Der Beitrag „Mehr Mut zum NEIN-Sagen“ von Harald Kamps in Heft 3/2007 scheint vielen Lesern mit seinen Ansichten des deutschen Gesundheitswesens, bei denen der ärztliche Berufsstand von Kritik nicht ausgespart bleibt, aus dem Herzen gesprochen zu haben. Im Kern lautet seine These: Hierzulande fehlt die fachliche Instanz, die gesunde Menschen vor den potenziell gefährlichen Nebenwirkungen des Gesundheitswesens bewahrt und den kranken Menschen den einfachsten Weg zur Besserung zeigt.
Ich bin immer wieder aufs neue bestürzt übert das Ausmaß von Pharmawerbung im Deutschen Ärzteblatt. Können wir uns wirklich kein werbefreies Zentralorgan leisten? Aber die offenkundige, bezahlte Werbung ist noch nicht einmal das Schlimmste. Viel schlimmer finde ich die als redaktionelle Beiträge getarnten Artikel in den Rubriken Pharma oder Varia, wo unkommentiert Presseberichte der industrie abgedruckt werden. Ein weiteres Beispiel, wo sich das DÄ nicht mit Ruhm bekleckert, ist der aktuelle CME-Beitrag zu Wechseljahrsbeschwerden. Es reicht mir ehrlich gesagt nicht, dass ein Autor sich zu Verbindungen mit einem Hormonpflaster- und Vaginalcreme-Hersteller bekennt. Was mir als Fortbildung vorgesetzt - und damit inhaltlich ja wohl auch empfohlen wird - hätte ich doch gern ganz frei von solchen Verbindungen. Aber vielleicht gibt es das im gynäkologischen Bereich nicht? Folgerichtig verharmlost der Artikel die schweren Nebenwirkungen der HET, die er immerhin nicht gänzlich unter den Tisch fallen lassen kann. An keiner Stelle wird darauf eingegangen, nach welcher Zeit eine HET wieder abgesetzt werden sollte, und was denn dann danach passiert. Oder sollen die Frauen, falls die Wechseljahrsbeschwerden zeitlich verschoben wieder auftauchen, eben bis zum Tode Hormone einnehmen? Fragen sich Gynäkologen eigentlich jemals, welchen biologischen Sinn die natürliche Reduktion der Hormonausschüttung haben könnte und wie Frauen sich an diesen Prozess besser anpassen könnten statt ihn künstlich zu unterbrechen? Aber das wären Forschungsfragen, für die von der Industrie keine Forschungsmittel und andere Gratifikationen zu erwarten sind, sondern "nur" die Dankbarkeit der betroffenen Frauen.
Mein Freund regt sich auch immer über derartige Pharmawerbung und "versteckte" Werbung in den Beiträgen auf!
Ich habe mir die Zeitschrift daraufhin nochmals genauer angeschaut. -Ist ja fast wie die Frauenzeitschriften beim Friseur-, jede zweite/dritte Seite Werbung.
Ich habe 1,5 Jahre als Pharmareferentin gearbeitet und mich dann aus diesem "Geschäft" verabschiedet. Beispiel: Anwendungsbeobachtung. Der Arzt musste 5 Fragen beantworten- ANKREUZEN!!!! und hat dann pro Patient 5€ bekommen.
Hier sagte ich "NEIN"
Jetzt arbeite ich wieder ganz simpel als Krankenschwester---mir geht es besser damit.