vorteil. viel spaß beim lesen.